Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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stauche, f.

stauche, f.
I.
langer herabhängender ärmel, kopftuch, schleier. ein gemeingerm. wort: altn. stúka ärmel Cleasby-Vigfusson 600ᵇ; ahd. stûcha, f. manica, commaticus Graff 6, 638; mhd. stûche, f. m. Lexer handwb. 2, 1259; mnd. stuke Schiller - Lübben 4, 448ᵃ. dazu im ablaut ags. stocu langer ärmel, vgl. Kluge⁶ 376ᵇ und in Pauls grundr.² 1, 457, § 220. ursprung und weitere beziehungen des wortes sind unsicher, vgl. stauchen und Kluge a. a. o. Torp bei Fick⁴ 3, 494. Prellwitz etym. wb. d. gr. spr.² 440 (unter στύφω). (auch die entlehnung der roman. wortsippe ital. astuccio, span. estuche, franz. étui u. s. w. futteral, behältnis, musz mindestens als zweifelhaft gelten, s. Diez⁴ 30. 707 f.)
1)
die ursprünglichste bedeutung ist offenbar die eines (langen und weiten) ärmels, die im ahd. wie im altn. (und ags.) ausschlieszlich begegnet, im mnd. überwiegt, aber auch im mhd. und nhd. sich gehalten hat.
a)
manica ... stucha (ahd.), stuiche, stucke Dief. gloss. 347ᵃ; stuchen vel klanken nov. gloss. 245ᵇ (dazu: manucleata gistuchet roc gloss. 347ᵃ, manicle[a]ta gestüket rok, i. vestis duplices manicas habens nov. gloss. 245ᵇ); perisolidis (= περισκελίς) i. superus ain stuch, stick, en stucke gloss. 427ᵇ, perisolitis eyn stuke nov. gloss. 288ᵃ; sup(p)arus, -erus ... ein lang(er) ermel ... stuche, schuche (l. sthuche?), stuch, stuoch, stug, stawch, stuke, stuck gloss. 566ᵇ, stuke edder grote mauwen, eyn langh vor mauwe, stuch nov. gloss. 355ᵇ; in manicis, in ermelen, stuchen quelle bei Schm.² 2, 722; supparus est manica laxa et longa in veste muliebri, ein stauche ebenda (15. jahrh.); voc. v. 1482, s. unter 2, a.
b)
mhd. stûche begegnet als fem. und als schwaches masc., vgl. dazu auch J. Grimm gramm. 3, 451. W. Grimm kl. schr. 3, 268 f. 412. stûche bezeichnet in der regel ein stück der frauenkleidung, nämlich den weiten, lose herabfallenden ärmel des oberkleides, der über den engen, festgeschnürten unterärmel geht, und der in der spätern zeit oft nicht festgenäht, sondern nur angeschnürt und daher abtrennbar ist, vgl. noch Weinhold d. frauen² 2, 225 f. Bergner bürgerl. kunstaltert. 511. Heyne hausaltert. 3, 311. stûche bei frauen:
sînes swertes helze vorn
zarte ir bî dem krumben reien einen kleinen stûchen.
Ringewîffel bî der stûchen
vrouwen Elsen vuorte
minnes. 2, 79ᵇ, 6 Hagen;
daʒ wip vil dinges bedarf
von cleidern unde stuchin.
Hugo v. Langenstein Martina 132ᵇ, 31;
ain rayszkappe was ir claid, ...
si hette(n) zway lange stauchen:
das sy di arme entlauchen
zu dem greyffen solde ...
Heinrich v. Neustadt Apollon. 19878 Singer;
später auch bei männerkleidung: item in disen selben geziden gingen frauwen, jungfrauwen unde manne, edile unde unedile, mit tapparten. ... unde di manne drugen si lange unde korz ... unde machten daran lange grosze wide stuchen (var.: stauchszen, tuch, duch) endeiles uf di erden Limb. chron. 79, 20 Wysz (cap. 145); item vortme drugen di manne arme an wamselen, an schopen unde an anderer kleidunge, di hatten stuchen (var.: stuchszen, stuszen, schueszenn, stauchszen, stiessen, stausen) binach uf di erden, unde wer di aller lengesten drug, der was der man. 80, 5;
er trûc an sîme lîbe
einen pelz von hermelîn ...
die stûchen wâren im wît.
Germ. 16, 69ᵇ. (s. auch Frisch 2, 322ᵇ.)
stuke nur an einem arm: des stichtes man moghe ghi (die äbtissin v. Wunstorf) wol belenen in iuwem werleke (weltlichen) klede, des (wenn nur) gi de witten stuken hebben in juwem vorderen (rechten) arm Calenb. urk. bei Schiller-Lübben 4, 448ᵃ.
c)
von der stûche wird mannigfacher gebrauch gemacht:
α)
um schweisz abzuwischen u. ähnl.:
nu erfürbte sî diu guote
von sweiʒe und von bluote
mit ir stûchen orte
Erec 4508;
si wischte in mit ir stûchen   und mit ir wîʒen hant.
Ortnit A 467.
β)
um das gesicht zu verbergen:
den stûchen von dem röckelîn
warf ich dâ über daʒ houbet mîn.
γ)
häufig um etwas darin zu tragen, wobei die ärmel wol abgenommen und wie beutel verwendet wurden:
du sla Holoferni
daʒ houbit von dem buchi.
du la ligin den satin buch,
daʒ houbit stoʒ in ginin (l. dinin) stuchin.
Diemer d. ged. 123, 12 (ält. Judith);
ich und mîne meide   tragen in die steine in wîʒen stûchen.
Kudr. 1385, 4;
daʒ gebein wants in ir stûchen,   diu frouwe wol getân.
Wolfdietr. D VIII, 326.
so auch: 'nach Ruprecht v. Fr. rechtbuch v. 1332 ... soll man der frau, welche gegen einen mann, den sie der nothzucht beschuldigt, in gerichtlichen zweykampf tritt, ainen stain in ir stauchen geben, der ein pfunt hab ..; nach dem Augsb. stadtb. ... soll sie in ir stuchen (in jrer stauchen) haben einen fûst grozzen stein' Schm.² 2, 722;
di frauwe soll hie aussen gan,
ainen stauchen in der hende han (l.: ainen stain in der stauchen han)
mit riemen dar ein gepunden,
swer pey dreyn pfunden.
Heinr. v. Neustadt Apollon. 20188 Singer;
di (var.: der) stauch soll wesen leynein
und zwayr elen langk sein.
20191;
er hiesz ir dar ir were geben,
in ainer stauchen ainen stain.
20243.
doch ist hier die bedeutung häufig zweifelhaft, vgl. unten 2, b und 3, b. eigenthümlich und durch die besondere notlage motiviert ist folgende verwendung einer stûche, um wasser zu transportieren:
ze einer vil kurzer vrist
hât sie ein waʒʒer vunden,
dar in hât sie gewunden
wol halben ir stûchen,
wan siʒ niht mohte belûchen
in der hant noch beslieʒen,
sie vorhte eʒ vergieʒen.
δ)
einen abgetrennten ärmel empfängt der ritter von seiner herrin als 'kleinoete' für turnier und kampf; er heiszt ermel Parz. 375, 11. 390, 20; stûche:
ir sult mir eine stuchen geben
zu eime kleinote,
des darf ich zu note,
daʒ man erkenne da bi
daʒ ich ein frowen ritter si.
Herbort v. Fritslar 9509 (vgl. anm.);
uʒ pheif im san daʒ blut
gliche ho dem schafte
da die stuche ane hafte.
