Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

urzeit, f.

urzeit, f.,

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zeit mit ur- C 4 c, zwar schon im 17. jh. bezeugt, aber erst seit dem ende des 18. jhs. häufig geworden. vgl. urwelt, vorwelt, urgeschichte u. dgl.
1)
unbestimmt lange zeit, älteste, sehr alte zeit, bes. in präpositionsverbindungen wie von urzeiten her, seit urzeiten 'von jeher': der Donaustrand ist von urzeiten her ... vor der grösten weltströme einen gehalten worden S. v. Birken vermehrter Donaustrand (1684) 1; mächtige felsen standen von urzeiten her Göthe 16, 343 jub.-ausg.; IV 10, 21 W.; seit urzeiten K. O. Müller Etrusker 1, 68; seit den urzeiten M. Heyne hausalterthümer 3, 35; seit der u. G. Freytag 13, 242; v. Alten hb. f. heer u. flotte 2, 765; aus urzeiten hatten sich die sprüche der bibel ... unter die nationalen sprichwörter gemischt Gervinus gesch. d. d. dicht. 2, 189; aus urzeit geerbt G. Freytag 1, 336; vor urzeiten L. A. Frankl erinnerungen 2 bibl. d. schr. a. Böhmen 1910; die weltrouten ... waren schon in der u. lange vorhanden hwb. d. staatswiss. 7², 401 (vgl. 2); es ist gewesen wie in unseren urzeiten Hans Grimm volk ohne raum 1, 205. ungewöhnlich für 'frühe kindheit' G. Freytag verl. handschr. 3, 286.
2)
in bestimmterer, doch nicht festumgrenzter bed. ein zeitraum der vorgeschichte, etwa bis zur ältesten steinzeit, aber auch älteste geschichte schlechthin: wer kann sich in diese u. ... hinfühlen! Herder 6, 274 S.; 12, 208 S.; männer des testaments der u. 23, 425 S.; documente der u. Göthe IV 35, 10 W.; von da übersieht man den groszen landschaftlichen kessel, der sich bis Hochheim hinüber erstreckt, wo in der u. Rhein und Main sich wirbelnd drehten und restagnirend die besten äcker vorbereiteten I 33, 274 W.; 31, 211 W.; III 2, 76 W.; I 24, 153 W.;
in der urzeit seien menschen gewesen,
seien mit bestien zusammen gewesen
3, 322 W.;
Schiller 6, 11 G.; Polybius ... ist nichts weniger als eine autorität, wenn er die urzeiten berührt Niebuhr röm. gesch. 1, 51; in der u. des christenthums Schleiermacher I 5, 258; poesie der u. Immermann 18, 136 B.; völkerstämme der u. W. v. Humboldt ges. schr. 4, 19;
selbst die Deutschen, einst die bessern ...
unsre (der bären) vettern aus der urzeit,
diese gleichfalls sind entartet
H. Heine 2, 370 E.;
eine kleine zahl sinniger bilder der phantasie, welche, wie vom dufte der u. umflossen, auf uns gekommen sind ... A. v. Humboldt kosmos 1, 5; die u. der sprache Fr. L. Jahn 2, 13 E.; der geist der u. und der urwildnisz, einer groszen schauerlichen, vorgeschichtlichen welt, weht um diese verwitterten cyklopensteine Gregorovius wanderungen in Italien (1904) 2, 213; aus dem dunkel der u. Scherer litgesch. 89; es gab nach dieser empfindung eine u. des menschen, in der er am herzen der natur lag und bei dieser natürlichkeit zugleich das ideal der menschheit, in einer paradiesischen güte und künstlerschaft, erreicht hatte Nietzsche 1, 135. seltsame, sagendunkle, graue, mythische, frühste, wüste, deutsche, christliche, arische, gemein-indogermanische u. s. w. u. A. v. Arnim kronenwächter 1, 17; Platen 1, 233 H.; Grabbe 1, 32 Bl.; Steffen was ich erlebte 5, 241; Ritter erdk. 4, 549; Nitzsch d. studien 216; G. Freytag 17, 14; D. Fr. Strausz 3, 55; Scherer litgesch. 7; Hoops waldbäume 114.
zss.:
urzeitbaum
Dwinger wir rufen Deutschland 193,
urzeithöhlenraum
Sallet 2, 415,
urzeitkundig
Platen 1, 237 H.,
urzeitlandschaft
Ernst Leibl zelt unterm stern 36,
urzeitnothwendigkeit
Scheffel bergpsalmen 39;
urzeitsdenkmal
Löns haidebilder 23. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 17 (1936), Bd. XI,III (1936), Sp. 2612, Z. 71.

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Zitationshilfe
„urzeit“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/urzeit>.

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