Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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staude, f.

staude, f.

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strauchartige pflanze. das wort ist dem deutschen sprachgebiete im engern sinne eigenthümlich und vorwiegend hochd. es geht zurück auf eine idg. wurzel st(h)u- in der bedeutung 'stehen, steif, starr sein', vgl. gr. στύω und stauen, beruht aber zunächst auf einer erweiterung * stŭ̄dh-, die in germ. *stuđō- stütze, säule (auszer altn. und ags. auch in oberd. mundarten erhalten) und *stuđjan, s. unten stützen, sowie in altslav. studŭ kälte, stynati, kalt werden, wol auch in studŭ scham, styděti se̜ sich schämen, vorliegt. s. Fick³ 3, 342. (Torp)⁴ 3, 495. Weigand 2, 803. Kluge⁶ 376ᵇ. Uhlenbeck in Paul-Braunes beitr. 26, 309. (vgl. auch Stieler 2126. Wachter 1593.) ahd. stûda frutex, sentis, rubus, silva Graff 6, 651 (nom. plur. stûdin, dat. acc. studun); mhd. stûde Lexer hwb. 2, 1261. während das wort hier stets als schwaches fem. erscheint, kennt das mnd. ein neutr. stude in collectivem sinne, 'staudicht, gesträuch, gebüsch', arbustum, woher noch jetzt stude, stühe (der stüh) als waldname, s. Schiller-Lübben 4, 447. 6, 274ᵇ, vgl. staudicht. (der in Basel 1284 begegnende bauernname Johannes zuͦm Studen, s. Socin mhd. namenb. 394ᵃ, gehört dagegen wol zu dem sonst erst nhd. bezeugten masc., vgl. unten.) gloss.: arbustum ... stude, clene unnutte holt i. dumus Dief. nov. gloss. 31ᵃ (nd.-lat.); arbutus ... stude. gloss. 45ᵃ; batus ... studa (Sumerl.), stawde (voc. theuton. Nürnb. 1482) 70ᵇ; dumus ... stude, .. heidelstud. 192ᶜ; stuͤdde, busch ... heyde stude s. hag ... hecke, stude in dem wolde nov. gloss. 142ᵇ; fragus e. staud 181ᵃ (voc. rer. Augsb. 1468); frutex ... stutha (= ahd. gl. 2, 615, 16), stud ... hurst, stude (anfang des 15. jahrh.) ... fontex studa (ahd.) 184ᵃ; fructices (i. breves arbores) die stauden gloss. 248ᶜ; frutex ... hd. stude, staude, tude 249ᵇ; rubus ... stauden 502ᵃ. — im nhd. ohne formale abweichungen, auszer dasz etwa frühe alem. quellen (Anshelm, Murner) noch stude bieten. (so auch bei Maaler: stud [die] oder staud, frutex. 393ᵈ, neben staud, s. 1.) (vereinzelte pluralformen mit umlaut sind vielleicht nur druck- oder schreibfehler: dieselbe [die ehre der hofleute] ist gleich ... denen kleineren stäuden unter den schatten der hohen bäume Treuer deutscher Dädalus (1675) 1, s. 423; daneben:
die erd ist auffgeschlossen,
dasz bäum und stauden sprossen.
598.
himbeer stäuden bei E. v. Kleist 1, 179, s. unter 2, a.) nur begegnet staude im ältern nhd. auch als masc. (unter einflusz der synonymen strauch, busch?): diser staud ... hat gleiche würckung wunden und schäden zuͦ heilen Bock kreütterb. (1539) 1, 176; er (der hagdorn) hat ein mittelmässige grösse under einem baum und eim stauden Lonicerus kreuterb. (1577) 59 C; hartriegel wirt diser staud genandt, umb seines harten holtz willen. 64 C; der blumen dieses staudens gedenckt Vergilius in eclogis. 65 A; (Dioscorides im 3. buche) meldet keinen stauden oder strauche, hecken oder bäum. 67 B, s. ferner Tabernaemontanus unter 4, b und Cronegk unter 5, b.in mundartlicher sprechweise auf Süddeutschland beschränkt, vgl. unten 1, c: schweiz. štude (štūde) oder štud, f., pl. štude Hunziker 263. Seiler Basler mundart 282ᵇ; els. stud(e), štûtə, štýtə, štûətə, besonders štýt, plur.Martin-Lienhart 2, 574ᵇ; schwäb. stauden Birlinger 410ᵇ; bair. stauden (stau'ən, stau'n, oberpf. staur) Schm.² 2, 733, im bair. wald die stauərn, pl. -nə Bayerns mundarten 2, 259; tirol. staud'n, f. Schöpf 703, kärnt. staude, -dn, f. Lexer 239, lusern. staude, f. Zingerle 53ᵃ, štaudə Bacher 393, cimbr. stauda, f. cimbr. wb. 236ᵃ. (ungar. hasenuszstauda im volkslied, s. 2, a, sonst nicht vorkommend Schröer 208ᵃ.) auch südfränk., in Rappenau štautə, f. Meisinger 181ᵇ, dagegen in Handschuhsheim als masc. štaurə Lenz 68ᵃ. (in Leipzig in übertragenem sinne, s. 7, b.)
1)
erklärungen (vgl. oben die glossen):
a)
frutex 'stauden' Aventinus werke 1, 392, 5 (rudimenta gramm., 1517); staude, frutex. weyche staud, vimen. staud, stab der vil gleych oder knoden hat, darausz man stecken oder ruten macht, ferula. das von abgehawen hinwürffigen stauden ist, sarmentitius. ort da vil stauden wachssen, frutetum Dasypodius; staud (die) arbuscula, frutex Maaler 385ᶜ; bäumlin, staud, der auszspreutzt am baum, frutex Henisch 216, 70; ester, eester, staud, bäumle, frutex, talea, arbuscula, planta minor arbore, maior herba, non demoriens neque arescens. 952, 65; gestrippe, straus, staude, dorecht, vepretum, frutetum, spinetum. 1580, 3; staude, busch, m. arbreau, arbrisseau Hulsius dict. (1616) 307ᵃ; staudt, arbuscello (1618) 238ᵇ; frutex, ... eine staude, cujus modi sunt rosa, foeniculum, rubus, juniperus etc. Corvinus fons latin. 282ᵇ; staude, frutex, arbuscula Schottel 1421; staud, staude, f. stauden, plur. arboscello, arbuscello, fruttice. lat. frutex, virgultum, arbustum Kramer dict. 2, 917ᵇ; frutex, suffrutex Steinbach 2, 689; s. auch Stieler 2126. Frisch 2, 323ᵃ.
b)
frutex, eine staude, ist holtzhafft, aber nicht so hoch als ein baum, nicht einstämmig, sondern es schiessen nebensprossen auf, als die haselstauden, dornbusch, johannis-strauch etc. Woyt schatz-kammer (1734) 376; ganz ähnlich Zincke öconom. lex.² 2802 (staude, strauch). dazu: zur staude werden, das ist, nicht als ein einiger stamm in die höhe wachsen, sondern mit mehr reissern aus der wurzel aufsteigen, fruticare, frutescere Frisch 2, 323ᵃ. vgl. auch: luzula pilosa, haarige hainsimse, ... starke rasentriebe, oder auch einzelne sprossen, die leicht faulen, daher mehr stauden als vereinzelte stöcke Ratzeburg standortgewächse (1859) 115. eine genauere begriffsbestimmung giebt Adelung (unter 2): 'eine art gewächse, welche einen vielfachen stamm oder stängel aus der wurzel treiben, wo es, (1) im weitesten verstande zuweilen von allen pflanzen oder gewächsen dieser art gebraucht wird, welche nicht blosz einen, sondern mehrere stängel treiben, und welche man zum unterschiede von den folgenden, auch wohl staudengewächse nennt. in diesem verstande ist z. b. die nelke eine staude oder ein staudeng wächs, obgleich hiervon, so wie von einigen andern das wort stock üblicher ist. siehe staudengerste, staudenkorn, bestauden. (2) in etwas engerer bedeutung ist die staude, oder zum unterschiede von dem folgenden, das staudengewächs, ein solches gewächs mit mehrern, gemeiniglich holzartigen stämmen, welche im herbste über der wurzel verdorren, im frühlinge aber wieder ausschlagen; suffrutex. (3) im engsten und gewöhnlichsten verstande sind stauden gewächse mit mehrern holzigen stämmen, welche im herbste nicht absterben, sondern fortdauern; frutex. in diesem und dem vorigen verstande sind die stauden das mittel zwischen den gröszern und nur mit einem stamme versehenen bäumen, und den eigentlichen pflanzen oder kräutern, welche einen saftigen weichen stängel haben. die haselstaude, brombeerstaude, hohlunderstaude, wachholderstaude u. s. f.' (danach Campe und Krünitz 171, 69 f.) in der zweiten bedeutung gilt staude in der botanischen terminologie, s. Nemnich (suffrutex, vgl. c) und Behlen 5, 677 ('staude, suffrutex, ein zwar ausdauerndes aber krautartiges gewächs, wovon die wurzel ausdauert, der stamm aber alljährlich eingeht'). im gewöhnlichen sprachgebrauche dagegen überwiegt durchaus die dritte bedeutung.