9930.
vgl. K. Kochendörffer, die mouwe als wappenbild, zeitschr. f. d. alterth. 28, 246—250. von hier aus gelangt die stûche dann auch zuweilen in ritterliche wappen, s. Gritzner herald. terminol. (Siebmacher wappenb. einl. B) 118. 308ᵇ. — eine ähnliche symbolik liegt auch folgender verwendung zu grunde:
her Dietrîch jagete in umbe   mit starken slegen grôʒ.
dô viel er der küneginne   nider in die schôʒ.
dô warf si einen stûchen   über den küenen degen,
dâmite si gevriste   hern Sîvride lîp und leben.
roseng. A 365.
d)
im ältern nhd. tritt diese bedeutung sehr zurück; es musz jedoch beachtet werden, dasz aus den meisten belegen nicht mit voller sicherheit zu ersehen ist, ob diese bedeutung oder 2 vorliegt. ein vereinzelter beleg setzt c, γ fort: welche frauen ihre beste kleider anhaben sollen, und das wachs in iren stauchen tragen weisth. 3, 369 (Lauterbach in Hessen; vor 1589). später scheint sie im allgemeinen erloschen zu sein; die wörterbücher führen sie vereinzelt aus älteren quellen auf: stauch, wodurch man den arm steckt, manica longior Frisch 2, 322ᶜ (nach d. voc. v. 1482, s. 2). Scherz-Oberlin 1562. Adelung (2). doch hat sie sich landschaftlich hie und da erhalten, so pfälz. stauch, pl. steuch ärmel; in etwas abweichendem sinne thür. stauche, šduche 'ende des hemdärmels' Hertel sprachsch. 234. Salzunger wb. 44. so erscheint sie gelegentlich auch in neuerer litteratur; ganz in dem ursprünglichen sinne eines ober- bezw. über-ärmels (ärmelschoner, auch schreib- und tintenärmel genannt): der herr auktionator ... wandte sich leise tuschelnd an seinen gehilfen, der, zur schonung seines schäbigen überrocks mit einer kattunen ärmelstauche bewaffnet, sich damit beschäftigte ... Lauff Pittje Pittjewitt (1903) s. 149; der herr protokollführer mit den tintenbeklecksten stauchen. 406.
e)
sonst ist stauche im nhd. (seit ende des 17. jahrh.) mit leichter bedeutungsänderung zur bezeichnung der beiderseitig offnen, walzenförmigen schutzhülle aus pelz geworden, in die man im winter die hände steckt, um sie warm zu halten, steht also synonym mit dem nicht viel früher entlehnten muff, vgl. dieses, theil 6, 2623: sed muff ... quoque exponitur: manica, alias stauche Stieler 1296; stauche, et staufe, die, it. stutze, alias muff, manica, recondendis manibus apta. 2126; meist als masc.: stauche, stauchen, m. [voce non usata che da' populi del basso Reno ...] maniccia, manizza di cacciarvi dentro le mani ne' freddi dell' inverno, v. ermel, muff Kramer dict. (1702) 2, 917ᵃ; stauch, worein man im winter die hände steckt, s. ermel oder muff Frisch 2, 322ᶜ; 'im oberdeutschen ist stauch oder staucher, ein muff, besonders ein kurzer enger muff, der daselbst auch ein stutz, ein schliefer, genannt wird' Adelung (2), danach Campe. Krünitz 171, 67. vgl. Weigand 2, 802. so heute in rhein- und mittelfränk. mundarten, durchweg als schwaches masc. stauche (plur. = sing.), s. Klein 2, 169 (Pfalz, Koblenz, Jülich, Berg, Hohenlohe), rheinfränk. stûchen Frommann 6, 279, 7, westerwäld. Schmidt 232, nass. Kehrein 1, 388, oberhess. (schdauche) Crecelius 806, köln. stuche Hönig² 178ᵃ.
f)
daneben rheinfränk.-hess. auch für pulswärmer: pfälz. (?) stauche 'eine art manschette zum wärmen' Autenrieth 136, in Handschuhsheim nur im deminutiv staicɐlə 'gestrickter pulswärmer (manschette)' Lenz 68ᵃ; hess. 'unterärmel oder armhandschuhe, d. h. unterermel, welche handgelenk, unterhand und daumen (diesen nicht immer) umfaszen, meist gestrickt, aber auch aus tuch verfertigt und mit pelz besetzt (pelzstauchen), ein kleidungsstück vorzüglich der landbewohnerinnen, in neuerer zeit aber auch in den höheren ständen, und zwar bei dem männlichen wie bei dem weiblichen geschlecht in übung gekommen' Vilmar 396, 'kleiner handschuh ohne finger' Crecelius 806.
2)
seit beginn der mhd. zeit bezeichnet stûche ferner ein kopftuch oder einen schleier. vgl. Heyne hausaltert. 3, 318 u. anm. 277.
a)
calyptra ... stauch, schlair Dief. gloss. 90ᶜ (voc. rer. Augsb. 1521); mitra ... eyn stuch umbsz haubt oder hube 364ᵇ (auch Schm.² 2, 722); peplum eyn sleyer, ... heb (haubt) tuͦch vel stuch 424ᵃ; vitta ... stuchen vel die langen zipffel vel bendel an der huben vel ein wisz tuchel quo capilli colliguntur 624ᵇ; sleyer oder stauch, peplum vet. vocab. 1482 bei Frisch 2, 322ᶜ; stauch, slayr, preyse, hang-ermel an einem chor-rock ebenda; auch mnd. stuke, velum, s. Schiller-Lübben 4, 448ᵃ. nhd. stauchen (die) ein tuͤchle, calantica Maaler 385ᶜ. in spätern wörterbüchern zuweilen auf grund älterer quellen: stauch masc. worein man den kopf steckt, ein tüchlein über den kopf, colantica, oder ein schleyer, sturz, stülp, calyptra Alberus (unter kleid) bei Frisch 2, 322ᵇ; danach Adelung.
b)
die litteraturbelege gehören hauptsächlich süddeutschen quellen an und scheinen vom anfang des 14. bis zum ende des 16. jahrh. zu reichen, soweit dies bei der unsichern scheidung von der bedeutung 1 zu erkennen ist (vgl. auch die belege unter 3, b):
si (die frauen) hânt nû verwunden
diu antlüz in ir stûchen,
daʒ si niht rûchen (rauh werden).
minnes. 2, 287ᵇ Hagen (Hadloub 15, 4);
das ir vrouwen niht verguot went hân
duͤ kleider, der si (ihre männer) duͤhte gnuog.
si wend ouch haben kleinôt kluog,
schapel, gebende und gürtellîn,
stûchen und reiduͤ tüechelîn.
Kunrat v. Ammenhausen schachzabelb. (1337) 4948;
sichst du dann am gater hangen
ain stuchen wis
quelle (G. Zobel) bei Schm.² 2, 722;
und (er) hat ein langen groen part
und ist gewunden in ein stauchen.
fastn. sp. s. 1349;
(ich, der kriegsman) wolt schier durch dinent (Venus) willen tragen
hembd, schleyer, stürtz und stuchen.
Gengenbach gouchmat 643;
auch must du haben ein gwandkalter
darein du henckst mantl, roͤck und schauben ...
hembd, piret, huͤt, klayder und stauchen.
H. Sachs 1, 440ᵈ;
von erst war ich ein gute diern
do ich dir kund die blinder fürn
das du stets haimlich hetst zu schlauchen
und dir vermerckelt goller und stauchen.
479ᶜ (fastn. sp. 1, 44 neudr.);
der gut Sewheintz nicht liesz darvon ...
und legt an ein lang frawen kleid
und umb das maul ein stauchen bund.
4, 3, 59ᶜ;
(sie) reisz jhm den stawchen von dem kopff.
59ᵈ;
darmit sich frawen und junckfrawen
schmücken und zirn, sich lasen schawen
in schlayer, stauchen und gepent.
