Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

verschnaufen, verb.

verschnaufen, verb.
die jetzt gewöhnliche nebenform zu verschnauben in gleicher bedeutung, (s. das.) mhd. noch nicht belegt, doch begegnet das stammverwandte versnûden Lexer handwb. 3, 241. nach Adelung gehört verschnaufen der edleren sprachart an, dagegen drückt es nach Campe den begriff in höherem grade aus. auch mundartlich, schweiz. ferschnûfe Seiler 112ᵃ; Ruhlaisch sich verschnûf Regel 266; nd. versnuwen brem. wb. 4, 906. Mi 103ᵃ, fersnûfen ten Doornkaat Koolmann 1, 465ᵃ.
1)
gewöhnlich intransitiv: verschnaufen, spiritum recuperare, desinere anhelare Frisch 2, 212ᵇ; lasz mich verschnaufen, sine respirem. ebenda; es het das armsêlig Welschland kaum ain wenig verschnauft und wider atem empfangen. Aventin 5, 56, 12; lassen sie mich nur ein wenig verschnaufen von allem, was mich jetzt von innen und auszen bestürmt. Bürger 500ᵇ; wir machten einige touren gehend im saale, um zu verschnaufen. Göthe 16, 33; (ich) will nur einen augenblick meinen falck dort verschnaufen lassen, dann weiter. Fr. Müller 1, 185; die ritter .. stehn zufrieden auf ihre schwerter gestützt in einem weiten zirkel umher und verschnaufen. Cramer Hasper a Spada 2, 378; kleine höhlen zum lager wie gegossen, in denen verschnauf' ich. Bettine briefe 1, 240; ich muszte ein wenig verschnaufen, nach dem laufe durch dick und dünn. Spielhagen plattland 3, 213 (1879);
wenn's wahr ist, wie der pastor schrie,
und wahr ists ohne zweifel,
ein jeder führ' in kompagnie
so engel mit als teufel,
so dauert mich nur Peters paar,
denn das musz, ohne zu verschnaufen,
nur dreimal hundert fünf und sechzigmal im jahr
mit ihm zur schenke laufen.
Schiller 1, 292.
2)
in demselben sinne auch reflexiv: Läuffer. lassen sie mich erst zu mir selber kommen. Wenzeslaus. gut, verschnauf' er sich. Lenz 1, 38; Hanno. .. jetzt abermalen der ungeheure sieg — Melkir. nach welchem ers ich noch lange verschnaufen musz! Grabbe 3, 395;
jetzt bin ich müd' vom rennen und laufen,
jetzt will ich mich im grabe verschnaufen.
H. Heine 1, 416 Elster.
3)
transitiv, durch schnaufen ausstoszen und entfernen: ich musz an die luft um meinen ärger zu verschnaufen. Benedix ein lustsp. 1, 5.
4)
mundartliche besonderheiten: schweiz. si ferschnufe, zu lange schlafen; transitiv, durch zu langes schlafen versäumen: d' chilche ferschnufe. Seiler 112ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1895), Bd. XII,I (1956), Sp. 1129, Z. 51.

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Zitationshilfe
„verschnaufen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/verschnaufen>.

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