Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

stechpalme, f.

stechpalme, f.,
neben oben stecheiche, bezeichnung von ilex aquifolium L. mit rücksicht auf die stachlicht gezähnten blätter der in Westeuropa altheimischen pflanze. vgl. Hoops waldbäume und kulturpflanzen 30; Schlechtendal flora von Deutschland 21, 253; ein anderer name ist walddistel (s. th. 13 sp. 1106 unter 2); stechpalme Bock kreutterbuch (1539) 3, 49; paliurus Diefenbach 406 c; die stächpalmen aquifolia Maaler 383ᵇ; stechpalmen agrifolium Matthiolus-Camerarius 46; stechpalmen, walddistel agrifolium Corvinus fons latin. 23ᵇ; Dentzler (1716) 273ᵃ. der niederdeutsche Hulsius ist auch hier unsicher: stechpalmen houx, housson, nespolo selvatico diction. (1616) 307ᵇ, gewisz in anlehnung an Maaler, doch im teutschital. dictionarium von 1618 hat er steckpalm, so stechende blätter hat nespole seluaggio 238ᵇ; ihm folgt: steckpalme aquifolia Steinbach 2, 164; die form stechbalmen bei Paracelsus 2, 773ᶜ — in der volksmedicin und im aberglauben zeigt sie sich in vielfältiger nutzung: als mittel gegen seitenstechen Matthiolus-Camerarius 46ᶜ; wallfahrer lassen ihre zweige in Einsiedeln weihen und befestigen sie dann daheim zum schutz gegen blitzgefahr Birlinger volkst. aus Schwaben 1, 489; vgl. Leoprechting aus dem Lechrain 169 (Meyer myth. 281) und schon Matthiolus-Camerarius 46ᶜ. ihre verwendung in der gartenwirthschaft als vortreffliche heckenpflanze (besonders im 18. jahrh.) bei Zincken öcon. lexic. 2803 und Hirschfeld theorie der gartenkunst (1779) 1, 230. — beerlein von stechpalmen Aitinger jagd- und weidbüchlein (1681) 267; das gestrüppe der stechpalmen Gaudy werke 5, 144; er sah sich um und gewahrte eine glänzend grüne stechpalme Keller 5, 247; (er) verstand auch, dasz ich die disteln und stechpalmen meinte, an denen er sich verletzen würde 2, 192; ein verdorrter busch von stechpalme über der hausthüre 4, 95;
dieselben psalmen singt man auch,
ölzweiglein in den händen,
musz im gebirg' zu diesem brauch
stechpalmen gar verwenden
Göthe 3, 187 Weim.;
mit der festzeit laub
ist das haus bekränzt;
die tanne duftet,
die stechpalm' glänzt
Freiligrath dichtungen (1870) 4, 37.
bildlich: und in allen, selbst den schönsten gesängen der messiade, sucht der Franzose vergeblich nach solchen witzspitzen (pointes), welche in der henriade jeden gesang, jede seite zur stechpalme erheben J. Paul 44, 60 (kleine bücherschau). — in weiterer zusammensetzung: stechpalmblatt, stechpalmenblatt n., stechpalmblätter allgem. deutsche bibliothek 30, 9. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1912), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1281, Z. 25.

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Zitationshilfe
„stechpalme“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/stechpalme>.

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