23, 65, 7 Keller-Götze;
ouch machend sie die stuchen gelb.
concil 808;
thu mir den stauchen von dem kopff! ...
er schlecht jhm den stauchen mit dem stab vom kopff, so ists der Jahn Molitor Ayrer 2199, 13. 15 Keller (schöne Sidea 2); er hat mir einen rob genomen an einer lieben frowen: si zühet nu die stuchen für und wil mich nit me an sehen Seuse s. 83, 18 Bihlmeyer; ez sol auch dhaine burgerin ... dhaynen slayre noch stauchen tragen, der mer vache habe danne vier vache, also daz di ende vorn auf dem haubt ligen; wil si aber mer sleyir oder stauch tragen durch frostes oder durch krangheit wegen, di mag di wol tragen also, daz si di uber twerch auf legt Nürnberg. polizeiordn. s. 66 (14. jahrh.); und schlug sie in den mund, das sie blutet, da hub sie ir stauchen für den mund, darin stat das blut noch heut zu tage und ist ein einfeltiger schleyr heiligen leben (1472) 77ᵃ; die kolen czuͦ seinen henden nam und den frawen auf ire weisse schleyer und stauchen, unnd den mannen auf ire goller grosse mächtige schwarcze krücz machet Arigo decam. s. 406, 23 Keller (6, 10); Zeppa in die kamern kame das weib fand die ir den stauchen wider umb das haubt band den ir Spinelluczo in dem scherczen ab dem haubt het fallen machen. 516, 18 (8, 8, daraus bei Lindener rastbüchl. 123 und Montanus gartenges. cap. 59); und in sölchem eylenden anlegen den stauchen auf dem haubt mit dem weyl meinte zuͦ nemen. 552, 22 (9, 2), vgl. Drescher Arigo s. 169; item darnach da pant er die frawen auf und schub sie zur feurstat und setzt sie an die feurstat und tat ir irn stauchen ab und machet einen rink darausz und setzet ir in auf den kopf d. städtechron. 11, 694, 27 (H. Deichsler chron. v. Nürnb. zu 1505); als da der wybren mantel, gstüch und gestürz allein in der fasten gebrucht und ze ostren schnell widerum hingelegt gescholten wirt; zuͦ eim teil, dasz die eerberkeit der trurkleideren in ein hochfart keert ist Zwingli 2, 381; maͤntel und stuͤrz wuͦrden selbs zuͦ roͤcken und stuchen Anshelm Berner chron. 5, 251, 24 (zu 1528); der knab kummet geloffen, treget ein blutigen stauchen (dafür nachher: disz schleirlein blieb bey der aychen.) H. Sachs 3, 3, 6ᵃ (fastn. sp. 1, 10 neudr.); und haben weibspersonen in denselben güetern, so mannsstamen verhanden, kain gerechtigkait zu erben, dann ... ain mantl, ain schissl, auch hauben, stauchen, goller und dergleichen tirol. weisth. 4, 662, 1, ebenso 724, 31; und so noch zuweilen im 17. jahrh.: endlich wird ein ruffian auch offtermals ein krämer, damit er nur zu den frawen und jungfrawen komme. ... er bringt jhnen allerhand ... wahren unnd arbeit zu hausz, als ... schleyer, vernehete fatzinetlein, stauchen, handschuch, fingerhüt, hauben u. s. w. Garzoni schawpl. (1641) 694ᵃ; bänder und schnür, stauchen, regentücher Jan Perus (1672) 86; im bilde:
ob si czu tausent stunden
in todsunde strauchen
wan über si braittet er stauchen
frawe Minne und gotez parmchait
daʒ man in der ewichait
chain ir sunde mach gesehen.
mönch v. Heilsbronn siben grade 1304.
c)
so noch heute in den oberd. mundarten: schweiz. stauche, f. 'eine art schleyer, wodurch man den kopf steckt, wie eine leichenbitterinn mit einer stauche umschleyert' Stalder 2, 393; dafür stûcha, m. Tobler 417ᵃ; vorarlb. stûche, stauche, f., auch stûcha, m. 'ein kopftuch oder schleier von dünner, weiszer leinwand, von frauen besonders beim gottesdienste und bei leichenbegleitung getragen; dann dieser stoff selbst und eine schürze davon' Frommann 3, 530, 9; schwäb. stauche, stuchen, f. (schwarzwäld.) 'kopfbedeckung der weiber (weiszer schleier) beim gottesdienste und bei leichen' Schmid 507; vgl. Birlinger 410ᵇ; bair. die stauchen, auch der stauch, stäuchel 'a) kopfbinde, kopftuch oder schleyer der weibspersonen (nur noch hie und da, z. b. im Allgäu, um Nürnberg, üblich)' Schm.² 2, 722; tirol. stauch'n, f. Schöpf 702 (mit belegen aus mundartl. quellen des 17.—18. jahrh.); steir. stauche, f. 'kopfbinde, kopftuch, schleierartiges tuch für kopf und gesicht' Unger-Khull 570ᵇ; 'im Bregenzerwalde tragen bei leichen die nächsten leidträgerinnen nonnenartig eine weiszleinene kopfumhüllung, staucha genannt' cimbr. wb. 236ᵃ. sonst bedeutet cimbr. staucha, f., dem. steuchle, 'halstuch, fazzoletto da spalle' 235ᵇ.
3)
weitere gebrauchsweisen.
a)
cimbr. staucha, halstuch, s. 2, c zu ende. so im 16. jahrh. auch für einen theil der rüstung, stoszkragen, brechrand, der quer über die schultern laufende, aufrecht stehende kamm an den achselstücken, besonders v. 1500—1550 üblich, s. Weiss kostümkunde 2, 742. H. Bergner bürgerl. kunstaltert. 550. Boeheim waffenk. 98.
b)
schwäb. für schürze Schmid 507. auch vorarlb., s. oben 2, c.
c)
diese bedeutung kommt vielleicht auch für ältere quellen in frage, wenn die stûche dazu dient, etwas darin zu tragen, vgl. oben 1, c, γ. so nimmt sie Schmid an für die daselbst angezogene stelle aus dem Augsb. stadtb., für sich genommen plausibel, nur kaum zu halten angesichts der parallelstellen, z. b. aus Heinr. v. Neustadt. ferner liegt es nahe, diese bedeutung anzunehmen in stellen wie: wer es, dz man die frauwen mannete, so sollen sie heuwen; unnd wer es dz ein frauw ein khindt daheimen hette, so soll sy heimziehen 3 stundt im tage und soll zw jren kinden lugen, unnd soll nemen ein stauch voll heuws, unnd wer es dz sy zw goüttig (gierig) wehr, dz der stauch breche, so soll sy es dem mayer bessern weisth. 4, 211 (els., 1480). doch wird auch hier die bedeutung 'kopftuch' vorliegen. vgl.: so soll ein fraw binden an ihren schleyer so viel korns alsz sy getröschen und gemahlen mag ein dags ... bunde sy aber so vil, dz jr die stuckh ('f. stûche, kopftuch') brüch eh dz sy heim keme, sy müszt es bessern. 212 (vom j. 1513); hennen haben die freyhait, wenn die peyerin auf den stadelvierst steigt, und ain ay in ein schlair, oder stauchen nimbt, und von ir wirfft, alss weite sy nu dasselbig ay geworffen hat, mag die henn von irem hoff gehen. 3, 683, 13 (bair.).
d)
dann auch als bezeichnung des stoffes; schweiz. stûcha, m. 'dünne, feine leinwand (schleier)' Tobler 417ᵃ; ebenso vorarlb., s. 2, c.
II.
kleiner haufen oder bündel von flachs, getreide, torf u. ähnl. ein vorwiegend nd. wort, das jedoch auch in mitteld. mundarten hereinreicht und von den neuern nhd. wörterbüchern verzeichnet wird.