c)
schwierigkeit macht besonders das verhältnis zwischen staude und strauch, vgl. das letztere. der unterschied ist einerseits ein geographisch-mundartlicher, indem staude im süddeutschen, strauch im norddeutschen üblich ist (vgl. oben d. einl.; strauch kommt im bair. kaum vor, s. Schm.² 2, 733); insofern können sie in der volkssprache als synonym gelten. andrerseits wird in der schriftsprache, wo beide wörter neben einander gebräuchlich sind, häufig ein unterschied nach der bedeutung gemacht. im ganzen zutreffend bemerkt Adelung: 'staude und strauch werden oft als gleich bedeutend gebraucht, sie sind aber verschieden. nach herrn Stosch werden nur die frucht tragenden gewächse dieser art stauden, die übrigen aber sträucher genannt. allein der wahre unterschied scheinet in andern umständen zu liegen. denn 1. ist staude der niederdeutschen mundart unbekannt, welche alles strauch nennet; dagegen das erstere mehr der oberdeutschen mundart, und aus dieser der edlern und anständigern schreibart der hochdeutschen eigen ist, daher man auch in der höhern schreibart lieber dornstaude als dornstrauch sagt. 2. bezeichnet strauch eine mehr verworrene lage der stämme und zweige, so wie das gleichfalls nur im gemeinen leben übliche busch eine mit sehr vielen nahe an einander stehenden oder dick belaubten stämmen versehene staude bezeichnet. und um deszwillen ist dornstrauch üblicher als dornstaude. in manchen fällen ist auch hier stock entweder allein, oder mit staude gleich sehr gebräuchlich; rosenstock und rosenstaude, weinstock, aber nicht weinstaude.' ähnlich Campe: 'die sträuche sind besonders dadurch von den stauden verschieden, dasz sich die stämme derselben von unten an in äste ausbreiten und dasz sie sperrig wachsen.' vgl. ferner Krünitz 171, 70. — die botanische terminologie unterscheidet nach den unter b aufgeführten bedeutungen 2 und 3 Adelungs: suffrutex, eine staude. 'eine pflanze mit holzartigem stamme, gemeiniglich ungleich kleiner, als ein strauch (conf. frutex), bildet oft einen kleinen busch; der stamm geht alle jahre aus, aber die wurzel bleibt beständig. bey den strauchgewächsen (frutices) dauert der stamm mehrere jahre' Nemnich; 'pflanzen, welche jährlich oder nach dem blühen absterben, heiszen kräuter (herba); deren wurzel allein ausdauert, stauden (suffrutex); welche mehrere holzstengel auf der wurzel haben, sträucher (frutex)' Oken 2, 27. umgekehrt: die erdgewächse sind entweder kräuter, stauden, oder sträuche, vegetabilia vel sunt herbae, frutices, vel suffrutices Steinbach 2, 689. (Comenius, janua, 1644, überschreibt das 13. kap.: von sträuchen und stauden = de fruticibus, des arbrisseaux, gebraucht aber im text 138 zusammenfassend sträuch, und so auch im einzelnen berber-beer-strauch, brombeerstrauch u. s. w., bis auf johannisbrodt-staude und meelbeerstaude, s. unten 2.) — aus der häufigen zusammenstellung von staude und strauch in der litteratur (s. unten 3, a) ergiebt sich nichts über den unterschied.
2)
der umfang des begriffs in der lebendigen sprache ergiebt sich aus einem überblick der einzelnen pflanzenarten, die darunter einbegriffen und durch zusammensetzungen mit staude als zweitem gliede bezeichnet werden, solche composita sind z. b. zusammengestellt im mhd. wb. 2, 2, 707ᵇ. Stieler 2126. Kramer dict. 2, 917ᶜ. (Steinbach 2, 689. Frisch 2, 323ᵃ.) Sanders 3, 1186ᵇ. Martin - Lienhart 2, 575ᵃ. wol überall stehen entsprechende bildungen mit -strauch, häufig auch solche mit -stock daneben.
a)
hierher gehören:
attichstaude
ebulus Stieler, ebulo Kramer, els. attichstude zwergholunder, sambucus ebulus Martin - Lienhart.
balsamstaude
s. theil 1, 1094. Sanders a. a. o., vgl. Megenberg 358, 20 unter 3, d. dazu: warum hast du aber salbei und ysop ... dahin gepflanzet, wo vorher das köstliche balsam stäudlein aus Mekka blühete? Musäus volksm. 1, 94 Hempel.
baumwollenstaude
(theil 1, 1196), gossipium, xylon Stieler: für seine (des schneiders) scheere und nadel reift die hanfpflanze, der flachs und die baumwollenstaude Hebel 3, 199. —
berberstaude
berberis Stieler, berbero Kramer.
brombeerstaude f.,
s. theil 2, 397 (vgl. Adelung, oben 1, b); so schon mhd.: ain prâmperstaud, die ze latein vepres haiʒent Megenberg 404, 16; do di boum ains künigs begerten, und redten mit dem ölboum, figenboum, winreben und brunber studen Steinhöwel Esop s. 6 Österley; auch in der kürzeren form: rubus ... stauden ... braunstaud Dief. gloss. 502ᵇ (voc. rerum, Augsb. 1521); praun (aus pram) staud nov. gl. 321ᵃ (voc. rer., Augsb. 1468). nhd. ferner: brombeerstaude, rubus Stieler; rovo, moraro selvatico Kramer; rubus morus Frisch 2, 323ᵃ, dazu: Eva war ausgegangen, dudaim (anm.: judenkirschen) zu sammeln und brommbeer von der staude zu pflücken Schubart ged. (1787) 2, 314. vgl. noch: sô diu wunde beginnet swinden, sô nim wegerich unde mule den unde nim den souch (saft) unde den souch rubi der stûdelen arzneib. des 13. jahrh. 140, 35 Pfeiffer. stawd als glosse zu rubus (neben andern stauden) s. Steinmeyer ahd. glossen 3, 41, anm. 12. —
dornstaude
s. theil 2, 1300; so schon ahd. thorn-, dorn-, doronstûda rubus, congregatio spinarum (als einziges dieser composita), daneben getrennt thornis stûda, rubus Graff 6, 651; mhd. dornstûde ruscus Lexer handwb. 1, 453 (voc. v. 1482): sam diu lilig ist gestalt under den dornstauden Megenberg 406, 21; nhd. hinter dornstrauch zurücktretend, vgl. oben 1, c ( Adelung):
du bist so herrlich im vogel,
der niedrig in dornstauden hüpft, als in der feste des himmels.
E. v. Kleist 1, 226 Sauer (frühl. 288).
fenchelstaude, s. th. 3, 1518 (Uhland volksl. nr. 114, 1). —
haselstaude
s. theil 4, 2, 534, vgl. oben 1, b; mhd. haselstûde Lexer handwb. 1, 1193; auellana haselstud, corulus haselstud vocab. opt. s. 48ᵃ Wackernagel (41, 62 f.); nhd. haselstaude, corilo, nocciuolo Kramer, corylus Stieler. Steinbach. Frisch. Sanders; es ist ein absonderliches verborgenes werck und heimlichkeit der natur, dasz der hasel-staude jahrwachs oder zwiesel zur wüntzschel-ruthe am besten dienet Fleming t. jäger 42ᵃ; da inmittelst sein sohn sich die erlaubnis ausbat, die haselstauden durchzustreichen, und seine taschen mit haselnüssen anzufüllen cav. im irrg. (1746) 564; els. haselstude Martin-Lienhart. dafür auch haselnuszstaude, theil 4, 2, 533, ungar. hasenuszstauda Schröer 208ᵃ. —
heidelbeerstaude
auch heidelstaude, s. theil 4, 2, 803; mhd. heidel(ber)stûde Lexer handwb. 1, 1207: dumus, ditinus heidelberstrud, heidelstud Dief. gloss. 192ᶜ; heyde stude o. hag, ... hecke. stude in dem wolde nov. gloss. 142ᵇ. heidel- ò schwartzbeer - staude, mirtillaio, mortellaio Kramer; heidelbeerstaude, myrtillus Stieler, myrtus Steinbach.
himbeerstaude
(theil 4, 2, 1332) rubus idaeus Stieler. Frisch; hind- ò himbeer-, it. holbeerstaude, moro angelico, rovo ideo, moro rosso Kramer;
und himbeer stäuden voll schnee umkränzen die spiegel der teiche.
