Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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schrift, f.

schrift, f.
scriptura, scriptum, substantivbildung zu schreiben (s. dieses). ahd. scrift, f. Graff 6, 569, mhd. schrift, f. mhd. wb. 2, 2, 209ᵃ. Lexer mhd. handwb. 2, 798 (mhd. geschrift ist in oberd. mundarten noch lebendig), altfries. skrift, m. und f. Richthofen 1033ᵃ, ags. scrift, m., altnord. skript, skrift, f. das ags. und das altnord. wort zeigen eine abweichende bedeutungsentfaltung, gemeinsam ist beiden die anwendung im sinne einer bei der beichte auferlegten kirchlichen strafe, dann überhaupt der beichte (vgl. über fries. skriva, busze festsetzen Grimm rechtsalterth. 738. Richthofen 1034ᵃ, vielleicht ist hier auch skrift einmal im sinne von beichte bezeugt), ags. scrift, m. bezeichnet auch den beichtiger. die deutsche bedeutung von schrift ist dem ags. worte fremd, dagegen wird altnord. skrift (neben dem häufig auftretenden ritning) auch wie unser wort gebraucht. dem nordischen eigenthümlich ist die anwendung von skrift für malerei, gemälde. es handelt sich hier nicht um ein gemeinsames, aus alter zeit überkommenes wort, sondern um unter gleichen verhältnissen (einführung des christenthums, der geistlichen kunst des schreibens) entstandene bildungen. engl. shrift hat den alten kirchlichen sinn bewahrt. dän. skrift wird wie das deutsche wort gebraucht, dagegen bezeichnet skrifte die beichte. schwed. skrift bedeutet schrift, bibel aber auch beichte. nld. schrift (bedeutung wesentlich wie im deutschen) ist n. das lat. scriptum scheint auf deutschem gebiete einzuwirken:
ein hêrro hîʒ Heronimus:
sîn scripft zelit uns sus.
Müllenhoff-Scherer denkm. ⅩⅩⅩⅤ, 5ᵇ, 2;
vgl. die von Graff angeführten formen (6, 569). die entwicklung der flexion zeigt nichts bemerkenswertes, starker plural begegnet vereinzelt noch im älteren nhd., z. b. im corp. doctr. christ. 1560 (Mel. apolog. Augsb. conf. 108); und leget jnen alle schrift aus, die von jm gesagt waren. Luc. 24, 27; die zwo schrifft. werke 3, 348ᵃ.
1)
die geschriebenen zeichen, unterschieden nach ihren systemen; bemerkenswert ist in älterer sprache der uns fremde gebrauch des plurals, wobei an die einzelnen zeichen gedacht wird; die druckersprache wendet den plural auf die lettern an: deutsche, lateinische, griechische schrift u. s. w.; die da geschickt weren zu dienen in des königs hofe, und zu lernen chaldeische schrifft und sprache. Dan. 1, 4; die Russen haben ihre buchstaben und schrifft mit der religion von den Griechen empfangen. Olearius pers. reiseb. 142; hätten .. eine besondere schrift und sprache. Lohenstein Armin. 1, 559ᵇ;
so wat scriften dat men visiert
can ic lesen ghelijc mijn naem.
Reinaert 4044;
verabredete zeichen zu geheimer verständigung, chiffern: verborgene, geheime schrift; mit geheimen schriften schreiben; geheime schriften auslegen ò auflösen. Kramer deutsch - ital. dict. (1702) 2, 655ᵃ. schrift und interpunction:
freilich, zu jeglicher schrift braucht man auch comma und punkt.
Schiller 11, 119.
goldene schriftzüge:
(gewand) mit guldînen schriften spæhe gezieret.