1)
mnd. stuke Schiller - Lübben 4, 448ᵇ (2), nur aus glossaren; z. th. unsicher, vgl. unten 2, a. in neuern mundarten stuke brem. wb. 4, 1075 f. Strodtmann 271ᵃ. ten Doornkaat Koolman 3, 350 (stuke oder stûke, stûk, 'ein stehender od. aufgerichteter haufe'), überall ohne angabe des geschlechtes. im binnenlande als masc., südhann. stûken, stûke, m. Schambach 216ᵃ, waldeck. št(o)ūk(en) Bauer-Collitz 99ᵇ. dagegen preusz. stauke, nd. stûke, f. Frischbier 2, 364ᵃ. mitteld. meist als fem., nur westerw. stauche, m. Schmidt 232 f.; nass. stauche, f. Kehrein 1, 388; hess. Vilmar 396; thür. stauche, f. Hertel sprachsch. 234. (in Handschuhsheim nicht vorhanden, dafür haufe, m. Lenz 68ᵃ.) in nhd. wörterbüchern zuerst bei Adelung als stauche, f. danach Campe. Krünitz 171, 67. vgl. Weigand 2, 802. litteraturbelege fehlen.
2)
im einzelnen lassen sich folgende gebrauchsweisen unterscheiden.
a)
am häufigsten von flachs; so schon mnd.: sabucia, eyn stuke vel ein bote vlasses, s. Schiller-Lübben 4, 448ᵇ; ey[n] botte vel stuck Dief. gloss. 506ᵃ. im neund. nicht allgemein verbreitet. so wird im brem. wb. 4, 1076 gerade diese bedeutung als hd. angegeben ('bey einigen Hochdeutschen sind stauchen die kleinen flachsbüschel, oder bosen, worin sie, wan sie aus der röste, oder dem wasser, genommen sind, auf gesetzt werden, dasz sie trocknen'); auch bei Stürenburg fehlt sie, dagegen giebt ten Doornkaat Koolman 3, 350ᵇ: 'n stuke törf od. flas; üblicher im binnenlande: südhann. (= bâte) Schambach 216ᵃ; im kreise Oschersleben, s. nd. korrespondenzbl. 22, 73 ('die stuken werden dadurch gebildet, dasz die strohbände der bötchen an das obere ende gezogen und der flachs, mit den wurzelenden nach unten, kegelförmig ausgebreitet wurde'); preusz. stauke, 'flachsbündel mit kopfartigem knoten, das mit dem offenen ende ausgebreitet aufgestellt wird, damit der trocknende wind es gehörig durchziehe' Frischbier 2, 364ᵃ. so auch in Niederhessen stauche, flachsstauche Vilmar 396; thür. (Vogtei, Winterstein) šduchen, flachspyramide Hertel sprachsch. 234. sogar im ungarischen berglande stauche, f. 'ort, wo der flachs trocknet; der daselbst befindliche flachs selbst' Schröer 208ᵃ. so auch: 'in einigen hochdeutschen gegenden sind die stauchen kleine büschel oder bündel flachs, in welchen derselbe, wenn er aus der röste genommen worden, zum trocknen aufgesetzet wird, in einigen gegenden werden sie bosen genannt, nieders. both .... stauchen heissen sie, entweder, weil man solche büschel, indem man sie bindet, auf die erde stauchet (s. stauchen), oder auch so fern stauche (s. unten III, 1) überhaupt etwas kurzes und dickes bedeutet, da es denn mit stock, ein klotz, stumpf, nahe verwandt ist. das nieders. stuke, welches von stauche nur in der mundart verschieden ist, bedeutet einen haufen, oder ein jedes bündel' Adelung. vgl. dazu: bothe (die), both, bündel, stauche, (landwirtschaft) eine hand voll flachs' Jacobsson 1, 268ᵃ. nach Weigand 2, 802 ein 'vom rösten hohl und spitz aufgestellter büschel flachs oder hanf zum trocknen.'
b)
im binnenlande ferner von getreide: waldeck. 'getreidehaufen' Bauer - Collitz 99ᵇ; 'in Oberhessen (wo man stâche spricht) eine handvoll getreidehalme, deren mehrere eine garbe ausmachen; besonders vom hafer gebräuchlich' Vilmar 396. vom hafer speciell westerw.: 'ein bündel hafer, haberstauche. der 4te theil einer garbe. wenn nämlich der hafer einige tage in schwaden auf dem acker gelegen hat, so wird er in kleine bündel gebunden und aufgestellt' Schmidt 233; ebenso Kehrein 1, 388 ('von schriftd. stauchen etwas an oder wider etwas stoszen und dadurch auf einen haufen drücken, krumm biegen, kürzer und dicker machen'). dagegen holstein. stuke vom buchweizen, s. brem. wb. 4, 1076. Schütze 4, 216 (stukk). Stürenburg 271ᵃ.
c)
brem. vom torf: 'so heiszt hier bey den bauern ene stuke torf ein kleiner haufe, eine schicht, worin der torf, bey dem stechen desselben, quer über ein ander gelegt wird, dasz er austrocknen könne. eine solche stuke besteht gemeiniglich aus 6 stücken torf. einige nennen einen solchen haufen von 8 torfen ringel ... ein tagwerk ist bey den torfgräbern tein stige stuken, d. i. 1200 oder 1600 torfe.' brem. wb. 4, 1075 f.; ebenso ostfries. 'ein häufchen zum trocknen kreuzweise auf einander gelegten torfs' Stürenburg 271ᵃ; de törf steid in stuken, is in stuken settd ten Doornkaat Koolman 3, 350ᵇ; s. auch Schütze 4, 217 (Husum, vgl. stauchen II zu ende). so auch: 'eine stuke oder stauche torf, ein haufe torf von sechs stücken' Adelung.
d)
südhann. stuke(n) bezeichnet auch einen haufen klee Schambach 216ᵃ.
3)
hiermit läszt sich kaum zusammennehmen das ausschlieszlich nd. stuke für baumstumpf: mnd. stuke s. Schiller-Lübben 4, 448ᵃ. dazu vielleicht:
vele hebben gêret stocke unde stên.
Claus Bur 191,
wo Woeste zeitschr. f. d. phil. 5, 77 mit dem ältesten drucke v. h. geren stuken u. st. lesen will. neund. stuke 'der wurzelklotz eines baumes, mit den ausgerodeten wurzeln, welche zerhauen und in kleine haufen, wie torf-stuken auf gesetzt werden, dasz sie trocknen und zum brande dienen können' brem. wb. 4, 1076 (2; gegen diese herleitung von 2, c spricht die verbreitung); ähnlich osnabr. Strodtmann 235 f. ('auch die wurzeln allein werden stuken genannt'); westf. stuken, m. 'stammrest eines baumes' Woeste 260ᵇ, waldeck. št(o)ūk(n) Bauer-Collitz 99ᵇ; südhann. stûken, -e, m.; stûken rôen, ûthacken Schambach 216ᵃ. auch in die anstoszende thür. mundart des Unterharzes (Stiege) übernommen als schtûken, m. baumstamm, stumpf Liesenberg 209, šdúken Hertel sprachsch. 234. — dazu holl. stuik, m. einlaszzapfen, abgesägtes ende an einem holz? wol verwandt mit stock, s. das.
III.
andre, seltene gebrauchsweisen.
1)
westerw. stauche, m. 'etwas das klein und gleichsam auf einen haufen gedrückt ist; aber selten. so 'n stauche, wie du bist. es ist ja nur 'n stauche von einem schwein' Schmidt 232, Kehrein 1, 388, vgl. stauchen I, 5, f.ähnliches vereinzelt im nd.: 'stuuk wird auch im dithm. gebraucht als ein iebkosendes wort gegen kleine kinder: das kleine, liebe, arme ding' brem. wb. 6, 350; dat is en lütjen stukk Schütze 4, 217. (hier von II, 3 herzuleiten?)
2)
a)
stuche, ventosa, lasskopf, vintausle Scherz-Oberlin 1588 (aus dem voc. v. 1482).
b)
'stuchen, projectura, hervorragender simsen. terminus architectonicus' ebenda. sonst nicht bekannt.
