Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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steckel, n.

steckel, n.,
deminut. s. unten stecklein.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1912), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1288, Z. 43.

stecklein, steckel, n.

stecklein (steckel), n.,
deminut. zu oben stecken subst.
1)
in der oberdeutschen form stecklî unten in den zusammensetzungen stecklibube und stecklespringer. mit apokope steckel, steckal (neben steckelein) Schmeller² 2, 726; steckel Comenius (1644) reg., neben stecklein Stieler 2160. hiervon zu unterscheiden bleibt das von Luther (neben stecklin, stecklein) gebrauchte steckel, welches nicht nur in seinem geschlecht dem alten stecken wieder angeglichen, sondern vielmehr mit dem l-suffix in geräthbezeichnungen gebildet scheint: dyse tragen den balken, ja vil balken in iren augen und sehen yr nit, aber den cleynen steckel ader ruthen in ires nehesten auge mugen sie nit vorgessen 2, 118 Weim.; das wortleyn aber 'virga' das hie stet, heisset nach latein eyn ruthe adder steckel als die richter ynn der hand tragen 9, 184 Weim. vgl. auch Hertel thüring. sprachschatz 234.
2)
in der älteren form: das stäcklin bacillus, bacillum Maaler 383ᵃ; (Jakob) nam grüne stecklin numen (nur) halber geschelt, das eyn teyl rynd vnd das ander teil nit, zwiglen von jungen wilden böumlin, vnd macht sie sprencklecht, wie dye stattbotten steb tragen, halber grün vnd wysz Keisersberg bilgerschaft 41ᵈ; des stecklins ynn meynem aug künen sie nit vorgessen, aber der grossen balcken ynn yhren augenn wil niemant ynnen werden Luther 7, 627 Weim.; ein rütlin oder stecklin Fronsperger kriegsbuch 2, X 2ᵇ; Isaac geet an einem stecklin ein H. Sachs 1, 89 Keller-Götze; (Tarquinius) helt eyn stecklin inn der handt vnd schluͦg den ölmagen al die heupter ab Carbach Livius 21ᵇ (1, 54); der künig hiess alle burger uss der statt züchen, jung und alt an stäcklinen, one gewer und hab Tschudi chronic. helvet. 1, 76; etliche stossen ein rohr, holtz, papyr, grass oder sonst ein stäcklin mit öl geschmiert, in den wein, ist dann wasser darbei, so bleiben kleine blässlin oder tröpfflin an den gertlin hangen Herr feldbau (1551) 102ᵃ; es ist eyne regul, das man ... gross gewachsenen bäumen, welche gesetzt werden sollen, soll ... nichts mehr dann alleyn etliche stecklin eynes fingers lang lassen Sebiz feldbau 370; (im wandel mit stecken:) dann wann der schlitten zu schnell herablaufft, hebt er jhn mit dem stecken, oder so er sich anderswo hinauss, dann er sol, gewandt hat, bringt er jhn mit demselbigen stecklin wiederumb in rechten weg Agricola bergwerckbuch 131;
do mit ich nit vergesz hieby
den grossen bschissz der alchemy
die macht das sylber, golt, uffgan
das vor ist jnn das stäcklin gtan
Brant narrenschiff 102, 52.
das heutige stecklein picciolo bastone Hulsius (1618) 238ᵇ, bacillus Corvinus fons latin. (1646) 102; stecchetto, steccarello, bastoncello, bastoncino Kramer dict. 2 (1702), 923ᵇ; bacillus Frisch 2, 326ᵃ; denn wyr sehen, wie die papisten geschickt sind, das sie den balcken ynn yhren augen stehen lassen und mit ganzem vleysz suchen unnd scharren, ob sie eyn kleynisz stecklein ynn unszern augen finden mugen Luther 8, 681 Weim.; die alt hex kumpt, klopfft mit ihrem stecklein H. Sachs 14, 202 Keller-Götze; mit einem stecklein oder rütlein Thurneysser magna alchymia 31; zween wörffel von einem stäcklein geschnitten Nigrinus von zäuberern 323; mische es (das pulver) darnach in einer schüsseln vnder einander mit eim stecklein Wallhausen kriegsmanual 56; ein stecklein von dorn Aitinger jagd- und weidbüchlein (1681) 49; stecklein reiten in arundine equitare Dentzler (1716) 273ᵇ.
3)
in seiner besonderen bedeutung ist hervorzuheben:
a)
stecklein als rechtliches symbol wie oben stecken subst. 10 c (sp. 1295): die besatzung liess man mit weyssen stäcklin abziehen Stumpf Schwytzerchron. 28ᵃ; vgl. auch unten steckleinspringer.
b)
sprichwörtlich, zur charakterisierung von körperlichem und moralischem schmutz: wenn er eigentlich gewuszt hätte, was sie (seine frau) für ein wüstes reibeisen, ... eine faule sau sei, er hätte sie mit keinem stecklein anrühren mögen Gotthelf 2, 363; wie die heilige Elisabeth ... so hegte auch Jukundus eine wahre zärtlichkeit für seine räudigen und ging täglich mit leuten, die er früher, wie man zu sagen pflegt, nicht mit einem stecklein hätte anrühren mögen Keller 5, 314. vgl. stecken subst. 5 d sp. 1293.
c)
in technischer sprache: stecklein, nagel an der lauten piole, pirole del luto Hulsius (1618) 238ᵇ.
d)
obscön (entsprechend stecken subst. 18 sp. 1298):
o sprach si, ich ampfind solch frost
zu untarst inn meim fell unt secklin
tas mir tas hirn harum farroscht,
vnt es nicht wärm mit kainem päcklin,
ta untarstuzt mans mit aim stecklin,
unt reucherts mit aim ruben rauch,
er kroch in sein höl wie ain schnecklin
tas er ta witar wärm tän bauch
Gargantua 46 (2) neudr.
vgl. dazu noch: die alten flecklein und die alten stecklein haben dannoch ihre häcklein Abrah. a S. Clara etwas für alle 2, 38.
4)
in weiterer zusammensetzung: steckelmann, m., wie oben steckendiener und steckenknecht: ich liess euch ... durch den steckelmann zum tempel hinausjagen Wagner theaterstücke (1779) 91. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1912), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1363, Z. 46.