E. v. Kleist 1, 179 Sauer (frühl.¹ 84, var.).
holunderstaude, s. theil 4, 2, 1762, sambucus Stieler; holunder- ò holler-staude, sambuco Kramer, vgl. oben 1, b ( Adelung); mhd. holderstûde Lexer handwb. 1, 1326. —
johannesbeerstaude
johannes-beer-staude, ribes, pianta di uvetta rossa ò bianca Kramer; johannis-beer-staude, ribes Frisch 2, 323ᵃ. (dafür johannisbeerstrauch theil 4, 2, 2334. Comenius janua 138.) — die johannis-brodt-staude (siliqua seu ceratium, le carroubier) Comenius janua (1644) 138. —
kapperstaude
capparis Stieler, pianta di capperi, capperaio Kramer.
krammetstaude
wachholderstrauch, s. theil 5, 2005; mhd. kranwitstûde juniperus (voc. v. 1429), -staud (1484), krumwidstûde, kromet-, kronewich-, krabatstaude Lexer handwb. 1, 1710; hernach sollest du eingedenck seyn, dasz du biszweilen ein fewr von wacholder oder krammetbeer stauden, vor deinem gezelt oder hüttlein anzündest ... oder zünde von solchen stauden nur ein wenig spän von den wurtzeln an, oder lege die beer auff ein glut Minderer kriegs artzney (1634) 111. —
kratzbeerstaude
rubus Steinbach 2, 689 (kratzbeerstrauch theil 5, 2071). —
mehlbeerstaude
(und -strauch), s. theil 6, 1867: die stachlichte meelbeerstaude (spinosus paliurus, le groselier espineux et picquant) Comenius janua 138; mehlbeerstaude, paliurus Stieler.
mistelstaude
theil 6, 2269. —
myrtenstaude
s. theil 6, 2847; mhd. mirtelstûde, mirtus Lexer handwb. 1, 2159: mirtus mirtelstude vocab. opt. 48ᵇ Wackernagel (41, 117), vgl. Megenberg 332, 11 unter 3, d.
nesselstaude
s. theil 7, 621 (eher zu b): viel lieber wolt ich in nessel-stauden mich wælzen Gessner 3, 116 (d. ybel belohnte liebe). —
papyrusstaude
s. Sanders.
pfriemenstaude
ginestraio, ginestra Kramer, s. theil 7, 1795. —
reckholderstaude
s. theil 8, 449; iuniperus regholter stude vocab. opt. 48ᵇ Wackernagel (41, 108). alemann. für wacholderst., vgl. unten.
rosenstaude
s. theil 8, 1220, nicht sehr üblich, vgl. oben 1, c ( Adelung), Megenberg 344, 14 f. unter 3, d und Seuse 216, 20 unter 7, a: oft giengen sie zu der rosen-staude hin Gessner 2, 36 (Daphnis 1); s. auch Keller unter stäudlein. —
stachelbeerstaude
s. oben sp. 391; uva-spino, uva-spinello, uva-crespino Kramer.
tamariskenstaude
s. theil 11, 102, tamariscus Stieler, tamarice Kramer. dazu (?): von welchen (dörfern) er unsz doch jährlichen ... zwantzig aymer honigs soll geben, wegen der tamarischen stauden (anm.: 'unstreitig: merica im originale, heide, auf denen die bienenzucht gedeihet'), so dorumb gelegen sein urk. Heinrichs III. v. Schlesien vom j. 1261, deutscher text v. 1650, s. Tzschoppe - Stenzel urkundensamml. (1832) s. 345. —
theestaude
s. theil 11, 346; dazu: andre thee-varietäten verdanken ihre benennungen andern umständen. ... su-tschong, d. h. kleines gut von blättern 3 jähriger stauden vom trefflichsten boden Ritter erdkunde² 3, s. 232, s. auch unter stäudlein. —
wachholderstaude
theil 13, 60, juniperus Stieler, wacholder-staude, ginepraio, ginepro Kramer, vgl. Minderer oben unter krammetbeerstaude, sowie reckholderstaude und Adelung unter 1, b.kaum üblich sind weinstaude (s. oben 1, b) und zuckerstaude (vgl. das.?), vgl. jedoch:
dû zuckerstûde, in der daʒ saf
lît aller süeʒekeite.
Konrad v. Würzburg gold. schmiede 864.
dem kärnt. eigenthümlich sind wàsserstaudn, salix, und zottnstaudn, kriechende erle, s. Lexer 239. die ringelblume bezeichnet Tabernaemontanus, den rosmarin Immermann, den thymus Voss als stäudlein. s. dieses. vgl. ferner unten staudenapfel, -beere, -bohne, -dotter, -gerste, -gras, -hederich, -hopfen, -kirsche, -klee, -kohl, -korn, -majoran, -melde, -nessel, -pappel, -roggen, -sellerie (und staudengewächs, -schopf).
b)
andre zusammensetzungen zeigen die unter 8 behandelten erweiterungen der bedeutung; sie sind auf die oberdeutschen mundarten beschränkt. von feldfrüchten, gemüsearten u. ähnl.: mhd. kabeʒstûde Lexer handwb. 1, 1491 (= guwas stude minnes. 3, 249ᵇ Hagen); vgl.kabeʒstoc, ebenda, kôlstoc, -strûch, -strunc 1667, nhd. kohlstrauch, theil 5, 1599. —
kartoffelstaude
wo er an einem sonntag abend auf dem felde mich auf den armen trug, eine kartoffelstaude aus der erde zog und mir die anschwellenden knollen zeigte Keller 1, 27, vgl. els. hërdepfelstude Martin-Lienhart. ferner lauchstude, salatstude ebenda. im els. auch von kleineren pflanzen und speciell von blumen, so in mehreren bezeichnungen des löwenzahns, leontodon taraxacum: eierstude, kachelstud, kett(ene)stude, ferner er(d)berstud, vgl. theil 3, 747:
erdbeerstaude
sowie wëggrasstud, knöterichstaude, und weidelstud, wiesenflockenblume, centaurea jacea, s. Martin-Lienhart a. a. o. (so schon mhd. vîolstûde, übertr., s. Lexer handwb. 3, 362. über die nelke als staude vgl. oben Adelung unter 1, b.) — ungewöhnlich sind vereinzelte gebrauchsweisen in der litteratur. von mohn: am 19. jun. 1799 ... bemerkten wir sehr deutlich an den blumen des orientalischen mohns ... etwas flammenähnliches, das sich in ihrer nähe zeigte. wir stellten uns vor die stauden hin, sahen aufmerksam darauf Göthe naturw. schr. 1, 24 Weim. ausg. (farbenl. 1, 1, § 54). andrerseits:
der ölbaum.
Pallas staude bin ich: was schlingt ihr, trunkene trauben,
euch um die jungfrau?
Herder 26, 37 Suphan (blumen aus d. gr. anth. 3, 42).
3)
staude mit synonymen und sinnverwandten wörtern zusammengestellt, meist im plural.
a)
staude und strauch, vgl. 1, c: die ganze sonst gewisz fruchtbare klosterumgebung ist verwildert, mit stauden und sträuchen, ja mit schon veralteten und verdorrten bäumen zum theil bedeckt Göthe 39, 268 (Ruysdael als dichter);
sie (die hunde) irrt auch weder staud noch strauch.
Wickram Ovids metam. 3, cap. 9, 536 (3, 226);
es webet, wallt und spielet
das laub um jeden strauch,
und jede staude fühlet
des lauen zephyrs hauch.
Hagedorn 3, 69 (oden 3, 6);
und vom frühlingshauch geschaukelt
steht in blüthen staud' und strauch.
stauden und dörner: ja etliche (dörfer) sein in kurtzem gar von grundt auff, da vor nichts denn stauden und dörner waren, neu gebauwen Kirchhof wendunm. 1, 281 Österley; zugleicher weisz wie ein knab mit grosser mühe und gefahr in einen garten kombt, von den dörnern unnd stauden hart gestochen und verwundt wird Albertinus hirnschleiffer (Collen 1664) 464 (l. 264); nachdem sie etwa zwei stunden durch stauden und dörner sich hatten durcharbeiten müssen, kamen sie zu einem felsen Grimm märchen nr. 166; dazu tirol. weisth. 4, 43, 34, s. unten 5, a, und S. Franck unter 5, e.
b)
staude und stock verbunden:
stauden, stock
machet schock.
Oswald v. Wolkenstein 37, 53 Schatz;
erweitert:
stain, stauden, stöck, snestangen
die sich ich täglich ane zal.
107, 25.
so sehr gewöhnlich in der zur festen redensart gewordenen verbindung über stöcke (stock) und stauden (oder umgekehrt) laufen, springen, setzen u. s. w.: wo aber die pferde nicht hoͤren, lauffen uber stauden und stocke, so zuscheittern sie sich selber, den wagen mit sampt dem furman Luther 16, 409, 19 Weim. ausg. (schr. 4, 491ᵇ);
wol an, wol an, er fardt do hyn
uber studen und über stocken.