3)
in mundarten hie und da als verbalabstractum in verschiedenen bedeutungen. vgl.: stauche '1) die handlung da man stauchet' Campe.
a)
in Leipzig 'stauch, der, die stauche, erschütterung, wenn man einen fehltritt thut oder der wagen derb stöszt' Albrecht 216ᵃ, vgl. stauchen I, 3.
b)
thür. (in Salzungen) šduche abspülung Hertel sprachsch. 234, vgl. stauchen IV, 6.
c)
ostfries. stuke, hemmung, 'stockung' Stürenburg 271ᵃ; 'ein zustand von stillstand u. stockung etc. od. auch ein etwas was stehen od. stocken macht u. so auch: ein stocken machender u. hemmender stosz od. gegenstosz, anstosz, widerstosz, erschütterung'. d'r kwam mit 'n mâl 'n stuke in de lôp ten Doornkaat Koolman 3, 350ᵇ (b).
d)
brem. 'eine convulsion, ein anfall von krampf.' he kreeg stuken, zuckungen brem. wb. 4, 1076; ebenso nl. stuyck, concussus Kilian 2, 649ᵇ.
e)
ostfries. stuke 'anfall von krankheit in bezug auf das gemüth, laune etc.' wen sê hör böse stuken hed, den is slecht mit hör to kramen. sê hed upstünds noch al 'n gôden stûk ten Doornkaat Koolman 3, 350ᵇ, vgl. Stürenburg 271ᵃ (gew. üble laune). ebenso meklenb. stuk, stuken, launen, eigenthümlichkeiten Mi 88ᵇ.
4)
stauche in den letzten bedeutungen (3, d. e) wechselt mit staupe, s. das. II, 1. aber bei Luther kommt stauche 'auch als wechselform neben dem gewöhnlichen staupe (I) züchtigung' vor (infolge von vermischung der beiden bedeutungen?): das beyde Carlstad und Orlamuͤnder verdienet hetten eyne gute starcke stauche 18, 98, 5 Weim. ausg. (wo die alte Jenaer ausg. staupe liest, s. dieses I, 4, d); beides verbunden: aber das sollen sie wissen, das wer widder uberkeit strebt, der nympt eyn gericht uber sich. Rom. 13. das ist: eyne stauppe, neyn stauchen odder plage werden sie haben 17, 1, 211, 15. (vielleicht liegt in diesen fällen ein alter wechsel zwischen germ. k und p vor, wie in kriechen, ahd. kriochan, gegen mitteld. kraufen, nd. krupen, altnfr. criepan, ags. créopan, altn. krjúpa, oder in ahd. slitochôha schlittenschnabel, mnd. koke gegen nhd. kufe, s. theil 5, 2206. 2530. Kluge⁶ 227ᵃ. 230ᵃ.)
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1910), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1125, Z. 38.

stauchen, verb.

stauchen, verb.
in dieser lautform fallen wörter sehr verschiedener bedeutung und jedenfalls theilweise auch verschiedenen ursprungs zusammen.
I.
eine reihe von gebrauchsweisen läszt sich in einer grundvorstellung 'stoszen' vereinigen. so zuerst mnd.:
des heft nu Lucifer missegebruket,
dâr umme is he dâr nedder gestuket.
sündenf. 753.
sonst erst nhd. seit d. 16. jahrh. nachzuweisen. in lebenden mundarten weit verbreitet, s. unten. auszerhalb des deutschen ist verwandt norw. stauka, stoszen, niederstampfen, langsam (am stabe) gehen. Aasen 745ᵇ, vgl. Torp bei Fick⁴ 3, 494. danach ist wol eine german. wurzel stuk- neben stut- anzunehmen.
1)
'stauchen, ... welches eigentlich eine onomatopöie ist, und den dumpfigen hauchenden laut nachahmet, welcher entstehet, wenn man einen kurzen dicken weichen körper gegen einen harten, oder einen solchen festen gegen einen weichen stöszet. 1. eigentlich. jemanden mit dem hintern gegen die wand stauchen' Adelung, danach Campe. von den frühern wörterbüchern nicht beachtet, dagegen ziemlich gewöhnlich in der ältern nhd. litt., namentlich des 16. jahrh. einen stauchen (stets mit persönlichem object) puffen, knuffen, rippenstösze versetzen (?): derhalben die ammen, sie stillen nun oder ... warten der kinder sonsten, so sollen sie getrewe unnd fleissig sein, sollen die kinder ja nicht fallen lassen. ... sollen sie auch nicht stauchen unnd auffrücken Mathesius Syrach (1586) 2, 126ᵇ;
aber was soll ich ernst vil prauchen
mit narren, die man nur soll stauchen.
Fischart dicht. 2, 231 Kurz (notw. kehrab 622);
ach secht, wie mich die closter katzen ...
so jämmerlich gerichtet zu ...
theten mich stossen, stauchen und knörn,
wolten den teufel von mir treiben.
Ayrer 2863, 23 Keller;
o loser mann, dörfft ich
mich jetzt reiben an dich! ...
ich mein, ich wolt dich stauchen.
3091, 15;
freier:
niemand mit gwalt thu stauchn und pucken
untertretten noch unterdrucken
H. Sachs 2, 4, 48ᵈ.
besonders einen zu boden stauchen (im kampfe):
Curiatius maior sagt:
will sie weidlich zu boden stauchn
Ayrer 151, 4;
von disen würmen (drachen) weisz jederman,
dasz sie als, was sie treffen an,
anfallen und zu boden stauchen.
1081, 31;
dein strengër ærnst gen uͦns im brauch
staucht uͦnsre sẹl' in̄ staub zuͦ boden.
Melissus psalm s. 171 neudr. (44, ⅩⅠⅠⅠ).
sodann auch:
mein frewd zu boden ist gestaucht.
H. Sachs 2, 3, 12ᵇ;
nider stauchen, s. niederstauchen, theil 7, 799:
ich wolt dir wol die lende dein
so weich schlagen als deinen bauch
weist wie ich dich offt nider stauch.
3, 3, 43ᶜ;
o thw sie ernstlich nider stawchen.
fastn. sp. 2, 20 neudr.;
auch:
eh machen sie (die glücksgaben) dich (Hoffart) dadelich
weil das (l. dus?) zu hochmut thust miszbrauchen
thund sie dich offt darnider stauchen
schr. 1, 251ᵈ;
so thust du (krankheit) jn (den menschen) darnieder stauchen
als ob er leg in stock unnd eysen.
462ᵇ.
in der spätern litteratur in genau entsprechendem transitiven gebrauche nicht mehr zu belegen. doch gehört wol hierher: nun war es zeit, das fischlein (ein schulkind) abzuhängen, wir wischten ihm das gesicht ab, stauchten es auf seinen platz jugenderinn. eines alten mannes s. 369. dagegen noch in den lebenden mundarten erhalten, vom oberd. bis ins nd. gebiet (sowol auf personen wie auf sachen angewendet): els. stuche (štýXə, štyXə) 'stoszen, in der schmiede: 's ise widder in's fîr st.' Martin - Lienhart 2, 573ᵇ; schwäb. stauchen 'einem feindselig stösze geben' Schmid 507; bair. stauchə, einen stauchen 'ihm rippenstösze versetzen'; figürlich: bedrücken Schm.² 2, 722; in Rappenau štauxə 'einen gegenstand kräftig gegen einen andern stoszen, auf den boden stoszen' Meisinger 181ᵇ; westerw. stauchen. ich will den kerl schon stauchen. er hat mich auf die erde gestaucht Schmidt 233; hess. stauchen, stoszen, stampfen, z. b. kœl shtauche Pfister 283 f. (in ob. gr. Hanau); henneb. stauchen, 'stoszen, besonders mit dem ellbogen. ist von knuffen darin unterschieden, dasz lezteres mit mehr tücke geschieht' Reinwald 1, 156, stouche 'mit heftigkeit und gewalt auf den boden niederstoszen, gewaltsam an oder auf etwas stoszen' Frommann 2, 171, 68; thür., in Stiege (Unterharz) schtûken stoszen, heftig hinstellen Liesenberg 209, šdúken Hertel sprachsch. 234; so auch im südwestl. nd. stûken, südhann. Schambach 216ᵃ, westfäl. Woeste 260ᵇ; preusz. 'stûken, übel verhd. stauken, auch stucken, stauchen, wiederholt abwärts stoszen, drücken, stampfen, einen mit der nase auf den tisch stûken' Frischbier 2, 384ᵇ. 'auch heiszt stauchen in einigen gegenden prügeln.' Krünitz 171, 68. vgl. noch stuuche, zerschlagen, im 'Berner mattenenglisch', s. zeitschr. f. d. wortf. 2, 54ᵇ.
