Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

urwort, n.

urwort, n.,

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wort mit ur- C 4 c. vgl. grundwort.
1)
stammwort, grundwort 2 entsprechend. stammwort, grundwort, u. voce radicale, primitiva, originale; etimo, tema Kramer (1702) 2, 1396ᶜ; 'bey einigen ... ein stammwort' Adelung: weiter hat man auch solches erste uhrwort um ein, zwei oder mehr glieder verlängert Zesen rosenmând (1651) 179; uns deucht es das u. von flitzen zu seyn Lessing 7, 373 M.; Gervinus gesch. d. d. dicht. 3, 278.
in zusammensetzungen
urwortreichthum
anz. f. d. alterth. 25, 109,
urwortthum
Fr. L. Jahn 2, 595 E.
urwortschatz
wortschatz der ursprache Schrader sprachvergleichung und urgeschichte 61.
2)
der übersetzung zu grunde liegendes wort des urtextes. vgl. grundwert 3: aeon, das u., das wir durch ewigkeit übersetzen Lavater verm. schr. 2, 214; die bedeutungen des urworts λογος allg. d. bibl. anh. 58/86, 18.
3)
uraltes, altheiliges, erstes, schöpferisches wort. 'sehr altes wort' Adelung: auch die deutschesten sachen ..., und wovon wir die urwörter in unsrer sprache, unsern gesetzen, unsrer alten geschichte haben, sind nur übersetzte popanze Herder 5, 435 S.; Serapis ... ohne zweifel ein u. heiliger tradition Herder 6, 414 S.; die ... worte (bücher Mosis) ... scheinen ... urworte zu seyn 10, 33 S.; völker, welche ... dem urworte der ersten offenbarung am nächsten stehen Fr. Schlegel 8, 148;
im namen des unnennbaren, desz ruf
mit einem urwort das gesammte weltall schuf
Baggesen 4, 213;
urworte. orphisch Göthe 3, 95 W.: dämon, das zufällige, liebe, nöthigung, hoffnung; Göthe verknüpft hier 1817 seine tiefsten gedanken über freiheit und nothwendigkeit mit den urbegriffen der orphischen kosmogonie; orphische urworte, commentirt III 7, 169 W.; Varnhagen v. Ense tageb. 6, 105.
4)
ein das ursprüngliche wesen am richtigsten bezeichnendes wort; dann mit mystischer beziehung auf das, was allem worte vorausliegt: eben ... finde ich das u. (für das weibliche wesen): marienhaft Auerbach 11, 19; der geschlossene cirkel deutet das sehnen nach dem sichtbarwerden des centralpunktes, des auges, an — er wird in der musik als ihr innerstes u., in ihren innigsten klängen, nicht gesehn, aber empfunden, und das waldhorn ist das eigentliche instrument dieses gefühles graf Löben lotosblätter (1817) 1, 222; der wille wird sich so wenig jemals begrifflich fassen lassen wie der letzte sinn der worte gott, kraft, raum. er ist ein u. wie sie, das man erlebt, erfühlt, nicht erkennt Spengler untergang des abendlandes 1, 437; endlich blieb bei diesem absturz in den brunnen der erkenntnis eine einzige stimme zurück, ein dunkles gemurmel, das sich dem absoluten punkte, der zone der urworte zu nähern schien Ernst Jünger das abenteuerliche herz (1929) 79; dichten heiszt hinter worten das u. aufklingen lassen G. Hauptmann.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 17 (1936), Bd. XI,III (1936), Sp. 2610, Z. 68.

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Zitationshilfe
„urwort“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/urwort>.

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