Servatius 528;
blutige schrift: was steht da auf dem schwerd? sieh da mit blutiger schrift: Franz, verlasz meine Amalia nicht. Schiller räuber 2, 5 trauerspiel. als der druck aufkam, übernahm man das wort für die durch die neue kunst hergestellten zeichen und die technische sprache der drucker bildete die bedeutung des wortes nach besonderen seiten aus, daneben aber wird schrift in verengtem sinne auf geschriebenes im gegensatze zu gedrucktem bezogen: druckschrift, schreibschrift, niederd. schräw'n schrift Danneil 187ᵇ, vergl. Mi 77ᵃ; druck aber keine schrift lesen können. Kramer deutsch-ital. dict. (1702) 2, 655ᵃ; eygen schrifft, idiographum Dasypodius; die schrift ausstreichen, durchstreichen, auskratzen, durchthun; current- oder laufschrift, fractur-, kantzley - schrift, kinder-, weiber-, münchen-schrift (gewöhnlich mönchsschrift) Kramer a. a. o. individualisierung: schrifft, den zügen der buchstaben nach, die hand so einer schreibt. Frisch 2, 226ᵇ; ich kann seine schrift nicht lesen; ich erkenne ihn an der schrift. Adelung meint, dasz die anwendung von schrift in diesem sinne nur im 'gemeinen leben' üblich sei. characterisierung: eine gute, schöne (feine) schrift haben; eine schlechte schrift; gleiche, gleichformige, wolgebundene, ein wenig überhängige, rundlichte schrift. Kramer a. a. o. feine schrift auch zur bezeichnung dünner, schwacher züge. eine leserliche schrift u. s. w. schrift kann dem sinne 'vermögen, kunst des schreibens' sich nähern: der schrift unkundig sein. vom drucke: der buchbinder hat in die schrift geschnitten. Kramer a. a. o. 655ᵇ. bezeichnung verschiedener schriftgattungen: grobe, fette schrift, versal- ò capital-schrift, antiqua - schrift, mittel-, cursiv-, Schwabacher schrift u. a. Kramer a. a. o., vgl. Stieler 344. Jacobsson 4, 50ᵃ; im gegensatz zur bildlichen darstellung:
hîr navolgende mit schriften unde mit figuren.
dodes danz 110;
keine einzige wahrheit .., die nicht mit Schwabacher schrift gedruckt wäre. Göthe 33, 55; mit schrift oder plur. schriften werden dann die lettern selbst bezeichnet: neue, neugegossene, schöne schriften ò schrift; alte, abgenutzte schriften; schriften gieszen ò umgieszen Kramer a. a. o.; schrift gieszen, schneiden Jacobsson 4, 40ᵃ. 52ᵇ; betreffend die schrifften an sich selbst, so sind im ersten anfang selbige aus holtz ... bestanden. Abr. a S. Clara etwas für alle 2 (1711), 609; gedruckt mit Viewegschen schriften. Campe; lettern im satz: stehenbleibende schrift, vor einführung der stereotypie der satz, der aufgehoben wurde.
2)
inschrift, aufschrift u. ähnl.: und gott hatte sie selbs gemacht (die gesetzestafeln), und selber die schrifft drein gegraben. 2 Mos. 32, 16;
da ergienc dô dehein ander wal,
wan diu schrift ame grâl
hete ze hêrren in benant.
Parz. 796, 18;
herre, lange die schrifft here (die für das kreuz bestimmte inschrift)!
Alsfeld. passion 5744;
im bilde:
kaum stammeln dunkle schriften
auf ihren (der zeit) morschen grüften.
Voss 4, 96.
schrift auf den glocken Jacobsson 4, 50ᵃ; legende auf münzen, auch die seite, die besonders die inschrift trägt, im gegensatze zu der mit dem münzbilde versehenen; daher kopf oder schrift als losspiel; legende auf kupferstichen, radierungen und ähnl. vor dem anbringen der schrift werden abzüge gemacht: abzüge vor der schrift (avant la lettre).
3)
die schrift, gedanken festhaltend und verbreitend: etwas in wort und schrift verkünden. wendungen der älteren sprache: und de nien broder nemen in schrift allent dat on geantwerdet wart. d. städtechron. 7, 397, 23; dede nicht vele merkelikes, dar me scrift af maken moge. quelle bci Schiller-Lübben 4, 137ᵇ; in scrift gegeven, up schrift geven, up schrifft to bringende. ebenda; auff viel bitten, das er sein antwort solt in schrifft stellen. Luther 1, 111ᵇ; darumb wil ichs in schrifft bringen. 3, 383ᵇ; in geschrift begreifen. ältere quelle bei Schm. 2, 599;
diu frouwe in ir biutel bant
einen brief, den schreib ir mannes hant,
en franzoys, daʒ si kunde,
diu schrift ir sagen begunde (folgen die worte).
