Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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pudel, m.

pudel, m.
in mehrfacher bedeutung und von verschiedenem, theilweise nicht aufgeklärtem ursprunge.
1)
rhein. (eigentlich nd.) pudel, puddel, ostfries. pudel was pfudel Kehrein volksspr. in Nassau 1, 313. Stürenburg 184ᵇ. dazu gehört auch köln. puddel, eine schmutzige unordentliche person Hönig 129ᵃ, schwäb. pudel, eine person, die alle möglichen auch schmutzigen arbeiten verrichtet Birlinger 100ᵇ.
2)
s. v. a. pudelhund und wol erst daraus gekürzt: nd. pudel neben pudelhund brem. wb. 3, 369. Dähnert 361ᵇ. Danneil 162ᵇ. Schütze 3, 239. Stürenburg 184ᵇ, köln. puddel Hönig 129ᵃ, dän. pudel, puddel (Nemnich 1, 812), hochd. pudel neben pudelhund zuerst bei Ludwig 1432 und Kramer 163ᵇ; später bei Rabener, Schwabe, Lessing, Schiller auch budel geschrieben (s. das ältere pudelhund). der canis aquaticus (pudelhund oder wasserhund Kramer hoch-nidert. wb. 163ᵇ) hat seinen namen von seiner vorliebe für's wasser (Brehm thierl. 1, 385), so dasz wir im ersten theile der zusammensetzung wol mit Höfer 2, 354 das vorige pudel anzunehmen haben (vgl. pudelnasz und pfudelnasz); das böhm. pudlik (Nemnich 1, 812) ist wol erst nach dem deutschen pudel gebildet worden:
Paulinus. ha! ha! nun weisz ich schon, wo ich zu hause bin.
Polylogus. das weisz mein pudel auch.
sieh doch, wie sein (des schäfers) pudel die zerstreute heerd
umringt (also = schäferhund).
Lindner deutsche ged. 163;
budel Hübner reimregister (1712) 595ᵇ; da die herrn Zuricher ein anders wessen von mir machen, und so voll complimenten gegen mir sein, wie der budel voll flöh. Schwabe tintenf. B 5ᵇ; er scheut keine kosten, seinen budel recht abzurichten lassen. Rabener (1755) 1, 172, vgl. 94; ein gereister budel. Lessing 1, 137 f.; junge noch unabgerichtete pudel. Lichtenberg 4, 204;
und versuch, ob ich nicht treuer
als der treuste pudel bin.
Voss ged. 2, 141;
beim wörtchen 'treue' fiel mir schnell
mein treuer pudel ein.
Langbein ged. (1854) 2, 188;
Faust. für was hältst du das thier?
Wagner. für einen pudel, der auf seine weise
sich auf der spur des herrn plagt.
Göthe 12, 62 (Faust I. 1150 Weim.);
knurre nicht pudel.
65 (1202);
das also war des pudels kern!
ein fahrender scolast?
69 (1323, darnach sprichw. Wander 3, 1418);
zappeln wie ein nasser budel (vgl. pudelnasz). Schiller 2, 85 (räuber, schausp. 2, 3); er schüttelte sich wie ein pudel, wenn er aus dem wasser kommt. Börne 2, 180; erst hab ich gefrorn wie ein geschorner pudel (vgl. pudelnackt). Kotzebue dram. sp. 3, 368; du kennst wohl die närrische art an den pudeln (vgl. pudelnärrisch), wenn sie so zutraulich und gesetzt hinter einem hergehen. Tieck 6, 208; mein heldenmut kommt mir ohnedem vor wie ein aufwartender pudel, der immer wieder auf die vorderbeine zurückfällt. Platen 3, 127; die pudel schern. Gutzkow ritter⁴ 4, 77; sie trägt den kopf voll brauner haarlocken wie ein pudel (vgl. pudelkopf). G. Keller Seldw.⁴ 2, 153; baslerisch der budel si, mache, aschenbrödel sein, sich zu allem hergeben Seiler 44ᵇ. als symbol der auffahrenden hitze. Müller-Mothes 771ᵃ.
3)