Murner geuchm. 885 Uhl (h 1ᵃ);
erst kam der gramma in den lauff
inn wald hinnein, on weg und strasz,
ein sprung in andern springen was
hin uber stöck und uber stauden.
H. Sachs 4, 3, 97ᶜ;
wie auff ein zeit ein jeger jaget
ein wolf der sprang mit grossem schnaudn
hin uber stöck und uber staudn
hin nein gehn holtz.
1, 488ᵈ (fab. u. schw. 1, nr. 22, 4 neudr.);
das fräulein hob sich aus dem wald
wohl über stock und stauden.
wunderh. 2, 47 Boxberger;
gott grüsz den herren kaiser!
wollt ihr werden ein reiser
wie Carle quint bei nacht
zfusz über staud und stöcke?
Opel-Cohn s. 292, 20;
els. üwer studen un(d) stöck 'über stock und stein' Martin-Lienhart 2, 574ᵇ. in manchen stellen (denen aus H. Sachs u. a.) ist die ursprüngliche bedeutung der redeweise, da sie auf unterholz im oder am walde geht, noch deutlich. häufig in erweiterter formel: dahin brach auch durch über pirg, holz, wasser, stöck und stauden herzog Dieth mit all seim volk Aventin chron. 2, 27, 30; sie darff ... uber schnee und eisz, stock und stauden, mit jhm ins elend reysen Fischart Garg. s. 102 neudr.; sie (die kirche) weisz uber alle zäun und hage, uber alle gruben und graben, uber stock und stauden gar fein zu springen bienenk. 50ᵃ; dasz er solcher gestalt zum öfftern über stöck und stauden, über dorn und distel, über koht und lacke tantzen und capriolisiren müste Abele gerichtshändel (1654) s. 81; auch mit durch: aber so bald er (der stier) den löwen ersach, flohe er in durch stök und studen in die wüsty Steinhöwel Esop s. 272 Österley; auff dz ward Brunhild mit jrem haar und beiden armen einem wilden ungezempten pferd an den schwantz gebunden, und also durch stein, stock und stauden jämerlich geschleifft Stumpf Schweytzer chron. 215ᵇ;
in dem ich nun fort gehen will
der stimm nach in den dicken wald
durch stock und stauden gleicher gstalt.
Spangenberg griech. dramen 2, 107 Dähnhardt (Aiax Lorarius, 1608, IV, 3, 3574).
erweitert durch stein:
ich wil gern gan wider hain
durch studen stok und durch stain.
Lassberg lieders. 2, 260 (kloster der minne 1738);
auch staude und stein allein werden in der ältern sprache zuweilen formelhaft verbunden (wie am häufigsten stock und stein):
da ich waz hin geloffen
durch studen und stainen.
1, 244, 327;
denn diesem (dem pfennig) wacht er fleissig, zeucht jm nach uber veldt, uber staud unnd stein Höniger narrenschiff 9ᵇ. vgl. auch: wo der (gott) unser hend nit benedeit und sein segen legt, so finden wir mit aller arbeyt under allen stauden unnd steinen nicht, wo wir in ein nest unnd loch greiffen, so seind die vögel auszgeflogen S. Franck sprichw. 1, 150ᵇ.
c)
indem staude mit collectivbegriffen zusammengestellt wird, nimmt es selbst mehr oder weniger collective bedeutung an, vgl. unten 8, a: (sie) bleiben dem rosz im stegraiff behangen, werden geschlaipfft, durch alle heck unnd stauden gezogen Albertinus Lucifers königr. 191, 21 Liliencron; als er (kaiser Karl) sahe, dasz seine hoffleut von den Venedjschen kauffleuthen viel seidene gewandt kaufften, ... führt er sie zu regens zeit mit jhm auff die jagt, durch hecken und stauden Zincgref apophthegm. 1, 14; auf dieses signal lief jedermann in den garten; man vertheilte sich auf alle seiten, man durchsuchte alle stauden und hecken Wieland 11, 205 (don Sylv. 1, 3, 5); (im bilde:) nur sind seine (Rousseaus) urtheile ... nicht selten paradox, und er glaubt schon genug gethan zu haben, wenn er von der gebahnten heerstrasze abweicht, und wie ein muthwilliges ross über hecken und stauden hinweg rennt Schubart ästhetik der tonkunst 269;
heken, stauden, rings umher.
Schiller 1, 349.
s. auch Carbach Liv. 113ᵇ unter 5, d, S. Franck chron. 205ᵇ unter 5, g und Fr. Müller 1, 115 unter 4, e. erweitert:
auf, auf, gott will gelobet sein,
ihr kräuter, staud und hecken!
Spee trutznacht. 27, 74 Balke.
ferner: sie aber (Adam und Eva) wolten ires schoͤpffers nicht mehr warten, sunder verbargen sich in die hürst und stauden Wickram 3, 160, 26 Bolte (hauptlaster c. 3); wann ich vil soll durch hursten kriechen, und uber zäun unnd stauden klimmen, so laszt mein kutt das haar Garg. s. 388 neudr.; von gebüschen und stauden Fleming t. jäger 42; erachte nicht vor undienlich zu seyn, zum beschlusz der beschreibung alles holtzes hierbey die gebüsche und stauden anzufügen. 42ᵃ; mhd.:
dur hürst und stûden hin ze tal
er (der brunnen) sich wünnenclîchen lie.
Reinfr. v. Braunschw. 27, 590.
d)
die staude wird vom baum unterschieden, vgl. 1, b und Göthe 39, 268 unter 3, a: der (mirtel-)paum haiʒt paʒ ain staud denn ain paum, wan er ist klain und wechst gern pei fäuhten steten Megenberg 332, 11; rosarius haiʒt ain rôsenpaum, aber eʒ ist aigenleicher ain staud wan ain paum. rosa haiʒt ain rôs, diu auf der stauden wechst 344, 14 f.; balsamus haiʒt ain balsempaum. daʒ ist ain paum oder ain staud 358, 20; sampt allerley stauden und gaͤrtenbaͤwmlin, so zum flechten und binden dienstlich, als weiden, lindbast ... Sebiz feldb. 2;
von stûden hin ze boume
grîf ich
mein Jesum will nun tausend mal
in wälden lan erklingen,
mit mir auch sollen überall
die bäum und stauden springen.
Spee trutznacht. 4, 184 Balke.
vgl. auch: der wacholder ist zweyerley gattung: die eine art wächset zu einem ziemlichen stamm ..; die andere art bleibet nur eine niedrige staude oder busch und strauch Fleming t. jäger 38ᵃ. — wie hier, sind auch sonst die stauden im walde (vgl. die stellen unter b); daher sprichwörtlich: wer all stauden wil fliehen, der kommt nimmer mehr in kein wald S. Franck sprichw. (1541) 1, 12ᵃ; der all stauden fleucht, kompt nimmer in keynn wald. 85ᵃ; wer alle stauden flieht, kommt nie in einen wald Simrock 9832. doch werden auch stauden und wald zusammengestellt:
diu rephüenr einen valken
gefluhen nie sô balde
ze stûden und ze walde.
troj. krieg 33526;
diesen entgrünet
all der wälder und stauden geschlecht, und der heiligen haine.
Voss Virg. Georg. 2, 21.
staude mit bäumlein gleichgesetzt: die beyde stauden oder bäumlin, wegdorn und creutzbeer, sind nit sehr ungleich Lonicerus kreuterb. (1577) 58 C.
e)
die staude wird andrerseits von kleineren gewächsen, wie kräutern, gräsern, blumen u. s. w. unterschieden, vgl. 1, b: der attich .., das ist, nidriger holder. lateinisch ebulus. ... ist gantz nidrig, mehr under die kreuter dann under die stauden und bäum zuzehlen Lonicerus kreuterb. (1577) 63 B. daher verbunden: umsonst, dasz du ... gras und stauden zerschlägst Fr. Müller 1, 364 (Kreuznach);
er rait wa di stymme was,
durch stauden und durch grunes grasz.
Heinr. v. Neustadt Apollon. 8689 Singer;
nun ging er noch einmal zurück und führte sie durch das wirrnisz der kräuter und stauden auf einen freien platz hinaus Storm 1, 10; feigen, zwetschgen, ... melonen und tausenderley stauden und erdfrüchte, standen in schönster ordnung Fr. Müller 1, 51;
dann grünen die irdischen auen,
dasz blume und staude sich sprieszt.
Arndt werke 3, 119 Meisner;
wo nun gras und staude beben,
hat in froher kraft geblüht ...
manches reiche menschenleben.
Lenau 1, 173 Koch (Heidelb. ruine);
zerstreute heere von bienen
durchsäuseln die lüfte, sie fallen auf klee und blühende stauden.