Parz. 55, 20;
an dem brievelîne
mit der schrift was geseit.
H. v. Freiberg Tristan 5901;
ouch grûste er in mit schrifte.
livl. reimchr. 4456;
schrift festhaltend, besonders im rechtlichen sinne (s. unter 4); nd. schrift klift, geschriebenes besteht ten Doornkaat Koolman 3, 148ᵃ, vgl. Frommanns zeitschr. 4, 143, 362.
4)
schrift bezogen auf bestimmte aufzeichnungen, besonders auf solche, die für öffentlichen, amtlichen, geschäftlichen, rechtlichen verkehr bestimmt sind, urkunden, rechtliche darlegungen, officielle schreiben u. ähnl.: ze Rômo uuas sito, daʒ die forderen hiêʒen in tabulis al gescrîben, daʒ sie benêimdon iro afterchomon, unde uuanda iro testes darana gescriben uuâren, bediû hiêʒ diû scrift testamentum. Notker 24, 10; eine reihe von wendungen, die der rechtliche verkehr in der älteren zeit ausgebildet hat, sind bei veränderten verhältnissen verschwunden, beachtenswert ist die auslassung des unbestimmten artikels in solchen wendungen: einem schrift thun, ihm amtlich schreiben, belegt bei Dief.-Wülcker aus einer quelle von 1528. schrift stellen, rechts-, procesz-, supplik- und ähnl. schriften verfassen (s. schriftsteller) Schm. 2, 599; eine schrift stellen, aufsetzen, concipiren, clausuliren, aufrichten, eingeben, übergeben, mit einer schrift einlangen; gültige, vindimirte schrift, schriften mit, gegeneinander wechseln, sich durch eine schrift verbinden Kramer deutsch-ital. dict. (1702) 2, 655ᶜ; schrifft, das schrifftliche gesuch in den rechten; schrifften, die man verwahrt, documenta, instrumenta Frisch 2, 227ᵃ. eine schrift unterzeichnen; schrift und gegenschrift, anklage-, vertheidigungs-, bittschrift u. ä.; konnen se myt densulven heeren konynghe unde den synen scrifft maken (verträge abschlieszen). hans. recesse 2², 79 (1436); du holdes schrift (führst buch) unde rekenschop van dynem tytliken ghude. quelle bei Schiller-Lübben 4, 137ᵇ; bewiszen ... mit schrifft adir mit gerichte. Magdeb. fragen 1, 19, 2; mit offinbaren schrifften und instrumenten. 1, 6, 5; sie schreiben auch, wie Behmen bey mir gewesen, und schrifft zu mir gethan. Luther 1, 212ᵇ; schrifft doctor Martin Luthers an grafen Albrecht zu Mansfeld. 3, 90ᵃ, an alle christen zu Antorff. 100ᵇ; nach solchem ist schrifft von dem fürsten zu Passaw, an den richter zu Rabb komen. 410ᵇ; und sie gaben schrifft in jre hand, also (folgen die worte). ap. gesch. 15, 23; wir haben weder schrifft empfangen ..., noch kein bruder ist komen. 28, 21; es sei unmöglich, das man wider yn schrifft füren kündte. Wicel Luth. evang. B 1; ein bawr begert an einen advocaten, dasz er jhm eine schrifft stellen solte. Zinkgref apophth. (1639) 1, 342;
ein schlechter mund bescheid,
war damahls mehr geacht als itzo schrifft und eyd.
Rachel sat. ged. 7, 28;
die regimenter wollen nicht nach Flandern,
sie haben eine schrift mir übersandt,
und widersetzen laut sich dem befehl.