nach den krausen, zottigen haaren des pudels heiszt oberd. auch eine aus krausen oder pelz bestehende halsbedeckung weiblicher personen pudel (dimin. das pudele, das pudel), ebenso eine zottige pelzmütze (s. pudelhaube, -kappe, -mütze) Schm.² 1, 382. Bavaria 4, 1, 269. Schöpf 519. Schmid 104.
4)
der pudel oder der weisze igel, eine art blattlauslöwen. Oken 5, 1763.
5)
burschikos s. v. a. pedéll 2 (vergl.bütel bei Schm.² 1, 312, püdel vom j. 1670): schnurren und pudel (in Göttingen). H. Heine 1, 5.
6)
nd. pudel, kurzes stückfasz brem. wb. 3, 369 (vgl.paudel); tirolisch ein weinfasz u. dergl., ein kleines fäszchen mit röhre Schöpf 519, schwäb. das pudele, kleines brantweinfläschchen, auch kleiner rausch Schmid 104. vgl. Frommann 5, 23. Kuhn zeitschrift 2, 308.
7)
tirol. kleine glocke an schulhäusern u. dgl. Schöpf a. a. o.
8)
tirol. eine art kegelspiel (s. pudeltisch) ebenda.
9)
nd. und oberd. ein fehlwurf im kegelspiel (auch ein fehlschusz), dann überhaupt ein versehen, verstosz, fehler, ungeschick Richey 194. brem. wb. 3, 369. Dähnert 361ᵇ. Danneil 162ᵇ. Hennig 196. Schütze 3, 239. Vilmar 307. Spiesz 187. Albrecht 186ᵃ. Höfer 3, 355. Schm.² 1, 382; einen pudel schieben, schieszen, machen (vgl. einen bock schieszen, machen theil 2, 203):
stets anmaszlich mit getöse rollt die kugel auf der bahn,
ob sie auch ... nichts als lauter pudel schob.
Rückert 4, 164;
ei der taufkel, hab ich nicht einen pudel geschossen! ammenmärchen (Weimar 1791) 1, 214; wir wollen unsern zorn an den hirschen und rehen auslassen (sie nehmen alle ihre flinte) ... nur nicht pudel geschossen! Lenz dram. nachl. 289 Weinh.; der edelmann machte (aus mangel geographischer kenntnisse) einen gar gewaltigen pudel. Siegfried v. Lindenb. 3, 177; sein pudel (fehler, irrthum) ist der, dasz der ganze satz .. weder an dem angeführten orte, noch sonst wo .. vorkömmt. Lessing 11, 527; leipz. pfui pudel auch statt pfui teufel Albrecht 186ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1889), Bd. VII (1889), Sp. 2202, Z. 81.

pudel, f.

pudel, f.
bair.-östr.
1)
kegelbahn mit einem bis zu den kegeln reichenden brette (das auch pudel heiszt), auf der die kugel fortrollen musz Schm.² 1, 382. Höfer 1, 126. Lexer kärnt. wb. 45.
2)
die lange tafel oder der kasten in einem kaufmannsgewölbe, worauf die waaren vorgelegt u. s. w. werden Schm. und Lexer a. a. o. Castelli 99 (vgl. der und die budel statt ladentisch, -tafel Schm.² 1, 212).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1889), Bd. VII (1889), Sp. 2204, Z. 10.

verpudeln, verb.

verpudeln, verb.
(wasser) verschütten, mundartlich z. b. in Westdeutschland (Wetterau). übertragen, verderben: um ein haar war die zeichnung verpudelt. Göthe in Göthe - Steins briefw. 1, 53; sich verpudeln, sich irren: heut zu tage musz, wenn der autor sich verpudelt hat, ein ordentlicher buchbinder ein bischen auf das verständnisz wirken. Immermann Münchh. 1, 44 (Berlin 1858).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1895), Bd. XII,I (1956), Sp. 977, Z. 49.

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„verpudeln“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/verpudeln>.

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