E. v. Kleist 1, 229 Sauer (frühl. 330);
so auch:
die hausfrau
sitzt in der laube von reben, pflanzt stauden und blumen auf leinwand.
217 (151);
vgl. noch Ramler fabellese 1, 157 unter 5, h. erweitert, neben bäumen:
die phantastischen gewächse,
kräuter, blumen, stauden, bäume,
die des pflanzenreiches adel
oder kronjuwelen sind.
Heine 2, 127 Elster (Bimini, prol.).
neben allgemeinern ausdrücken: einsam vielmehr geht der gemüthvolle dichter (Voss) als ein priester der natur umher, berührt jede pflanze, jede staude mit leiser hand Göthe 40, 266, 13 Weim. ausg.; ha! ihr seyd mir alle wieder da, pflanzen, stauden, hügel, klüfte, ströme, welt! Fr. Müller 1, 45. — so dann auch stauden neben feld, wiese, wo diese pflanzen wachsen:
man sprach ir reht ûf bluomen velt,
dane irte stûde noch gezelt.
Parz. 309, 14;
dabei sich collectiver bedeutung nähernd:
wär' hier nichts mehr zu finden,
wär' feld und staude leer.
Novalis 1, 230 Meiszner.
wenn ackerland verwildert, so wachsen stauden darauf, s. Göthe 39, 268 unter 3, a; daher: wo ... das froͤmd reisen und wegloufen also beharre, so muͤssid ir acker zuͦ studen werden Anshelm Berner chron. 4, 523, 24. (umgekehrt s. Kirchhof unter a.)
4)
eigenschaften, zustände der staude u. s. w.
a)
mit adjectiven: eine wilde staude, frutex agrestis Steinbach 2, 689. — (Fähndrich.) hinter diesem busche? ei, was kann da sein? — irgend eine ausländische staude — irgend ein seltnes produkt Fr. L. Schröder dram. werke (1831) 1, 127 (Julie v. Lindorak 2, 4). — ein-, dreijährige staude, s. Ritter erdk.² 3, 232 unter 2, a (theest.). — eine staude wächst nicht hoch, frutex in altitudinem non crescit Steinbach 2, 689; solche, weiln sie nicht hoch werden, und nimmer keinen rechten stamm erlangen, sondern nur als niedrige stauden aufschiessen, wachsen sowohl in denen heyden und wäldern, als äckern und feldern. Fleming t. jäger 42ᵃ;
so weicht der axt die ceder, ...
die mit dem wipfel Jovis breiten baum
weit überschauet hat, und niedre stauden
vor dem gewalt'gen wintersturm gedeckt.
Shakesp. 2, 339 (Heinr. VI., 3. th., 5, 2);
doch auch: hôhe stûden Parz. 286, 27, s. 5, e. — dicke stauden, fratte, frasche macchie. v. hecken Kramer dict. 2, 917ᵇ; (ich) verbarg mich in einer dicken stauden vier gantze taglang Albertinus landstörtzer 77; das neben den abhackenden örl-, auch die dorn- oder prumblper- und andere rauche stauden zur erweiter- und raumbung der gemeinen azung ... nidergehackt und von ort geraumbt werden sollen tirol. weisth. 4, 510, anm. (17. jahrh.);
wann dann die geiszen steigen an
zun felsen hoch hinaufen
und weiches laub, so für thut gahn,
von zarten stauden raufen.
Spee trutzn. 34, 116 Balke.
harte staude, s. Storm 1, 101 unter 5, e.besonders grüne staude:
[iedoch t]ruoc er den küenen   [daʒ er] in brâhte dan
[über] manege stûden grüene.
Wolfdietr. C. VIII, 4 (heldenb. 4, 137);
mit leichten läuften streift jetzt ein heer gefleckter hindinnen
und hirsche, mit ästen gekrönt, durch grüne, rauschende stauden
E. v. Kleist 1, 222 Sauer (frühl. 222).
auch:
nachtigall auch und schwalb'. .., auf grünende stauden
gegen einander gesezt, wehklageten
Voss Moschos 3, 48.
das leitet über zu den verbindungen
b)
mit verben. stauden sprieszen, schieszen auf u. ähnl., s. Treuer in d. einl., Arndt unter 3, e und oben Fleming. ferner:
bäum und stauden kriegen saft.
Grob versuchgabe (1678) 102.
besonders blühende staude: ein jedes (thier) suchte sich nahrung. ... die fanden sie ... an früchten der wälder oder auf blühenden stauden Fr. Müller 1, 50;
euch soll künftig ein hain blühender stauden, euch
meine quelle geweihet seyn.
Stolberg 1, 128 ('an die grazien');
junges leben durchbrüllte die auen, die wälder, die berge,
irrte blöckend im thal, und sang in blühenden stauden.
202.
so auch: also dass im hewmonat der gantz staude in voller blüet ist Tabernaemontanus kräuterb. (1588) 2; vgl. Seuse 551, 17 unter 5, a und Hoffmann v. Fallersleben ged.⁹ 149 unter 3, a; dafür:
die staude steht im flor
Platen 30ᵃ.
vgl.:
dir lachet unde smieret
vil manger stûden flôre.
Konrad v. Würzburg gold. schmiede 1319.
welkende staude (im bilde): wie würde die hinwelkende staude neben diesem kräftigen stamme sich ausnehmen? Iffland theatr. werke (1827) 3, 219 (reue versöhnt 2, 7). — fruchttragende stauden, vgl.: da müssen wir ein register machen, wieviel jede staude getragen hat Bettina Cl. Brentanos frühlingskranz (1844) 107; in bezug auf die winterzeit ist ein umstand besonders wichtig, nämlich der, dass viele gewächse der tundren, namentlich auch die beerentragenden stauden, im spätsommer gewöhnlich schon dann vom froste überrascht und mit schnee bedeckt werden, wenn sie noch im vollen safte stehen, bezw. noch früchte tragen Nehring tundren u. steppen (1870) s. 19.
c)
der duft der staude wird hervorgehoben: lauben von allen arten wohl riechender stauden Wieland 1, 96 (Agath. 2, 4); der ambrosische thau, den der ritter Astolf aus dem monde holte, träuft auch auf unsrer erde von jeder balsamischen staude Herder 23, 178 Suphan; die wohnungen der Indianer lagen einzeln ... und waren mit mancherley wohlriechenden stauden, als gardenia, guettorda und colophyllum umpflanzt Forster reise um die welt 1, 205;
unsre (thränen) flossen für dich; sie netzten die duftenden stauden
Stolberg 2, 40;
mein (des wolfes) balg ist parfumirt mit mancher staude duft.
Schubart ged. (1787) 2, 252;
die staude würzt die luft mit nektardüften
Schiller 11, 49;
weihrauch dampfend dem sinn des geruchs, wetteifern die stauden
Rückert werke (1882) 2, 123.
d)
theile der staude, wurzel, stamm, zweige, blätter oder laub (vgl. Spee unter a), blüte (s. b), event. frucht (b zu ende, vgl. Adelung unter 1, c):
die kêrten allen ir vlîʒ
an der stûden wurzel gar
Barl. u. Jos. 117, 15;
Daphne hieng kränze an die ranken der stauden S. Gessner werke (1778) 2, 40; dort stand ein alter mann hinter den breitblättrigen stauden und band die schwankenden zweige an stäbchen Novalis 2, 222 Meiszner. (herz, wuchs einer staude, s. Schiller unter 7, a).
e)
poetische freiheiten:
die stauden werden milch, die tannen honig schwitzen.
Koenig ged. (1745) s. 70.
singende staude mit kühner übertragung von den auf ihr sitzenden singenden vögeln (s. unten 5, c):
unter den werdenden knospen des haines dort!
und der gebüsche hier! wandelst im aufwachenden weltleben,
in singenden stauden und tönendem himmel du!
Stolberg 1, 195.
staude für den brennenden busch, 2 Mos. 3, 2 ff.:
und pran in flamen ho
ein staüd starck an geczundt.
Folz meisterl. 75, 419 Mayer.
personificirt: es trauern um dich hecken und stauden Fr. Müller 1, 115 (d. faun);
ihr stauden, hänget noch betrübt
von meinen schweren klagen!
3, 166 (Golo u. Genov. 3, 4).
ähnlich auch: vor sonn' und mond, vor allen stauden schämt' ich mich, dasz ich gestern so erzalbern that Bräker d. arme mann im Tockenb. s. 51 Reclam.