Schiller Wallensteins tod 1, 3;
in allgemeinerem sinne: blosze schrifft ohn siegel gilt nicht. Petri (1605) 2, L 3ᵇ;
und also sey, zum schlusz, was wir bisher bethätigt,
für alle folgezeit durch schrift und zug bestätigt.
Göthe 41, 293;
eine schrift stellen, für das aufsetzen eines poetischen schreibens:
drum treibet mich mein sinn zu stellen eine schrifft ..
mein denkmahl soll ein brief, ein blat seyn.
der plur. schriften wird in neuerer sprache häufig in dem sinne gebraucht, dasz alle aufbewahrten aufzeichnungen zusammengefaszt werden, ohne rücksicht auf ihren character (in ähnlicher bedeutung wie papiere): ich habe das blatt unter meinen schriften gefunden u. ä. eine kiste voller schriften. Kramer a. a. o. 656ᵇ. der älteren rechtssprache angehörig ist die wendung auf der schrift sitzen (vgl. schriftsasz), unmittelbar dem landesherrn und seiner kanzlei untergeben sein, s. Scherz - Oberlin 1440. Dief.-Wülcker 846.
5)
schrift, ein litterarisches erzeugnis: buch, schrifft, liber, codex Henisch 546, 4; antiquissima scripta, sehr alte bücher oder schrifften Corvinus fons latin. (1660) 576; eine gelehrte schrift, scriptum studio elaboratum, eine geringe schrift, leve scriptum, eine schändliche schrifft, scriptum turpe Steinbach 2, 507; schrifft, die noch nicht gedruckt, nur mit der hand geschrieben, liber scriptus, manuscriptum, opus ineditum Frisch 2, 227ᵃ; seine schriften drucken, ausgehen lassen, an tag, ans licht geben, einem seiner schriften eine dediciren, zuschreiben, sich durch seine schriften unsterblich machen, seine schriften werden gesucht. Kramer a. a. o. 656ᵇ; theologische, juristische, zerstreute, gesammelte, vermischte, kleine schriften. schriften der kirchenväter, Göthes schriften. streitschriften, schandschriften, flugschriften, denkschriften. besondere art des erscheinens: periodische schriften, zeitschriften, jahres-, monats-, wochenschriften u. s. w.; ich habe keine philosophische schule gehört, und wenig gedruckte schriften gelesen. Schiller 4, 54; verfasser dieser schrift. 124; aus den schriften der alten hatte er die seltne gleichgültigkeit für leben und tod geschöpft. 127; gefiel mir damals deine schrift (ein kurz vorher gebrauchtes wochenschrift wieder aufnehmend) weit besser, als du sie noch zu Mariens füszen schriebst. Göthe 10, 52; vortrefflichkeit ihrer schriften. 64, hinterlassene schriften. 35, 369;
und so kannt' er auch wohl die besten weltlichen schriften.
40, 237;
aus der älteren sprache, nähere bezeichnung eines werkes: sam der Rœmer wâr schrift sagt und ir cronik. Megenberg 265, 24; als di schrift sînes lebenes spricht (seine lebensbeschreibung). myst. 1, 61, 1;
disze list
man an des salters schrift (in den psalmen).
L. von Regensburg tochter Syon 3898.
6)
in mhd. zeit bezeichnet diu schrift wie daʒ buoch oft die wirkliche oder angebliche quelle des verfassers: dirre heilige was von Hyspanyen, und di schrift sprichet, daʒ her wêre bruder sancte Vincencius. myst. 1, 174, 32;
uns seit von im diu wâre schrift,
daʒ er sich schône gar betruoc.
Otte mit dem barte 388;
auch seit von im diu schrift,
daʒ er datz Salzpurc der Niwenstift,
dâ nû der tuom îst gelegen,
von êrst mit bûwe hât gephlegen.
