Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

urvolk, n.

urvolk, n.,
gegen ende des 18. jhs. gebildet, als neubildung bei Campe, volk mit ur- C 4 c; 'ursprüngliches volk, stammvolk, ureinwohner, autochthon' u. dgl. mit flieszenden begriffsgrenzen. 'völker, die sich unvermischt erhalten haben' Krünitz 202, 482. 'ursprünglichstes volk, von dem die stammvölker, dann die einzelnen völker der geschichte entsprossen sind' Fr. Schmitthenner ursprachlehre (1826) 20. 'es ist eine von jeher tief empfundene tatsache, dasz kulturvölker etwas bestimmteres sind als andere. was vorauf geht, nenne ich urvölker' Spengler untergang des abendlandes 2, 202. hauptgs. kulturvolk, aber auch z. b. kolonien J. G. Forster 4, 201. syn. oft primitive, natur-, schriftlose völker: die geschichte des urvolkes allg. d. bibl. 66, 179; die Sabeller waren eins der urvölker Italiens Niebuhr röm. gesch. 1, 55; das benachbarte italienische u. nannte sich Sikuler J. v. Müller 1, 48; ein sicheres hauptkennzeichen dieser rauhen urvölker der ehernen zeit Fr. Schlegel 3, 158; urstämme oder urvölker 8, 60; die grundzüge der Deutschen als eines urvolkes Fichte 7, 359; Novalis 4, 39 M.; annahme eines ur- und normalvolkes Immermann 18, 183 B.; vielmehr ist es deutlich, dasz ... die Ionier sich von dem ... urvolke sonderten K. O. Müller Dorier 1, 237; Hegel II 7, 422; einsicht in die kräfte der natur ... gehört nicht einem sogenannten urvolke an A. v. Humboldt kosmos 2, 146; das erstgeborne u. Fr. L. Jahn 2, 241 E.; weder ein mustervolk noch ein u. 1, 152 E.; ur- und kernvolk Ratzel völkerk. 3, 189; das indogermanische u. Mommsen röm. gesch. 1, 16; das u. der Arier Scherer literaturgesch. 6; einem halbgöttlichen urvolke Steub wanderungen im bayr. gebirge 203; v. Alten hdb. f. heer u. flotte 4, 78. vgl. Scherer unter urreligion sp. 2501, Bauernfeld unter ursprünglich 4 d, sp. 2521. autochthon: das für ein eigentliches u. angesehene volk der Arkadier Schlosser weltgesch. 3, 151; Niebuhr röm. gesch. 1, 7; Fr. Schlegel 1, 107; A. v. Humboldt ansichten der natur 1, 24. uneigentlich: ein u. der künste und erfindungen Herder 16, 60 S.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 17 (1936), Bd. XI,III (1936), Sp. 2602, Z. 13.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
urureltern übergangsglied
Zitationshilfe
„urvolk“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/urvolk>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)