5)
staude in andern verbindungen (verwendung von stauden u. ähnl.).
a)
die staude in der landschaft, vgl. Fleming unter 4, a sowie 3, d und e: sam die wunnenclich heide, die wol gezieret ist mit bluͤygenden studen und mit den gruͤnen zwygen Seuse 551, 17 Bihlmeyer; nach dem bawmgarten hinab am wässerlin, gedencken wir die wisen ... anzurichten, sampt allerley stauden und gärtenbäwmlin, so zum flechten und binden dienstlich, als weiden, lindbast, ilmen ... und allerley wilgen, welche die wisen umbgeben sollen Sebiz feldb. 2; die geschwindigkeit, mit welcher die natur jede leere stelle ... mit ... stauden ... besetzt Hebel 2, 19, 5 Behaghel;
mit stauden stoltz gekrönet
die krufften geben klang.
Spee trutznacht. (1649) 2 (1, str. 3).
dagegen: niemand wird dieser schrift den vorwurf machen, dasz sie einer arabischen wüste gleiche, wo der wandrer viele parasangen reisen kann, ehe er ... nur éine staude, seinen gaumen zu erfrischen, antrifft Gerstenberg rezensionen s. 3, 8 Fischer; im bilde: kannst du glauben, dasz ich immer fels war, ohne pflanze, halm und staude? Gleim briefwechsel (1806) 2, 6 Körte. stauden im gegensatz zum ackerland, s. 3, e: alte verlegene böden so mit stauden verwachsen und zu wirklichen raühenen worden conf. v. Kempten (1732—7) bei Birlinger 410ᵇ. (das heiszt: der acker staudet wieder zu, ligna in agro resurgunt recentia, alias: befleugt wieder mit holz Stieler 2127.) ähnlich: wer reben zue lipding hat und die nit in eren halt ... oder darin studen wachsen last. ... wer da das wasser in die agker laut gan ... oder die agk(s)er last verstuden weisth. 5, 205, § 10 (schweiz. weisth. v. 1475). — ferner: es sollen ... die burger ... die strassen, weg und steg ... aufs beste erhalten .., die von den päumen oder auen darein hangenden stauden daraus hacken tirol. weisth. 1, 30, 17; das man alle die dören und stauden umb die gassen herumb fleissig abmach 4, 43, 34. — sie wachsen besonders am wasser, vgl. oben Sebiz und E. v. Kleist unter 2, a, Megenberg 332, 11 unter 3, d:
der dufel hat alle die studen hin,
die hie umb die wasser solden stan.
Morolf 1, 1603 v. d. Hagen
(dafür bei Vogt Salman u. Morolf 304, 5: die hursten);
und wir wuchsen empor freudig, wie stauden am bach.
Stolberg 1, 216.
stauden als umgebung von wohnungen, s. Forster unter 4, c.verschieden nach ländern, vgl.: sehr überraschend .., plötzlich ganz fremde (römische) structuren zu sehen, die unter einem fremden himmel entstanden, gleich ausländischen stauden hieher an den Nil verpflanzt wurden Ritter erdkunde² (1822) 1, 785. s. auch Fr. L. Schröder unter 4, a.
b)
staude vom winde bewegt, vgl. Hagedorn und Hoffmann v. Fallersleben unter 3, a:
wiewohl ...
frohes gelüft die staude beweht.
Klopstock oden 2, 46 Muncker-Pawel;
bey dem neubelaubten frühling
riefen mich die jungen weste,
die den stauden sanft durchschlupfen.
Cronegk 2, 232;
du zephyr weiszt nicht, wie erfreut
von deinem hauch die staude säuselt.
Stolberg 2, 100.
vgl.:
doch schwankt der boden, luft und staude schwirrt.
Mörike ged.⁸ 35 (besuch in Urach).
c)
staude mit vögeln auf den zweigen, vgl. E. v. Kleist 1, 226 unter 2, a, Voss unter 4, a, Stolberg 1, 202 unter 4, b und 1, 195 unter 4, e. vgl.:
an die stauden, wo ich meisen
im hollunder-kasten fieng.
Salis ged. (1793) s. 98 (²76).
sprichwörtlich: es ist besser ein sperling in der hand, als ein kramets-vogel auf der staude, val meglio un passerotto in mano ch' un tordo in frasca. einen vogel auf der staude verkauffen, vendere l'uccello sulla frasca, met. esser sicuro del fatto suo Kramer dict. 2, 917ᵇ. (vgl. unten staudenbrudler, -gatzger, -ragerl, -schnapper, -vogel.) dazu im bilde: ich kann mich in jede lage und ansicht versetzen, und ganz ehrlich in diesem sinne sprechen und schreiben, bis ich mich auf einer anderen staude niederlasse Pückler - Muskau briefw. 1, 290 (an gr. Ida Hahn-Hahn, d. 13. febr. 1845).
d)
die staude dient wegen ihrer dichten belaubung gern zum versteck. sich (einen) in oder unter eine(r) staude verbergen. von thieren: daʒ die hinden gepern kälbel, der hüetent si gar vleiʒiclichen und verpergent si in die stauden Megenberg 130, 1; der vasant hât die art, daʒ er sein haupt in ain stauden verpirgt und wænt, er hab sich ze mâl verporgen. 198, 28;
drumb braucht das pantelthier ein list
verbirget sein kopff in ein stauden.
H. Sachs 4, 2, 116ᵃ.
so auch: sich gächling begabe das ein grausam grosz wolffe nahent pey ir ausz einer dicken stauden sprange Arigo decamer. 574, 28 Keller; darumb ist das alt wappen der stat Ötting ain wolf under ainer stauden Aventin chron. 2, 23, 8. — von menschen:
er douht sich in ein stouden
jüng. Tit. 1143, 4;
daʒ ich an allen vieren krouch
in ein stûden, diu was rouch,
da inne sie mîn niht sâhen
Seifr. Helbl. 4, 128;
ich lac in der stûden.
373;
Merk under einer stûden lac
hiute disen langen tac.
447;
ich wil selbest die göttin sein
und kriechen in die stauden nein
der jungen frawen antwort geben ...
dort kombt die fraw, ich wil mich bucken
heymlich in disen busch nein schmucken
dasz mich die junge fraw nicht sech.
H. Sachs 4, 3, 34ᵇ;
da hört ich etwas hinder mir
kraspeln auff der andern seiten
der dorenheckn, daher von weiten
schlich hinein mit kreisten und schnauden
ein bettelmann in dise stauden.
80ᵃ;
wie Rial kam an das end da die sechs die junckfrawen tödten woltent. wie er die vier erschluͦg und ym die zwen in die stauden entrunnen Wilh. aus Osterr. (1481) 29ᵇ; darzuͦ het er (Hannibal) Mago seinen brüder mit tausent zuͦ rosz, unnd tausent zuͦ fuͦsz inn hecken und stauden versteckt Carbach Liv. 113ᵇ (Liv. 21, 54, 1). s. auch Wickram unter 3, c und Albertinus unter 4, a. so auch in der sprichwörtlichen redensart: ausz der stauden ist gut thedingen. mit fersengelt bezahlen. besser in den reisern, dann in den eisern. wo du kanst fliehen, soltu nit kriegen Egenolff 313ᵇ; auszer der stauden ist gut tedigen (tagedingen, litigare) Eiselein 577. Simrock 9833; auszer der stauden ist wol rat geben Eiselein 577. (vgl. unten staudenhahn, -hecht.) — man sucht unter der staude schatten oder schutz vor regen; sprichwörtlich: wer sich, wanns regnet, unter eine staude stellet, wird doppelt nasz Kramer dict. 2, 917ᶜ. so auch: do nun das wasser in der flaͤschen ausz was, legt sy (Agar) den knaben under ein stauden bibel Zürich 1531 1 Mos. 21 B (Luther: unter einen bawm. 21, 15). dazu wol:
er jagt uber perg und tieffe thal
unter der stauden uberall
sein hörnlein thet er blasen.
sein lieb unter einr stauden sasz
thet auff den jeger losen.
Forster frische t. liedl. s. 159 neudr. (III, 72, 2, = wunderh. 1, 334 Boxberger: 'jäger Wohlgemuth').
so legt man sich gern unter stauden, um zu schlafen: in dem der student der do nahend bei dem turn in eyner stauden geschlafen het enwachet Arigo decam. 505, 28 Keller (8, 7); die unter stauden so anmuthig ruht, will ich nicht wecken, bis sie von selbst erwacht Fr. Müller 3, 335 (Golo u. Gen. 5, 1);
er legt sich an ain grünes grasz
under ain stauden und entslief.
Heinr. v. Neustadt Apollon. 9659 Singer.
auch zum beischlaf:
da lag er pei dir auf eim grünn wasen
in der stauden pei dem zaun, dasz sah ich eben.
fastn. sp. 586, 21;
raide,   ir maide,
suecht der stauden winkel!
da well wir kosen,   losen
mit beslossen   gossen,
warmen armen   lieplich,
dieplich   in dem pusch.
Oswald v. Wolkenstein 37, 80 Schatz.
daher auch (?):
vor grüenem wald nach pfifferlingen klauben
mit ainer mait   beklait   von ainer stauden,
den lust ich preis   für alle hofeweis.