2)
daran schlieszt sich eine reihe speciellerer gebrauchsweisen.
a)
ochsen stauchen, stauen ò anstauchen, stimolare, frugare, pongolare i buoi per farli caminare Kramer dict. 2, 917ᵃ; das verbum stauchen heiszt bey einigen so viel als mit stechen treiben, als an einigen orten die ochsen mit dem stachel treiben Frisch 2, 322ᶜ. ähnlich: er aber stauchte den delphin in die seite und sogleich schwamm dieser weiter den flusz hinauf Hauff 2, 712 Reclam (Saids schicks.).
b)
els. auch 'coitieren' Martin-Lienhart 2, 574ᵃ.
c)
in verschiedenen mundarten für '(etwas) stampfen', so im ungr. berglande Schröer 208ᵃ; hess. (in oberer gr. Hanau) z. b. kœl (kohl) shtauche Pfister 284; preusz. 'stuhken wäsche stampfen oder kartoffeln zu brei' Schemionek 39, kartoffeln stûken. die wäsche stûken, sie durch stauchen reinigen Frischbier 2, 384ᵇ (vgl. unten III, 7).
3)
im 18. jahrh. begegnet stauchen zuweilen in intransitiver bedeutung, stoszen, stampfen; so von der gangart eines pferdes: der nehmliche schritt meines pferdes däucht mich bald stauchend, bald sanft Bode Montaigne 4, 22 (2, kap. 12). ähnlich, transitiv gebraucht: aber da ich über die verschiedenen arme der Maas sezzen muste, wo ich bald eine meile auf ofner kalesche mich zu schanden stauchen lassen, bald auf einem ofnen boote den wellen preis geben muste, da wars keine freude mehr zu reisen C. F. Bahrdt leben 3, 297. — vom 'stampfen' eines schiffes (s. stampfen 5, sp. 680):
mein schiff, dasz ohne seegel schwebt,
stets schlenckert, stauchet, zittert, bebt,
bis es sich in die fluth vergräbt.
cav. im irrgarten (1746) 406.
4)
heute zumeist in einer specielleren bedeutung, die gewöhnlich in dem compositum verstauchen ausgeprägt ist, vgl. das. sowie überstauchen: stauchen, überstauchen, Saxones dicunt verstuken Schottel 1421; stauchen, staufen, luxare, ossa sedibus suis movere, it. mutilare, convellere articulos, et torquere Stieler 2125; verstauchen, et verstauen, id. quod stauchen, et stauen, eluxare. 2126; stauchen, ... it. slocare Kramer dict. 2, 917ᵃ; stauchen, luxare ... dicitur de dislocatione pedum et manuum, et vocatur alias verrenken distorquere Wachter 1593; sich die hand stauchen, 'auf die hand fallen oder an dieselbe so stoszen, dasz sie gewisser maszen dadurch verrenkt wird' Campe. Steinbach 2, 689, Frisch 2, 322ᶜ und Adelung (1) kennen nur verstauchen. auch in der litteratur wie in der umgangssprache ist das einfache verb wenig gebräuchlich: das stauchen ist indesz eine verteufelte sache. mein fusz war sehr geschwollen und schmerzte fürchterlich Seume 4, 48 Hempel (mein sommer; weiter oben: weil ich mir ... den fusz vertreten hatte). in idiotiken wird es häufig aufgeführt, meist ohne nähere angaben; so bair. Schm.² 2, 722 (a; 'wie hd.' überstauchen); tirol. Schöpf 703 (ebenso); westerw. 'verrenken, verstauchen. ich habe mir die hand verstaucht' Schmidt 233; hess. schdauche Crecelius 806. Pfister 283. während hier diese bedeutung zu stauchen angeführt wird, wenn auch ohne directe belege für den gebrauch des simplex, geben andre wörterbücher ausdrücklich nur das compos. verstauchen, so schwäb. Schmid 507, siebenb. Kramer Bistritzer dial. 127; ebenso nd. nur verstuken, s. z. b. brem. wb. 4, 1076. Stürenburg 271ᵃ. ten Doornkaat Koolman 3, 351ᵃ.
5)
eine weitere entwicklung der bedeutung in der richtung 'etwas (durch stoszen) kürzer und dicker machen' liegt besonders in einigen ausdrücken der schmiedekunst sowie in mundartlichen redeweisen vor, vgl.: (westerw.) 'stauchen, eigentlich: etwas an oder wider etwas stoszen und dadurch auf einen haufen drücken, krumm biegen, kürzer und dicker machen' Schmidt 233.
a)
stauchen, bey den schmieden, wenn sie einen geschmiedeten stab der sich erhitzet, nicht der länge nach, sondern der länge entgegen treiben, und solcher gestallt verkürzen und in einander schlagen Frisch 2, 322ᶜ; 'die schmide stauchen ein stück eisen, wenn sie dasselbe glühend der länge entgegen schmiden, so dasz es kürzer und dicker werde' Adelung (1), s. ferner Eggers 2, 985 und Campe; stauchen '(refouler jumping, up-setting). die behandlung des eisens, wodurch dasselbe im glühenden zustande in der richtung seiner länge zusammengedrückt wird' Karmarsch-Heeren³ 8, 448, vgl. 7, 734 und Stenzel seemänn. wb. 400ᵃ (wo diese bedeutung, kaum mit recht, von II hergeleitet wird). so auch (?): wie könnte nicht gehämmert, gestaucht, gesägt, gepaukt werden, mein bester stiller pauker? J. Paul 27, 82 (flegelj. 2, nr. 26).
b)
dazu wol: axt stauchen, ist dieselbe auszschmieden G. Junghans auszgeklaubte gräublein ertz (1680) B 1ᵇ; stauchen ... ist so viel, als ausschmieden. dahero heisset es: eine axt stauchen Herttwig bergbuch² (1734) 368ᵇ; stauchen, nehmen die bergleute in einen besondern verstand, wann sie sagen: eine axt stauchen, das ist, eine axt ausschmieden, hindern dasz sie sich nicht weiter umlegen kan an der schneide Frisch 2, 322ᶜ; bey den bergleuten heiszt stauchen so viel als ausschmieden Eggers 2, 985; ähnlich bei Adelung (1). Jacobsson 7, 430ᵃ. Campe; im ungr. berglande eine ax stauchen Schröer 208ᵃ.
c)
die zähne einer säge stauchen, an den spitzen breiter machen, um die breite des einschnitts zu vergröszern, besonders bei metallsägen und der lochsäge, s. Karmarsch-Heeren³ 7, 456. 501.
d)
selten auszerhalb dieser technischen verwendungen. allgemein: 'stauchen, fr. emousser, etwas, so schmal und spitzig ist, auf etwas stoszen, dasz es stumpf und breiter wird' Jacobsson 4, 266ᵃ. — vgl. noch: eine feder stauchen, sie auf den tisch stoszen, dasz sie zerspaltet Krünitz 171, 68. dazu ausstauchen, um die feder von tinte zu reinigen:
und solang der rede schwall
schwoll mit tönenden gewalten,
schlief ich wie am wasserfall;
bis mein nachbar seine feder
stauchte aus am schreibepult,
und der zaubrer vom katheder
abtrat, der mich eingelullt.
