Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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ütsche, f.

ütsche f.,
die nd. bezeichnung der kröte (des frosches, molchs); s. th. 5, 2415; Doornkaat-Koolman 3, 490; Richey 329; Schütze Holstein 4, 327; Strodtmann 269; Schambach 254ᵃ; Deiter Hastenbeck nachtr. 66; Woeste westf. 282ᵇ; Bauer-Collitz 78ᵃ; Danneil 159ᵃ; auch ins md. gedrungen (Vilmar 187; Pfister nachtr. 305; Hertel Thüringen 250), selten in die schriftspr., und zwar bei schriftstellern und schriftwerken, die von der mundart abhängen. mnd. ûtze kröte und frosch; Diefenbach gl. 83ᶜ; utsche rana, ütze rana bufo Nemnich wb. d. naturgesch. 613. zur ableitung s. unke I b und vgl. auke th. 1, 817, eutze th. 3, 1198, hitsche th. 4, 2, 1580. es sind formen mit und ohne ablaut gebräuchlich, dazu ütske Schambach 254ᵃ; oütske Bauer-Collitz 78ᵃ; ütschke, idschke Hertel 250; üsse Woeste westf. 283ᵇ; tüze Schütze Holstein 4, 327; kurzformen uez Schütze ebda; üz Krüger Emden 70; Schumann Lübeck 3: wenn es zum treffen kommet und sie der faust gebrauchen sollen, so liegen sie schon auf der halbe und zappeln mit allen vieren, gleich als wolten sie ausz den lermen kriechen und sich ausz der gefahr heben, wie ein uhtze für den storch ins wasser scheust und in den modder sich verbirgt, dasz er ihr nichts anhaben kan A. Pape bettel- u. garteteufel im theatr. diabol. 174ᵃ; die fraw Eyla hab ein stecken genommen und in ein utsche oder kröte gestochen, die ütsche were weisz gewesen Vilmar 187 aus Marburger hexenproceszacten von 1633; dort räödelt er (der frosch) als uetze oder uetsche, hier aber als pad und padde M. Ebeling blicke in vergessene winkel 2, 312. zss.: ütschkenpfuhl Hertel Thüringen 250; itschengritsch froschlaich Hofmann 130ᵃ niederhess. anderseits poggüz, quatütze, stertutze u. dgl. von menschen: als schimpf- und spottname gebraucht Doornkaat-Koolman 4, 490ᵃ; für kleine verächtliche menschen Ed. Krüger Emden 70; ungezogenes, giftiges frauenzimmer Hertel a. a. o.; kosewort für kleine, schwächliche, watschelig gehende kinder Doornkaat-Koolman 4, 490ᵇ; schmeichelwort für kleines kind Schütze Holstein 4, 327. dazu utze, m., schutzmann, polizist (aus Leipzig) Müller-Fraureuth obers. wb. 2, 603ᵇ: der u. kam, da simmer ausgeutzt (ausgerissen aus dem bereich des utzen) ebda, als spottruf vom namen der kröte gedeutet. hamburg. ütz aas, luder a. a. o.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 17 (1936), Bd. XI,III (1936), Sp. 2616, Z. 71.

uz, m.

uz, m.,
koseform des namens Ulrich. zur bildung gramm. 3, 690 ff.
1)
als vorname, familienname und in ortsnamen: ipsum Uodalricum ob leporem vocaverunt Uozonem quelle des 10. jhs. bei Jac. Grimm gramm. 3, 691; Uozo 692; Oͮzo (11. jh.) Socin mhd. namenb. 38ᵃ; Uozo, Uzo (12. jh.) ebda; Uotz, Utz wird dann sehr häufig Fischer schwäb. wb. 6, 312; Staub-Tobler 1, 632; 183; Utzmann gramm. 3, 691 anm.; als familienn. bis heute Utz, Utsch, Uez, Uetz. in ortsnamen z. b. Uzmemmingen, -stetten, -wingen, Uzenäcker, -berg, -bronnen, -wies u. s. w. Fischer a. a. o.
2)
der name wird zum appellativum. W. Wackernagel kl. schr. 3, 97; 104. Ueli (Staub-Tobler 1, 183) bezeichnet eine verächtliche mannsperson überhaupt, einen einfältigen, unreinlichen, den säufer, trunkenbold. insbesondere wird Uz als charaktername im anschlusz an die redensart den Uz rufen (s. Ulrich, Staub-Tobler 1, 184; trunkenmette Nürnberg o. j. a 3ᵃ; Fischart Garg. 72 ndr.) zur verächtlichen bezeichnung eines dem trunk ergebenen, närrischen gesellen gebraucht:
da tratt dort fürher ainr, hier Uotz,
der nam sich an vil narrenwis.
er sprach 'trag her! wau ist die spis?
ich wil mich essen vor hin vol.
mit vil gesprechs ist mir nit wol,
ich hab denn ouch getrunken gnuog'.
der marschalk sprach 'das haut wol fuog:
so wirst du waibeln als die töpf'.
da truog man her die guldin köpf,
der becher ouch ain michel tail.
sie trunken all und wurden gail ...
damit so ward der Uotze vol
und tanzet vast dort hin und her
Hermann v. Sachsenheim mörin 3960 ff. M.;
herausz mit dem butzen, halt den kopf dem Utzen Fischart Garg. 147 ndr.; ausdruck der verachtung: das weib soll den mann nicht für einen utzenputzen halten, dann er ist ihr mann Hartmann Creidius nuptialia oder fünfzig christliche hochzeitssermonen (gehalten in Augsburg) 1, 428 (Frankfurt 1652); noch allgemeiner in formelhaften verbindungen (Staub-Tobler 4, 1408 f.; Butz und Benz 4, 2005; 1409): gott gebe, es verdriesze Heinzen oder Kuntzen, Utzen oder Butzen (alle welt) quelle bei Fischer 6, 312. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 17 (1936), Bd. XI,III (1936), Sp. 2617, Z. 55.