36, 37.
zum sterben:
(ich, Artus) wil kriechen in die stauden eben
und darinnen enden mein leben.
H. Sachs 2, 3, 65ᵇ (Olwier u. Artus 5).
auch als versteck für gegenstände: do nyemand anders dann sy alleyn was sich nackend ausz czohe ir gewändlein under eyn stauden verbarge decam. 504, 2 Keller.
e)
durch die stauden gehen, laufen u. s. w., vgl. Grimm unter 3, a, E. v. Kleist unter 4, a: wo er (der hirsch) durch die stauden flohe, da hatte er zuͦ einer seyten die stauden und das laub schweissig gemacht Noe Meurer v. forstl. oberherrligkeit (1560) 96ᵃ;
die zwene wurden fluͤhtig.
der junge degen zuͤhtig
der jagt si durch die studen.
Johann v. Würzburg Wilhelm v. Österr. 4789;
da wolt er sein erwarten nicht,
und gar bald durch die stawden kroch,
wurd schamrot und schnell darvon floch
im wald zu thal, ohn weg und strasz.
H. Sachs 15, 538, 32 Keller-Götze (dafür: ausz der hölen 4, 1, 121ᵈ);
was rauscht dort durch die stauden her?
21, 24, 20 (5, 344ᵇ).
über (die) stauden springen:
sîn ors übr hôhe stûden spranc
Parz. 286, 27;
die blicke des jungen mannes folgten unwillkürlich ihren füszen, wie sie behend und sicher über die harten stauden dahinschritten Storm 1, 101. dafür häufiger die erweiterte, formelhafte verbindung über stock und stauden, s. 3, b; über hecken und stauden, s. Schubart unter 3, c. ungewöhnlich:
der laufft ein ubers mosz gehn waldt ...
jetzt geht er hinter jener stauden.
H. Sachs 3, 3, 20ᵃ.
vgl. noch: als ... er nun vom rosz zum schusz abstuͦnd, behieng er mit den sporn in stauden und dorn, dasz er ... auffs angesicht fiel S. Franck chronicon Germ. (1538) 266ᵃ.
f)
an eine staude binden, hängen u. ähnl.: er stieg ab von seinem pferd und band es an eine staude Hauff 2, 539 Reclam (märchen von falschen pr.); wenn ainer reit durch ainn wald so macht man etwenn knoͤpf an die stauden, zu ainem zaichnn das da der recht weg ist Keisersberg pred. (1510) 46ᶜ;
an die stûden schône
hienc ers (die kräuter).
Parz. 485, 26.
g)
die grossen gsellen huͤwen studen ab, machten ein huͤtten Th. Platter s. 23 Boos; also hat es sich auch begeben, das die menschen ... sich ab den neüwen erfindungen habend beruͦmbt, und sie einer dem andern nachmalen angezeygt, heüser zuͦ machen, die waͤnden mit auffgerichten spreussen, und zwyschen gelegten stauden mit laim zuͦ vermachen Alpinus Polyd. Vergilius von d. erfindern (Augsb. 1537) 79ᵃ (daneben: jr etlich habend jnen ... mit kodt und gestauden, örter darinn sie wonen soltend, gemacht ebenda; und damit sie dem regen unnd der hitze woͤretendt, haben sys mit roͤrern oder andern gesteüden gedeckt ebenda). —
(Ulysses) henckt auff Dolonis beut hernach,
an einen tamarischen baum,
auff ebnem feld in weitem raum,
brach ab vil stauden, aͤst, und laub,
darmit umbstecket er den raub,
auff dasz sie ein warzeichen hetten.
Spreng Ilias (1610) 134ᵃ (ξυμμάρψας δόνακας μυρίκης τ' ἐριθηλέας ὄζους. Il. 10, 467);
als ich zum dritten mal mit grausz,
ein stauden ziehen wolt herausz,
risz starck mit beeden haͤnden grim,
kam fuͤr die ohren mir ein stim.
Äneis 44ᵃ (3, 37 f.).
auch: ein grosze rat hab sich in das thal da jetzt Uri ist, gethon, da angefangen hecken und stauden ausz reutten S. Franck chronicon Germ. (1538) 205ᵇ. — vgl. unten staudenhack, -haue, -messer, -sense.
h)
stauden als nahrung für thiere: wenn nu der esel den der reit, derselben stauden mitt den knöpfen gewar wirt, so braucht er die selben nit weiter, dann das er das laub darab beiszet Keisersberg pred. 46ᶜ (fortsetzung der unter f angezogenen stelle);
kraut, staude, wurzel, alles ward verzehret.
Ramler fabellese (1783) 1, 157;
jaͦ, aͦllssàmt naͦgt 's àm bauăn
ăswia die goasz àn dă stauăn.
Hartmann-Abele volksschausp. s. 269 (XXXI, 173).
vgl. Spee unter 4, a; E. v. Kleist unter 3, e; Fr. Müller unter 4, b. für menschen, s. Gerstenberg unter a.
i)
staude zum brennen, s. Minderer unter 2, a.
k)
als attribut von göttern u. ähnl.: der gott (Bacchus) als kind reitet auf einer ziege, ... ein satyr ist vor ihm, eine staude in der hand, angeblich νάρθηξ Welcker alt. denkmäler 2, 153.
6)
staude in sprichwörtern und redensarten. solche sind bereits unter 3, b. d behandelt. weiteres: auf die stauden schlagen in süddeutschen mundarten, wie gewöhnlich auf den busch klopfen, s. busch 1, theil 2, 558. auf die staude klopfen Hetzel wie der Deutsche spricht 299. so bair. Schm.² 2, 733 und besonders alem.: schweiz. uf d' stude schlo Hunziker 263, 'eigentlich auf die staude, den busch klopfen, durch versteckte andeutungen sein begehren kund geben. er schlot uff d' stude ass d' nest (äste) zittere, bringt sein begehren ohne umschweife vor' Seiler Basler mundart 282ᵇ; els. uf d stude schla Martin - Lienhart 2, 574ᵇ. ähnlich auch bei Schweizer autoren: Käthi hat mir um die stauden herum geschlagen (zu verstehen gegeben), dasz es mir aufthäte, wenn ich käme Gotthelf Uli d. knecht s. 138 Vetter; aber Trinette, wie sehr auch Elisi um die stauden schlug, that keinen wank; und wenn es fragte: wer wohl drüben sei? so sagte Trinette, es werden die säutreiber sein. 283; sie schlugen beide auf den stauden herum, aber ein jedes wollte erst hören, wer das andre sei geld u. geist² (1852) 50, s. Sanders 1, 247ᶜ (unter busch 4; dafür in der ausg. v. 1895 1, 40: sie schlugen beide auf den busch). — dagegen: in d' stauden hawen, scharpff reden voc. v. 1618 bei Schmeller a. a. o. — dasz ihr nicht auf grüner staude seid Spindler f. stadt und land 1, 68 bei Sanders 1, 633ᵃ (grün 1), wie sonst auf einen grünen zweig kommen, vgl. unter grün. — fortuna ignavos fovet. dem faulen wechst das sein under der stauden Franck sprüchw. (1541) 2, 132ᵃ. — els. e Wëlscher un e Jud wachsen uf einere stud Martin-Lienhart 2, 574ᵇ. —
offt kommt ein glück von ohngefähr,
wohl über neuntzig stauden her.
Simpl. (1685) 2, 158 (Courage 12, Simpl. schr. 3, 229 Keller).
7)
übertragene gebrauchsweisen:
a)
bildlich: eya dar umbe, du seldenzwi, du meienris, du roter rosen bluͤjendú stude (gott), schlús uf din arme Seuse 216, 20 Bihlmeyer. im ausgeführten bilde:
ist lieben seuche, pest und gifft, ...
ein wurm, der aus den stauden edler jugend
nicht nur den kern, die wurtzel reiszt der tugend?
Neukirch bei Hoffmannswaldau auserl. ged. 1 (1697), s. 108;
vorbei
sind diese träume — ein verborgner wurm
friszt an dem herzen dieser stolzen staude,
auf ewig ist ihr wuchs dahin.
Schiller 5, 1, 21 (dom Karlos 1, 2).
s. auch Iffland unter 4, b.
b)
auf menschen angewendet auch in mundarten: els. grosze person Martin - Lienhart 2, 575ᵃ; henneb. 'scheltname für eine schlanke, hochgewachsene weibsperson (nicht gerade böse gemeint)' Spiess 240; umgekehrt in Leipzig staude '(kleiner) mensch' Albrecht 216ᵃ. vgl. stäudlein.
c)
andres vereinzelt bei dichtern. von ähnlichkeit der form:
was achtet sie (die see) der perlen gut, ...
der muscheln wunderreich, und stauden von corallen?
diesz alles speyt sie an den strand.