Rückert (1882) 2, 52.
e)
in mundarten vereinzelt in der bedeutung 'verkürzen' schlechtweg. so els. kleiner machen. wenn dr pfol ze lang is, stuch ne e bissl! ich will de wagering stuche, den reif verengern, s. Martin-Lienhart 2, 573ᵇ. westf. stuken 'verkürzen beim schneiden' Woeste 260ᵇ.
f)
mitteld. mundarten kennen das part. perf. in einer verwandten bedeutung: in Rappenau kštauxt, klein, gedrungen von gestalt Meisinger 181ᵇ; westerw. gestaucht, 'a) gekrümmt, syn. v. gekaucht. wie gehst du so gestaucht, eingedruckt mit der brust? b) von leuten, welche den kopf in den schultern stecken haben, und gleichsam auf einen haufen gedrückt sind' Schmidt 233; vgl. siebenb. ängestaucht 'untersezt, von kurzem, kräftigem körperbau' Kramer 127. — in anwendung auf sachen auch bei Göthe: die gestauchte form des kreuzes, s. theil 4, 1, 4206.
6)
freiere gebrauchsweisen finden sich in mundartlicher redeweise.
a)
in der soldatensprache einen stauchen, drillen (? die eigentliche bedeutung ist wol noch mehr oder weniger deutlich), s. Horn s. 9. 75. 81; bair. als bezeichnung des militärischen tadels zusammen gestochen oder gestaucht werden. s. 137.
b)
so auch sonst. henneb. stauchen 'einen brav abfegen, ihm das maul stopfen' Reinwald 1, 156. danach Campe.
c)
henneb. stouche 'auch durch schwere, anstrengende arbeit sich körperlich schwächen oder zu grund richten' Frommann 2, 171, 68. ähnlich sonst verstauchen, vgl. das., z. b. hess. Pfister 284.
II.
hanf, flachs stauchen, in haufen setzen, zum trocknen. in diesem sinne offenbar mit stauche II zusammenhängend, vgl. das., und eher als ableitung daraus anzusehen, denn als dessen stammwort (wie Weigand 2, 802 will). in der schriftsprache seit mitte des 17. jahrh. nachzuweisen: (solstu die würzlinge) also aufgericht in die gruben setzen, wie man pflegt den flachs zu stauchen Coler hausb. (1640) 143; stauchen, v. a. wird von den kleinen flachs-büscheln oder bosen gesagt, welche, wann sie aus der röste oder aus dem wasser kommen, worinnen sie eine zeitlang haben liegen müssen, trocknen müssen, und staucht sie auf einen platz, man macht dasz sie stehen, dasz die wurzeln unten auseinander kommen, und das andere über sich steht Frisch 2, 322ᶜ; stauchen, heist den aus der röste gekommenen flachs in die sonne zur dürrung busen-weis, unten breit aus einander auf- und aussetzen Zincke öconom. lex.² 2802; 'den hanf stauchen, in der landwirthschaft einiger gegenden, z. b. Obersachsens, ihn, wenn er geraufet worden, in kleine häufchen zusammen lehnen, damit er trockne; nieders. stuken, von stuke, eine stauche, ein haufen, bündel. den flachs stauchen, ihn nach dem rösten in ähnliche bündel aufsetzen' Adelung (2, 1), danach Campe (2); 'stauchen, (landwirthschaft) den aus der röste gekommenen flachs in die sonne zur dörrung bundweise unten breit auseinander auf- und aussetzen. es wird auch von den garben gesagt, wenn man sie bey anhaltendem nassen wetter von den mandeln nimt, und mit den sturzen auf die erde setzet, damit wind und sonne solche trocknen mögen, und das auswachsen dadurch verhindert werde' Jacobsson 4, 266ᵃ. vgl. auch Krünitz 171, 68, der den hanf stauchen als thüringisch bezeichnet.in mitteld. und nd. mundarten weit verbreitet: im ungr. berglande 'gerösteten flachs bündelweise zum trocknen ausstellen' Schröer 208ᵃ; ebenso henneb. stoch Spiess 240; hess.: 'nur in Niederhessen staucht man den geroszeten flachs, in Oberhessen und in der grafschaft Ziegenhain breitet man ihn' Vilmar 396; thür. in Salzungen šduch Hertel 45. sprachsch. 234 (Salz., Vogtei), nordthür. stûche Kleemann 22ᶜ; nd., südhann. stûken 'aus den schwaden in haufen bringen, in haufen stellen, z. b. heu, halmfrüchte oder flachs, um sie so trocknen zu lassen; vgl. upstûken' Schambach 216ᵃ; waldeck. št(o)ūkn (von halmfrüchten) Bauer - Collitz 99ᵇ; im kr. Oschersleben opstuken vom flachs, s. nd. korrespondenzbl. 22, 73. in den norddeutschen moorgegenden auch in der bedeutung: 'stuken, in häuflein auf setzen, schichtweise zum trocknen, wie den torf, und die ausgegrabene baumwurzeln' brem. wb. 4, 1076. so ostfries. 'den frisch gegrabenen torf zu kleinen häuflein aufschichten, aufstauen, oder den aus der röste genommenen flachs zum trocknen lose aufstellen' Stürenburg 271ᵃ, flas oder törf stuken oder upstuken, umstuken, ferstuken ten Doornkaat Koolman 3, 351ᵃ. im holstein. mit formaler unterscheidung: 'stukken, upstukken (Hus. Eid. u. a. o.), uphokken (Holst.) getreide, das in garben gebunden ist, zum trocknen aufsetzen, von allem getreide, 2) in Holst. nur vom buchweizen. bookweetstukken ... stukken (ditm.) der gemähte buchweizen in haufen gesetzt, gestuukt, um zu trocknen' Schütze 4, 216 f. (die schreibung also inconsequent; auch Richey 426 giebt als ditmars., dasz buchweizen gestuukt wird); dagegen: 'upstuuken (Hus.) klün, d. i. torf und torf d. i. haidesoden zum trocknen aufsetzen'. 217.
III.
in andern bedeutungen ist stauchen nebenform zu wörtern von ähnlicher lautform.
1)
zu stauen, wasser hemmen, s. das. 3 (c). in der nhd. schriftsprache seit anfang des 18. jahrh. bezeugt (also nicht viel später als stauen): stauchen, stauen, verb. [il semplice è di poc' uso] stagnare ... das wasser, die bach, den flusz etc. stauchen ò stemmen, stagnare, im[pe]dire la corrente d'un ruscello, d'una riviera. v. stemmen Kramer dict. (1702) 2, 917ᵃ; ein gestauchtes ò gestautes wasser. 917ᵇ; stauchen ist hier (in der bedeutung 'dämpfen', s. 3) so viel als stauen, stauwen, s. stemmen, das wasser stehen machen, am fliessen hindern Frisch 2, 322ᶜ; im niders. ist für stauchen stauwen. 331ᶜ, vgl. unten 3; 'das wasser wird gestauchet, wenn man dessen abflusz hindert, und es dadurch aufschwellen macht; stämmen, nieders. stauen, ital. stuare. einen flusz, einen bach stauchen' Adelung (2, 2), s. auch Campe (1). Krünitz 171, 68 (2, 2). litteraturbelege: als die Israeliten an einen arm des arabischen meerbusens gelangt waren, ... so trieb ein starker wind ... das wasser aus diesem arme meer ein, und hielt es so lange zurück, bis sie mit aller gemächlichkeit hindurch gegangen waren. indesz suchte das oberwärts gestauchte wasser einen andern ablauf Lessing 10, 22; intrans.:
schäumend kehrt die welle wieder,
flieszt nicht mehr im bett darnieder;
grund erbebt, das wasser staucht.