Ottokar reimchron. 27902.
auch in unbestimmterer weise die litterarische tradition bezeichnend:
nu merckt, ihr herren alle gleich!
die schrifft thut uns gar wunderlich
von einem Fridrich sagen,
der soll gewinnen das heilig grab;
dabey ein baum stet ist laublos,
sein schilt sol er dran hencken.
bergreihen 24 neudruck;
man suchte auf die alte schrift (chroniken, urkunden),
unter andern man auch dies antrifft,
dasz sich ein braut verloren hat
zu Groszwardein in dieser stadt.
wunderhorn 1, 109 Boxberger;
was durch geprüfte und zu prüfende schrift aus der vorzeit zu uns herübergekommen sey. Göthe 31, 198. im Schwabenspiegel bezeichnet diu schrift im gegensatz zum mündlich überliefert einheimischen das fremde, geschriebene recht: in der schrift sint si besundert an ir rehte; aber vor leien rehte so haben wir einʒ als daʒ ander. 52, 2. alles wissen, alle geistesbildung empfängt das mittelalter gläubig von der schriftlichen überlieferung, so erklären sich wendungen wie die folgenden:
unde alse Alexander heim quam,
di scrift er harte wol vernam,
wîs was er zunmâʒen.
Lamprecht Alex. 319;
die wolt mich zuͦ minem vettren herr Anthoni Platter thuͦn, das ich solt dschrifft lernen; so redent sy, wen man einen in dschuͦll will thuͦn. Th. Platter 13 Boos; der schrifft obligen, studere, literas attingere, literis deservire, literis operam dare Maaler 362ᵃ. schriften, plur. im sinne von 'litteratur': was hat die buchtruckerey in den schrifften gemacht? Schuppius 768.
7)
die bibel ist die heilige, die göttliche schrift oder auch die schrift kurzweg als die quelle der heilswahrheit (s. unter 6): unrehto fernomeniu scrift machot hereticos. Notker 7, 14; uuieo chit diû scrift? 54, 21; inimicos sancte̜ scripture̜, figinta dero heiligun scrifte. 67, 31; swer die heiligen scrift unde den tiefen sin der dar an ist anders niht verstet niwan nach den worten diu da gescriben sint, dem ensmechet diu heilige scrift niht baʒ denne ob er ungedroskens unde ungemalens chorns chiwe unde eʒe. Schönbach predigten 3, 209, 1; daʒ andere sint grôʒe meistere di di schrift al zu nâhe dûten. myst. 1, 33, 35; ich wolt es deutet ein yeder die schrifft mit forcht und zittern in sein buͦsen. S. Franck weltb. 161ᵇ; diser geystlicheyt und rhuͦm stuͦnd nit auff der schrifft unnd vil wissen. ebenda; unterstehen sich dennoch schrifft zu predigen (vgl. die weiter unten aus Luther angeführten wendungen), und ketzerey vertreiben. Luther 1, 51ᵇ; die schrifft nicht wissen, lateinisch und deudsch nicht verstehen. ebenda; suchet in der schrift. Joh. 5, 39; wie würde aber die schrift erfüllet? Matth. 26, 54; und welchs (das evangelium) er zuvor verheiszen hat, durch seine propheten, in der heiligen schrifft. Röm. 1, 2; denn die schrifft sagt zum Pharao. 9, 17; doctor in heiliger schrift; in heil. schrift erfahren, belesen, fest seyn; mit der schrift reden, auf die schrift gehen, nach, laut der schrift glauben, lehren, predigen, leben, die wort der heil. schrift misbrauchen, darmit schertzen u. s. w. Kramer deutschital. dict. (1702) 2, 655ᵃ; die edle einfalt der schrift. Schiller 2, 10; ärgert dich dein auge, sagt die schrift, so reisz es aus. räuber 1, 1 schauspiel;
als uns diu schrift mit wârheit hât bescheiden.
Walther 21, 31;
hie ist worden rehte schîn
daʒ in der schrift geschriben stât.
erlös. 4398;
von mitternacht ist komen
ein evangelisch man,
hat die schrifft fürgenomen.
bergreihen 56 neudruck;
als man list ynn der schrifft.
103;
sölch straff der sünd und erblich gifft
ist wol beweret durch dj schrifft.
Schwarzenberg (1535) 157ᵈ;
machen der schrifft ein wächsine nasz,
heut ist es disz, bisz morgen das.