stöckel, n.

stöckel, n.,
deminut. zu stock wie oben stöckchen und unten stöcklein.
1)
zu ¹stock m. 1 gehört stöckel ein holzwürfel zur pflasterung von wegen und straszen Unger-Khull 579ᵃ, auch allgemein 'klotz' und in unumgelauteter form: zwei lange reihen von brecheln (brechscheitern), auf stockeln mit steinen beschwert, waren aufgestellt Rosegger 6, 146. — ein sonst nicht zu belegendes stöckel 'würfel' s. unter stöckeln verb. 1. — vielleicht hat hier seinen grund auch unten der stöckelzehner und der stöckelzwanziger.
2)
kleiner spazier stock (s. unter 3 e): ein stöckel hat mir der doktor Tralles geschenkt Holtei erzählungen 15, 75. — stöckel als kerbholz vielleicht zu erschlieszen aus unten stöckeln verb. 1. — bildlich von einem hagren menschen; s'ist ein stöckel im röckel (Breslau) Wander 4, 872.
3)
der hohe absatz am stelzenschuh (s. auch unten stöckelschuh): mit einem g'standreten röckl, darzue schwartze schuch und schöne rothe stöckl Stranitzky lustige reyszbeschreibung 16 neudr.; da zog die Afel ihr schönstes gewand an — den grünen kittel, den blauen spenzer und ... die schwarzen samtschuhe mit den hohen stöckeln — da war sie mitsamt der feder (am hut) sieben schuh hoch! Rosegger laszt uns von liebe reden 14, vgl. Unger-Khull 579ᵃ.
4)
in der bergwerksprache das runde holz an den pumpenventilen Junghans gräublein erz E 4ᵇ, Minerophilus 638; Herttwig bergbuch 374ᵇ; auch sonst an wasserpumpen so bezeichnetwofür Campe auch masc. geschlecht angiebt. vgl. den pumpen stock (¹stock m. unter 4 b).
5)
entsprechend ¹stock m. 4 k β stöckel (auch hier mit dem grundwort angeglichenem geschlecht): bei den nadelmachern der eiserne lauf, worin der unterstempel befestigt ist Adelung.
6)
das petschaft Unger-Khull 579ᵃ (zu ¹stock m. 4k γ). vgl. unten stöckelschneider und stöckelpetschaft.
7)
stöckl eine kleine waldkapelle Lexer kärnt. wb. 242, entsprechend ⁴stock m. 4 e.
8)
entsprechend ²stock n. m. (s. dort die einleitung und unter e): kleiner herrenhausartiger bau mit einem stockwerke im gegensatz zum eingeschossigen bauernhause und zum sogen. schlössel Unger-Khull 579ᵃ: wahrhaftig, alles geht im haus verkehrt, nur eins geht fürwärts, der neue bau, das stöckel Handel-Mazzetti Jesse und Maria 1, 228. — entsprechend der im schlusz von ²stock n. m. aufgewiesenen entwicklung stöckel ein gemauertes weingarthaus Unger-Khull 579ᵃ: das stöckel ist eine art gartenhaus und rumpelkammer Rosegger III 8, 403.
9)
als begriffliches deminut. zum stockhaus (s. unten), gewisz auf dem scherzhaft gesuchten, sprachlichen grunde des vorigen: stöckl das arrestlocal in der österreich. soldatensprache Horn 121. vgl. auch ¹stock m. 4 f.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1914), Bd. X,III (1957), Sp. 59, Z. 4.

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Zitationshilfe
„steckel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/steckel>.

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