Göthe 41, 135 (Faust II, 2; 'erdbeben').
so auch: sie sahen das oberhalb leerstehende schulhaus aufrecht daher schwimmen und an der westlichen ecke des daches sich feststellen; ... holz stauchte davor sich auf Gotthelf 4, 27 Vetter (wassernot im Emmenthal). mundartlich wenig verbreitet: hess. schdauche, stauen Crecelius 806, besonders sich stauchen 'd. i. drängend stopfen' Pfister 283; nd. südhann. sek stûken, sich stauen Schambach 216ᵃ. — Weigand 2, 802 möchte in diesem stauchen eine weiterbildung von stauen sehen, indessen darf man bei dem späten auftreten und der geringen verbreitung in mundarten wol fragen, ob stauchen nicht einfach eine entstellung ist, die das urspr. nd. stauen bei seinem übertritt auf hd. gebiet unter einflusz des hier einheimischen stauchen erfuhr.
2)
zu stauen, fest packen, s. das. 4: 'wahren in ein fasz, in das schiff stauchen, sie fest zusammen setzen, mit den füszen in ein fasz treten; nieders. stauen Adelung (unter 1, also zu der bedeutung I). danach Krünitz 171, 68. hier ist vielleicht zu unterscheiden. waren in ein schiff stauchen beruht deutlich auf dem nd. stauen und geht von der seemannssprache aus. es wird dann auch allgemeiner gebraucht, z. b.: nachts, wenn ehrliche leute in ihren betten liegen, kriecht sie vom boden bis zum keller, um ihre schätze zu beäugeln, die sie überall hinter kisten und kasten weg gestaucht hat Storm 8, 14. dagegen scheint die wendung waren in ein fasz stauchen dem hd. gebiete eigenthümlich zu sein und ist dann als eine specialisierung der bedeutung I zu fassen: stauchen, ... it. stipare, stuare Kramer dict. 2, 917ᵃ; wahren in ein fasz stauchen, stauen ò stuchen, stipare, stuare, calcare delle robbe in una botte etc. v. packen ebenda; ein wol zusammengestauchtes packfasz. 917ᵇ; Campe kennt nur sie. so in der litteratur: (Falkenberg) drückte und stauchte das weibliche schiff und geschirr mit ehernen händen in die nächste schachtel hinein J. Paul 1 (uns. loge 1), 69.
3)
schmoren, ... alias stauchen, gall. estouffer Stieler 1884; stauen, etiam in specie est vaporare, inde gestaucht fleisch, caro vaporatione percocta. 2125 f.; stauchen (stofen, stoven, stufen), stuffare, sottestare, far' in tegame. v. ein machen. kalbfleisch etc. stauchen, stuffare etc. vitella, farne una stuffata Kramer dict. 2, 917ᵃ; gestaucht, gestoft ò gestuftes fleisch. 917ᵇ; stauchen, beym kochen. ital. stuffare. gall. étuvée, gedämpftes oder gedünstetes fleisch, caro juri incocta, da der dampf der sonst in die lufft weggieng, durch das zudecken wider zurück getrieben wird Frisch 2, 322ᶜ (der es also von III, 1 herleiten will, vgl. die daselbst angeführte erklärung, die hier unmittelbar anschlieszt); 'in den küchen einiger gegenden ist stauchen so viel als dämpfen, nieders. stöfen, stoven. gestauchtes fleisch, gedämpftes, in einem verschlossenen gefäsze langsam gekochtes' Adelung (2, 3), s. auch Campe (3). Krünitz 171, 68. das wort scheint nur eine verunglückte verhochdeutschung des nd. stoven (für das allerdings ältere belege fehlen), s. Schiller - Lübben 4, 422ᵇ f., wofür sonst im hd. stufen erscheint, s. das. (Weigand 2, 845. Diez etym. wb.⁴ 311).
IV.
eine anzahl andrer, zumeist vereinzelter gebrauchsweisen lassen sich nicht mit sicherheit ableiten.
1)
uberackern, alias stauchen, oberare, perarare Stieler 18.
2)
sich stauchen oder aufstauchen begegnet in dem sinne 'sich wölben, bauschen' (an III, 1 anzuknüpfen?): aus den kurzen ledernen beinkleidern hatte sich das hemd etwas aufgestaucht Auerbach dorfgesch. 1, 97 (Befehlerles 2); unter diesem hute aber ... lag ein mächtiger wulst weizengelben haares, von dem etliches straff und lang ins runde gesicht herabhing, etliches im nacken zu eckigen locken sich stauchte Sohnrey im grünen klee s. 8. hierher wol: diese gleich den wellen ... wechselnden, geschmiegten, gestauchten, gebrochnen falten sind mehr als verschieden von der alten regelmässigkeit und steifen zierlichkeit F. G. Welcker alte denkm. 1, 74.
3)
bair. sich auf's bett hinstauchen, lehnen Schm.² 2, 722 (c). Schöpf 703. vgl. stauen 6, a.
4)
aus der gaunersprache stammt wol stauchen für stehlen in mundarten. so im 'Berner mattenenglisch' stuuche, s. zeitschr. f. d. wortforsch. 2, 52ᵃ; stauche(n) bei den schwäb. händlern aus Lützenhardt bei Horb. 10, 215ᵇ; els. stuche 'glimpfw. für stehlen, heimlich entwenden, bes. früchte' Martin-Lienhart 2, 573ᵇ (3), dazu stuchet, štyXət, f. 'was man auf einmal heimlich entwendet hat'. 574ᵃ; thür. stauchen (in Salzungen šduch, in Altenburg šdauche) 'kleine gegenstände in der stauche bergen, entwenden' Hertel sprachschatz 234. Salzunger wb. 45. (demnach von stauche I, 1 bezw. 3, b. c herzuleiten?) — dazu sich stuuche, sich fortpacken. zeitschr. f. d. wortforschung 2, 57.
5)
mittelfränk. stauche(n), feuer anzünden, schüren, entspricht dem nl. stoken, vgl. Franck 971, und ist vielleicht daher übernommen (wie auch das engl. stoker, wonach erst das verb stoke gebildet ist, aus dem nl. stammt, nach Skeat 599ᵇ): luxemb. štauchen, das feuer anfachen. wb. der luxemb. ma. 420ᵃ; in Aachen und Düsseldorf stauche (stochen) 'anzünden, einheizen, anschüren, sowol feuer, als auch streit; holl. stoken, verwandt mit stochern' (vgl. dieses) Müller-Weitz 233.
6)
köln. stuche 'einmaischen der gerste' Hönig² 178ᵃ.
7)
thür. stauchen, šduch(e) auch für 'spülen' Hertel sprachsch. 234 (4).
8)
stuken in ostnd. mundarten: altmärk. stûk'n 'beim waschen das zeug wiederholentlich im wasser niederdrücken' Danneil 215ᵃ; meklenb. 'stauchen, z. b. gewaschenes zeug, um es vom wasser zu befreien' Mi 88ᵇ; pomm. 'instuken, heiszt hier, die unreine wäsche, ehe sie gewaschen wird, in eine art beitze von hünermist und kalter lauge einlegen' Dähnert 471ᵇ; preusz. 'die wäsche stûken, sie durch stauchen reinigen, sie ausstûken. einstûken, unreine wäsche einweichen in lauge' Frischbier 2, 384ᵇ; so schon in einer Königsberger hochzeits - grat. aus der ersten hälfte des 18. jahrh.:
den mägden kommet zu das stuhcken, schrobben, bohnen,
s. ebenda. (vgl. oben I, 2, c. eher zu III, 6 gehörig?).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1910), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1132, Z. 11.

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Zitationshilfe
„stauche“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/stauche>.

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