Gottsched ged. 2, 246.
d)
für penis:
das peut ich dir pei deiner stauden,
die dich gar oft und dick macht schnauden,
und urtail recht on neid und gunst,
es musz sunst dein stauden in der kue prunst.
fastn. sp. 786, 1—4;
ich ding wandel, herr der richter,
meiner schönen stauden on gefer.
7.
8)
erweiterungen der bedeutung.
a)
zuweilen nähert sich staude collectiver bedeutung (vgl. unten staudicht), s. 3, c.daher schwäb. die stauden und holderstauden als bezeichnung von landschaften, s. Birlinger s. 410ᵇ und IV?
b)
auf bäume ausgedehnt scheint alem. stude vorzukommen in einer auffälligen ortsbezeichnung (wo die annahme, die tannen seien nach ihrer umgebung benannt, kaum möglich ist: von Entzeflu ... herab zu den zwein tannen ob Eriswile, die man nempt 'ze den wagenden studen' weisth. 4, 386 (öfnung v. Willisau, Lucern, 1408); so auch: von dem hoff untz an die wagenden studen alss ferr alss in den bach 1, 81 (öfnung v. Altregensperg bei Zürich 1456).
c)
eher wird staude auf kleinere, nicht holzige pflanzen ausgedehnt, s. 2, b.
d)
hieran schlieszt sich eine in süddeutschen mundarten verbreitete gebrauchsweise: schweiz. stūde auch collectiv für stengel und blätter einiger krautgewächse: hërdöpfel-stude, rëps-stude Hunziker 263; schwäb. das kraut der kartoffeln. Birlinger 410ᵇ (1); (bair.) 'man braucht aber im dialekt den ausdruck stauden nicht blos von perennierenden und holzigen gewächsen .., sondern auch als collectiv von den blättern, die an einem saatkorn, einer kartoffel, einem kürbis, einem salat- oder kohlstrunke sitzen (salàtstau'n, krautstau' n)' Schm.² 2, 733; tirol. 'der am salat- oder kohlstrunke und andern pflanzen sich bildende blätterbusch' Schöpf 703.
e)
Hunziker 263 giebt als 3. bedeutung 'reiswelle', dazu jedoch als beispiel: er het es hor wi-n es bürdeli stude, wo mit der gewöhnlichen bedeutung auszukommen wäre.
9)
anderes liegt weiter ab und ist wol fern zu halten.
a)
'so werden in den papiermühlen die kleinen säulen, in und zwischen welchen die schwingen gehen, stauden genannt. s. hinterstaude, vorderstaude. bey andern handwerkern heiszt eine solche kleine säule eine studel' Adelung (1), ähnlich Jacobsson 4, 266ᵃ. so schon: 'hinterstaude ist in papiermühlen ein stück holtz, worinnen die schwinge am hintern orte mit einem höltzernen nagel angemachet. vorderstauden sind zwey säulgen, welche in den löcherbaum eingemacht, zwischen denen die schwingen gehen, dasz sie auf keine seite weichen können' Zedler universallex. 26 (1740), 647. — hier liegt offenbar vermischung mit einem ganz andern wort vor, das kurzes u hat und 'stütze, pfosten, säule' bedeutet, urgerm. *stuđō, altn. stoþ, ags. studu, s. Fick³ 3, 342, erhalten in schweiz. mundarten als štūd, f. pfosten, s. z. b. Stalder 2, 413. Hunziker 263. Seiler 282ᵇ (masc.) Bühler Davos 1, 133 (zaunpfahl). Schm.² 2, 733.
b)
in der gaunersprache bedeutet die staude oder der stauden (auch staute, stäude) das hemd Avé-Lallemant 4, 610, vgl.: hanffstaud, hemd im liber vagatorum (1510) vocab. 92 bei Kluge rotwelsch 1, 54. beides auch in der soldatensprache, s. Horn s. 63 und anm. 6. ableitung vom gewöhnlichen staude ist kaum denkbar, eher volksetymologische anlehnung in hanfstaude.
c)
ungar. staude 'eine gruppe von häusern in den hainen und hügeln' Schröer 290ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1910), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1141, Z. 35.

stauden, verb.

stauden, verb.
in stauden, staudenartig wachsen Campe. zuerst bei Stieler (1691) belegt: stauden, gestaudet, i. e. zur staude werden: dicitur etiam anstauden, frutescere. 2126, vgl. Weigand 2, 803; stauden, it. an stauden, zustauden, be-stauden, frutticare, frascarsi, infrascarsi etc. innarboscellarsi Kramer dict. 2, 917ᶜ. früher sind zusammensetzungen belegt, so vorstuden in einem schweiz. weisth. v. 1475, s. weisth. 5, 205. Lexer mhd. handwb. 3, 255. s. ferner anstauden Stieler. Kramer, s. oben; aufstauden Sanders 3, 1186ᶜ; ausstauden arva sentibus liberare, vepres evellere, rubos exstirpare Stieler; bestauden, s. theil 1, 1659 und Stieler. Kramer. Sanders a. a. o.; emporstauden Sanders; entstauden theil 3, 631; zustauden Stieler. Kramer, vgl. staude 5, a.belege: denn im guten und gedüngten felde staudet es (der samen), wegen der wärme, sehr um sich, und ein körnlein stocket und giebet viel stengel; aber im geringen und nassen felde, ... staudet nicht so sehr, musz viel erdauren, ein körnlein bringet nur einen halm oder stengel Becher hausvater (1714) 25; sie (torfasche) gibt den korngewächsen stärke und macht sie stauden abh. üb. d. verwendung des torfes vom Laibacher moor (1775) s. mitth. des musealvereins f. Krain 9, 87; buchen, welche bald stauden, bald zu schlanken stämmen erstarken Stolberg 6, 239;
denn du beherschest ein blachfeld
weit umher, das lotos umgrünt und nährender galgant,
weizen auch, und spelt, und staudende weisze gerste.
Voss Odyss.² (1802) 4, 604 (εὐρυφυὲς κρῖ λευκόν;
dafür in der 1. ausg. v. 1781:
überwachsen mit klee ... und weiszer fruchtbarer gerste,
in der 4. v. 1814:
und weiss aufbuschende gerste);
jezo traf sie den teich von besserer flut in des thales
niedrungen: wo landleute sich staudende reiser (fruticosa vimina) zum flechten
sammelten.
Voss Ovid nr. 28, 29 (metam. 6, 344);
im bilde: den ersten spross der Symbolik, meinen wir, trieb der verborgene keim in den Studien 1806. ... seit 1810 staudete der narkotische nachtschatten, Symbolik und mythologie antisymbolik 1, 333. — mundartlich, els. 'stude(n), štýtə, refl. ähren bekommen, zahlreich aufgehn, vom getreide' Martin-Lienhart 2, 575ᵃ; cimbr. stauden, zweige treiben. cimbr. wb. 236ᵃ; siebenb. steogden, 'sich in mehrere halme theilen, vom korn etc.' Haltrich 48ᵇ. in anderm sinne schweiz. stûda 'das buschwerk ausrotten' (vgl. oben ausstauden; daneben, ganz verschieden, stûda zanken) Tobler 417ᵃ. (stauden als schifffahrtsausdruck für stauen 4 bei Jacobsson 7, 430ᵃ.)
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1910), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1155, Z. 20.

stauder, m.

stauder, m.,
seltne nebenform zu staude, so
1)
steir. 'stauder und stauer, f. staude, strauch, einzelnes gebüsch; mehrz. staudern u. stauern: zusammenhängendes gesträuche, buschwerk, gestrüppe, niederholz' Unger-Khull 571ᵃ.
2)
bei den papiermüllern einnehmer, stauder, masc., fr. les grippes, 'die ständer, welche mit einschnitten versehen sind, um die schweife (stiele) der in einem stampftrog arbeitenden hämmer zu tragen, und die köpfe der hämmer in sich zu fassen', unterschieden in vorderstauder bezw. -einnehmer und hinterstauder, grippes de derriere Jacobsson 1, 529ᵇ f. vgl. staude 9, a.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1910), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1159, Z. 37.

verstauden, verb.

verstauden, verb.,
vom subst. staude (th. 10, 2, 1141) wie verschilfen, verschlammen, versumpfen gebildetes intrans.: 'von stauden überwuchert werden, mit stauden überwachsen', nur mhd. belegt in einem schweiz. weisthum von 1475: der die acker lâst vorstuden 5, 205 Grimm; Lexer hdwb. 3, 255. reflex. sich staudenartig auswachsen: mögen doch die hammel im frühlinge auf solchen wiesen die grasspitzen abweiden, wo sich der graswuchs noch nicht gehörig verstaudet hat Goltz jugendleben 1, 313. über das simplex und andere composita vgl. th. 10, 2, 1155.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1912), Bd. XII,I (1956), Sp. 1633, Z. 14.

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Zitationshilfe
„staude“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/staude>.

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