Fischart 2, 378, 1824 Kurz;
bezeichnung einzelner theile der bibel: er scol die scrift alter ewe in zuei teilen. fundgr. 1, 32; alse die alte schrift sprichet: fuʒ umme fuʒ, ouge umme ouge, zan umme zan. mystiker 1, 73, 23;
sô vinden wir geschriben dran
âvê, der niuwen schrifte wort.
K. v. Würzburg g. schmiede 405;
der alten schrift wârheit
gevelschet mich des nimmer hie.
Ottokar reimchron. 22885;
so jr aber seinen (Moses) schrifften nicht gleubet, wie werdet jr meinen worten gleuben? Joh. 5, 47; kund gemacht durch der propheten schrifft. Röm. 16, 26. zusammenfassend:
die helen biblien der hilgen scrift.
dodes danz 1579;
die schrift altes und newes testaments. Comenius sprachenth. übers. von Docemius (1657) 631; die [heilige] schriften, la santa scrittura Kramer deutsch-it. dict. (1702) 2, 655ᵃ; goteliche scrifte, divine̜ scripture̜ Notker 99, 3;
darum liebt, ihr lieben herzen,
gottes schriften.
Gerhardt 103, 32 Gödeke;
(er) war vom hohen werthe der heiligen schriften durchdrungen.
Göthe 40, 237.
bei Luther mehrfach in dem sinne 'biblisches zeugnis, beweisende stelle' (s. oben unter 4 schrift in der bedeutung von document): und fieng an von Mose und allen propheten, und leget jnen alle schrifft aus, die von jm gesagt waren. Luc. 24, 27; und abermal spricht ein ander schrifft, sie werden sehen, in welchen sie gestochen. Joh. 19, 37; wolan hie ist meine schrifft, was gott sagt, das kan er thun, Rom. 4. schriften 3, 348ᵃ; da sie sagen, das die zwo schrifft widernander sind. ebenda; er hab nicht schrifft vom fegfewer. 416ᵇ; jm ist viel schrifften zugefallen. 418ᵃ; ich hoffe jmer, sie solten schrifft füren, so füren sie jre eigen trewme. 448ᵃ; wiewol man aber sonst wenig schrifft findet im alten testament, das die menschen gottes kinder heiszen. 4, 44ᵇ; ebenso sonst: die weil uns doch die ketzer inn disem stuck das spiel mit jren schrifften gantz verderbt haben; anziehung viler schrifften. bienenk. 94ᵃ;
ir red bewedmet war mit schrifften
ausz alt und newem testament.
Waldis Esopus 4, 96, 80.
8)
übertragen in poetischer sprache:
entziffert in der dämmernden ferne
die hohe götterschrift der sterne.
Wieland 26, 195 (singgedicht);
jene linien, die des landmanns eigenthum scheiden,
in den teppich der flur hat sie Demeter gewirkt,
freundliche schrift des gesetzes.
Schiller 11, 77.
9)
besonderes:
a)
schweiz. d'schrift, schreibheft Seiler 264ᵃ. Hunziker 231.
b)
in besonderer technischer bedeutung: schrift, so wird die theilung bey dem theilungsrisz zu den zähnen eines rades oder triebstöcke, die in gerader linie nach der sehne gemessen werden, genennet. wenn die triebstöcke oder zähne zu klein sind, so nennt mans die junge schrift, oder dasz die schrift (theilung) zu klein sey; hingegen nennt man es die grosze schrift, oder die schrift ist grob, wenn die zähne und triebstöcke zu stark ausfallen. Jacobsson 4, 49ᵇ. zusammensetzungen zahlreich und leicht zu mehren:
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1897), Bd. IX (1899), Sp. 1736, Z. 44.

verschrift, f.

verschrift, f.,
schreiben, in dem man sich für jemanden verwendet Haltaus 1888; vgl. verschreiben 4.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1905), Bd. XII,I (1956), Sp. 1164, Z. 62.

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s t u v w x y z -
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Zitationshilfe
„verschrift“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/verschrift>.

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