Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

statzgen, verb.

statzgen, verb.
stammeln, stottern: balbutire ... statzgen. Dief. gloss. 66ᵇ (voc. v. 1487, 1512 und 1516); labare ... glitzschen vel statzgen. 313ᵃ (gemma gemmar., Straszb. 1512); titubare ... staczgen. 586ᵃ (gloss. des 14. jh.); statzgen, stammlen, balbutire. Dasypodius; balbutio, ich stammle, oder statzge, stosz mit der zungen. ders., lat.-germ.; neben statzen bei Minderer (1620), s. dieses. belege: er hett ain überträge zungen, darumb er ser staczget. Steinhöwel Aesop 38 Österley (lingua tardus atque blactero. vita Esopi 1); also verlore es der herr von Bern, der statzget, lurket und war am allerwenigesten beredt. Zimmer. chron.² 4, 252, 10; beschawe nur wie der truncknen händ, füsz, köpff, ja der gantze leib zittre und schwancke, wie jhnen das gesicht verfalle, die zung statzge, stammle, lalle, und kein glied desz gantzen leibs sein gebür verrichte. Wirsung artzneyb. (1597) 734 D (= 1572 595); die kinder sollen alles stammelns, statzgens, langdönens sich enthalten. Ulmer schulordn. v. 1626. gelegentlich in der schreibung statzigen: so musz der guͦt Moses, Hieremias unnd Zacharias, her halten, die auch gestatziget unnd ya gar stumme seinndt gewesenn. kriegb. des friedes 174ᵃ. schweiz. statzgen Stalder 2, 390 (unter staggeln), statzga (neben staggla, dazu die statzgeta, das stottern). Tobler 406ᵃ; ebenso in Vorarlberg: 'statzga ist das angeborne stammeln. subst. statzgatâ, f.; statzger, m.' Frommann 3, 300; schwäb. statzgen (neben stazzen) Schmid 508; tirol. stàtzgen Schöpf 702. — neben statzgen stehen abweichende formen, einerseits statzen mit der weiterbildung statzeln, s. oben; andrerseits eine bildung mit gs, ks: schweiz. staggsen (neben statzgen und staggeln). Stalder 2, 390, els. staxen stammeln, lallen Klein 2, 196. Martin-Lienhart 2, 620ᵃ (dazu staxele 620ᵇ); pfälz. stagse Autenrieth 136, in Rappenau štaksə Meisinger 180ᵇ. diese parallelformen lassen den zusammenhang und die geschichte des wortes deutlich erkennen. von einer wurzel stag- liegen zwei iterativbildungen neben einander: staggeln, s. das., sp. 538f., und *staggezen, *stagzen. letztere ist in unentstellter form nirgends erhalten, sondern entweder umgestellt zu statzgen oder erleichtert, einerseits zu statzen (vgl. blitzen, schmatzen aus blickezen, smackezen), andrerseits zu stagsen (vgl. drucksen, mucksen, klecksen), indem von der unbequemen lautgruppe gts entweder der erste oder der mittlere consonant ausgedrängt wurde.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1910), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1068, Z. 14.

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Zitationshilfe
„statzgen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/statzgen>.

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