uzen, v.

uzen, v.,
von Uz 2 gebildet, wie hansen und hänseln von Hans, hienzen von Hinz, heinzen und heinzeln von Heinz (Wackernagel kl. schr. 3, 132; 150), lienlen von Lienel, Leonhard (Schmeller-Fr. 1, 1482). eigentlich 'jemand einen Uz nennen, dafür halten'. die bezeichnung wird von südwestlichen gegenden ausgegangen sein, in denen die koseform Uz besonders heimisch war. für hebräische und italienische wörter, von denen man u. abgeleitet hat, bleibt in der geschichte des deutschen wortes kein raum. nebenform huzen (s. d.; Andreä Erfurter wörter, sprachwart 1, 379; Hertel Thür. 250; Müller-Weitz 252; vgl. Müller-Fraureuth obers. wb. 1, 552ᵇ); von schreibungen sei uhzen (Niebergall, M. Meyr, Lucas, Sanders, Sachs-Villatte) erwähnt.
a)
veraltet in der stärkern bedeutung der verachtung (vgl.uzenputzen) mit objectsacc.: so ein underton ein kleines wörtlein wieder die obrigkeit utzet (ein die obrigkeit verächtlich machendes wort gebraucht) Joh. Brenz bei Fischer 6, 312. wenn u. in jüdischer sprechweise verächtlich 'mit du ansprechen' heiszt (Fischer a. a. o.) oder in einigen mundarten u. 'verhöhnen, quälen' bedeutet (Regel Ruhla 276; Schuller beitr. zu einem siebenbürg.-sächs. wb. 69), wäre zusammenhang mit dieser bedeutung möglich.
b)
eine im elsässischen (wb. 1, 87) ausgebildete bed. nimmt die dummheit der gemeinten person zum ausgangspunkt und gelangt zum begriff des überlistens: bes. im kartenspiel; er wurd nit guzt ist schlau; einen an eps u. einen unerfahrenen zu einem schlechten geschäfte verleiten; se han ne an disz rosz guzt ihm das pferd angehängt; eim eps abuzen durch redensarten abschwindeln; für den utz zum schein unter anwendung eines geschäftskniffes. auch im Westerwald (Schmidt 287) wird u. auf den handel bezogen: was uzt du dich mit ihm? 'treibst dich lange mit ihm herum?' in der gegend von Frankfurt a. M. bedeutet ... uzen 'mystifizieren, einen wie einen dummen behandeln' Schambach 255ᵇ.
c)
die seit Estor (der teutschen rechtsgelahrtheit 3. teil, 1422, Frankfurt 1767: 'u. vexieren') verzeichnete, heute gemeinsprachliche bedeutung vexieren, foppen, necken, zum besten haben, aufziehen, schrauben, frozzeln stellt sich zunächst als eine abschwächung von a dar. es ist ganz derselbe vorgang wie bei foppen. an die stelle von verachtung, verhöhnung tritt gutmütiger spott, übermut, laune, feine ironie. mundartlich und umgangssprachlich ist u. in dieser bed. heute dem ganzen sprachgebiete eigen (Kretschmer wortgeographie 547), nur in Österreich wird dafür das auch in Bayern bekannte frozzeln gebraucht. literarisch hat erst die sturm- und drangperiode dem vulgären worte (Kindleben 203; Genthe slang 65) den weg frei gemacht, doch bleibt es immer an der grenze des vulgären. Adelung und Campe haben es nicht verzeichnet: (amme) schwazt er (Voltaire) schon wieder von sterben? ... er will uns doch nur uzen H. Leopold Wagner Voltaire am abend seiner apotheose (1778) 4 literaturdenkmale 2; vgl. uzerei (1776) bei maler Müller; du sahst nicht, dasz die schelme dich uzten C. F. Bahrdt pastor Rindvigius (1790) 1, 97; an der Mosel sammelte ich folgendes kleine idioticon: ... utzen, utzer 'zum besten haben' K. J. Weber Deutschland (1828) 4, 104; wann se se ach noch uhze wolle ... Niebergall dram. w. 156; ähnlich in vielen volksmäszigen redensarten