Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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vereinen, verb.

vereinen, verb.
zur einheit umbilden. mhd. vereinen, ahd. fareinen, vereinen aus dem 12. jh. belegt Graff 1, 133, jedoch in abweichender bedeutung (s. unten 5), mnd. vorênen; ein früher angenommenes goth. fairainan (1 Cor. 10, 21) ist heute in fairaihan gebessert; in der zeit des übergangs zum nhd. voreynen, adunare Dief. 15. zusammensetzung zum einfachen einen theil 3, 165, bedeutung die gleiche, doch verstärkt, im nhd. verliert vereinen gebiet an das geläufigere vereinigen; wie so oft, ist das seltner werdende wort mehr der poetischen sprache zugefallen, in der alltäglichen ist uns das part. prät. und etwa das reflexiv hauptsächlich noch geläufig.
1)
sinnlich: er vereinte die losen blätter zu einem bande;
doch zu Strasburg an der Reinprucken,
da hat der Rein gesucht ain lucken
von altem her hinein inn d stat,
mit aim arm aus sondrer libthat,
nicht allein drum, das sie die Ill ..
samt der Preisch lait zum haupt, dem Rein,
und also mit der stat verain.
Fischart dicht. 2, 197, 715 Kurz;
der edlen hetze freund,
die heulen und musik und vieh und mensch vereint.
Hagedorn 1, 108;
sie (die seele) fühlt nur dunkel, nur von fern
das schaun, die herrlichkeit des herrn!
bis du uns dort dir ganz vereinst.
Klopstock 7, 94;
vereine die zerstreuten um dich her,
verbinde sie einander alle dir.
Göthe 13, 346;
am morgen eben dieses tages,
der mich auf ewig ihr vereinen sollte.
Schiller hist.-krit. ausg. 14, 87 (braut v. Mess.).
2)
von übersinnlichen dingen:
die schönheit ist der schönen feind,
wo fromer sinn sie nicht vereint.
Logau 3, 111, 56 (538 Eitner);
etwas mit etwas vereinen: ihre alte sinneseinheit und einfalt wird gestört durch das gedeihen des hiesigen seebades, indem sie dessen gästen täglich neues ablauschen, was sie nicht mit ihrer altherkömmlichen lebensweise zu vereinen wissen. H. Heine 1, 132;
(gott) weisz, ihr hättet das heil des erlösenden angenommen:
hätt er das leben, das euch an der erde staube bestimmt ward,
mit den tagen vereint der göttlichen bothschaft von Jesus.
Klopstock Mess. 9, 361;
auf der zinne des tempels fand er die seelen der väter,
die unverwandt den suchenden blick mit den strahlen vereinten,
welche den weckenden tag in die thäler Kanaans sandten.
1, 716.
3)
part. prät.:
Gabriel sah ihn vor sich in sicherm luftigen schlafe,
stand bewundernd still und sah unverwandt auf die schönheit,
durch die vereinte gottheit der menschlichen bildung gegeben.
Klopstock Mess. 1, 536;
mit dem er unnachahmbarere thaten vollführte,
als durch die besten aus ihm das vereinte menschengeschlecht that.
1, 319;
du mein? ich dein? wer durft es hoffen,
so wundervoll vereint uns nimmer nimmermehr
zu trennen?
Wieland Oberon 5, 84;
vereint einem, einer sache:
es kommt mir wahrlich das gelüsten,
rauhwarme hülle, dir vereint,
mich als docent noch einmal zu erbrüsten,
wie man so völlig recht zu haben meint.
Göthe 41, 93;
vereint mit:
mich soll, vereint mit meinem freunde Patroklos,
ehren ein herrlicher hügel.
Göthe 40, 342;
der ist mit narheit wol vereint,
wer spricht: das hett jch nit gemeint.
Brant narrensch. 12, 1 (14 Zarncke);
und belebende kraft mit dem blicke vereinet,
ging von ihm aus.
Klopstock Mess. 2, 151;
.. sein niederschauendes auge
schauete tiefsinn her, mit einer hoheit vereinet,
die, unaussprechlich der sprache des menschen, nur sterbende christen
fühlen.
4, 254;
der gegenstand, wegen dessen eine vereinigung stattfindet, meist mit präposition (über, wegen, zu) beigefügt: er vereinte die gegner zur ausführung einer gemeinsamen that. in alter zeit mitunter der genitiv, doch heute kaum mehr gebräuchlich: und da die zwen gebrüder der sachen vereint warent. Aimon bog. E.
4)
reflexiv, zu einer einheit werden, sich zusammenfinden: aber es gibt ja eine welt, wo die getrennten sich wieder vereinen. Schiller hist.-krit. ausg. 1, 105;
vereint euch nun, ihr meister unsres schatzes.
Göthe 41, 68;
komm, o geist, komm und vereine
dich der glaubenden gemeine!
Klopstock 7, 83;
jedermann, der das gesagte beherzigt, wird sich überzeugen, dasz bei weiser kräftiger anregung von oben .. kunst, geist und fleisz sogleich sich vereinen werden, dasselbe (das conservatorium) zu schmücken. Göthe 43, 317;
wie morgenröthe mit dem abendrothe
am himmel nicht zusammen will erscheinen,
so soll auf erden nach naturgebote
die jugend nicht dem alter sich vereinen.
Lenau don Juan 25 (nachl. 1858);
wie solt dan solchen stanthaft freunden,
die zu der arbait sich verainten,
die sonn nun etwas angewinnen?
Fischart dicht. 2, 195 Kurz;
der rath .. führt unsre frommen wandrer bald
zum mittelpunkt, wo sich der ganze wald
in einen groszen stern vereinet.
Wieland Oberon 2, 26;
lasz uns weinen!
lasz meine wehmuth mit der deinen
in lauten klagen sich vereinen!
Gotter 1, 222;
(vernehmt) dasz ihre geister um euch weilen,
ihr wunsch mit eurem sich vereint.
1, 234.
5)
sich vereinzeln, in die einsamkeit begeben; diese bedeutung schon ahd., vereinten, desolaverunt Graff 1, 133, mhd. häufig:
zên tage er sich vereinte
und lieʒ nieman zû im kumen.
pass. 436, 88 Köpke;
vil drâte er sich vereinte (trat einzeln hervor),
daʒ er gelîch in widergie.
59, 6 Köpke;
nhd. sehr selten: nu hette der bapst einen sitten, das er sich offt vereinet und sein gebet sprach, das thet er aber und da er an der einigung was, da höret er ein stimme jemerlichen schreien. Luther 6, 500ᵇ (vgl. oben theil 3, 211).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1888), Bd. XII,I (1956), Sp. 274, Z. 43.

verrainen, verb.

verrainen, verb.
durch einen rain (s. th. 8, 72) begrenzen, abgrenzen: haben wir die ober und nider gerichte, auch huetung, trifft, rainung und anderes verraint, verstaint und vertragen. Weim. staatsarchiv (Weimar) 1548; ihr sollt eure feldmanualen accurat führen und was von grundstücken ausgemessen nebst denen gräntzen, straszen, trifften und dergl. versteinen und verrainen helfen .. die verrainungen gehörig abschlagen. 1726.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1895), Bd. XII,I (1956), Sp. 983, Z. 26.

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Zitationshilfe
„verrainen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/verrainen>.

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