wie: wolln se mir vielleicht u.? Hans Meyer der richtige Berliner (1904⁶) 127ᵇ; se wolln mir wohl u.? wenn sie mir u. wollen, denn suchen se sich mann andern aus Brendicke 187ᵇ; wer den u. will, musz früh aufstehen Wander 4, 1502; Ruckert 188; habe ich deswegen am hellen vormittag meinen schwarzen frack angezogen und ein paar frischgewaschene weisze hosen geopfert, um deinetwegen die groszherzogin zu u. und mir ihren unwillen zuzuziehen? W. v. Chézy erinnerungen 3, 326; ... von dem ich mich nicht werde u. lassen (erklärt durch äffen) H. Jahn scenen aus dem badeleben in Karlsbad (1850) 263; 'auch wenn wir Willemänner', sagte mir ein alter bergmann aus Wildemann, 'mit den Clausthalern auf der grube zusammen kommen, so entsteht allemal eine utzung unter uns', d. h. sie necken sich und ziehen sich auf mit ihrer aussprache, was sie 'sich utzen' nennen J. G. Kohl deutsche volksbilder (1866) 77; er hatte a gesagt und muszte b sagen, und ohnehin wollte er sie ja uhzen (foppen)! M. Meyr erz. aus dem Ries (1868) 1, 223; alle die lustigen figuren aus dem niederen Berliner volksleben ... traten jetzt auf die bretter ... und wurden nicht müde einander zu schrauben, zu u., zu verhöhnen Treitschke d. gesch. 5, 392; mich 'uzte' der ... kommandeur ... manchmal mit der nächtlichen ausreiszerei Scheibert mit schwert u. feder (1902) 104; G. Hauptmann und Pippa tanzt (1906) 69; sie glaubte, ich wollte sie u. Löns das zweite gesicht (1912) 10; waren sie doch nicht gesonnen, von einem burschen ... sich in gegenwart eines fremden u. zu lassen W. Weigand die ewige scholle (1927) 180. mit sächlichem subject: das hat mich geuzt Staub-Tobler 1, 632 (das habe ich als uz empfunden). absolut ohne object: 'stille mit der fiedel!' uzte der geleiter Fr. L. Jahn 1, 479 E.; 'albern' Müller-Fraureuth obers. w. 2, 604ᵃ. reflexiv: sich mit einem u. elsäss. 1, 87ᵇ; da werst du di ober doch u. Ruckert 188 (zum besten haben, irren). substantiviert: der Spiegelschwab, der das utzen nicht lassen konnte Aurbacher volksbüchlein 2, 234. zs. einen aus-, veruzen Vilmar 428.
d)
eine weiterbildung ist úzeln Schuller beiträge zu einem wb. der siebenbürgisch-sächs. ma. 69; hess. izeln 187. rückbildung aus uzen c ist uz, m. a) 'feiner spott, ironie' Fischer 6, 312; en uz 'eine posse, mit welcher man jemanden aufzieht' Wegeler Coblenz 89; 'der spott' Schmitz Eifel 232; Bauer-Collitz 77ᵇ; 'fopperei' luxemb. (1906) 455; Waldbrühl rhingscher klaaf 214; Hönig 188ᵃ; Kehrein 419; 'spott, aber auch schwank und komik überhaupt' Vilmar 428; uz 'mystification' (Frankfurt a. M.) Schambach 255ᵇ: geh, das ist doch wieder purer uz W. O. v. Horn des alten Schmiedjacobs geschichten 2, 106 u. ö. zs. uzkarte (zu neujahr) Follmann 525ᵇ. b) der, die uz 'person, die gern vexiert' Schmeller-Fr. 1, 182 = uzer; uzbruder, -vogel ebda, Kehrein 419, Wegeler 89, Hönig 188ᵃ. c) üz 'ein einfältiger mensch, der sich leicht mystificieren läszt' Schambach 255ᵇ. vgl. uzen b. d) hebutz, f., meist scherzhaft für die hebamme. elsäss. 1, 87ᵇ. gebirgutzel ebda.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 17 (1936), Bd. XI,III (1936), Sp. 2618, Z. 24.

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„uzen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/uzen>.

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