Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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schock, n.

schock, n.
anzahl von 60 stück. gemeingermanisches wort: altn. nicht bezeugt, aber dän. skok, schwed. skock anzahl von 60, menge, haufe, schaar (vielleicht aus dem deutschen entlehnt, da das dänische wort besonders in Jütland gebraucht wird. dansk ordbog 7, 391ᵃ). engl. shock, mittelengl. schokke, s. Skeat 549ᵇ, alts. scok, s. unten (1), mnd. schok, n. Schiller - Lübben 4, 107ᵇ, ebenso mnl., holl. und nnd., vgl. Franck 854; mhd. schoc, schock, schok, schoch (m. und n., s. unten) Lexer handwb. 2, 765. eine sichere etymologie ist nicht zu geben. sicher verwandt mit der oberdeutschen nebenform schochen, s. daselbst. möglich ist zusammenhang mit (dem zweiten) schock, m. und dem verb. schocken; es läszt sich denken, dasz schock sich ebenso zu dem verb. schocken (bez. dem ältern skakan) verhielte, wie schaub und schober zu schieben, also eigentlich 'das zusammengestoszene' bezeichnete; vergl. auszer den angezogenen stellen noch Weigand 2, 627. Kluge⁵ 334ᵇ, sowie schock, m. Franck a. a. o. vergleicht mit recht stosz in ein stosz holz, stosz akten. über urverwandtschaft s. schocken. andere vermutungen s. unter kappe 9, e, theil 5, 196, wo lit. kúgis, ehstn. kuhhi heuschober, finn. koko, schober herangezogen werden, ebenso Noreen urgerm. lautl. 205. — neben schock auch die zusammensetzung geschock, s. theil 4, 2, 3953. in neuern idiotiken wird schock selten aufgeführt, s. Klein 2, 138, bair. schock, schuck Schm. 2, 369. Höfer 3, 111, kärnt. tschock Lexer 224, thüring. schock Hertel sprachsch. 220, nd. Dähnert 411ᵃ. der plur. ist schocke (schweizerisch schöcke, s. unten 2), nach zahlwörtern indes gewöhnlich schock. bedeutung. schock bezeichnet ursprünglich wol, wie schochen. einen haufen garben, doch hat sich dabei frühe der zahlbegriff herausgebildet (wie zuweilen auch bei schober), der in der neuern schriftsprache herrschend geworden ist.
1)
die ursprüngliche bedeutung 'haufen von garben, schober' erscheint im ältern niederd.: tein scok garvano. Freckenh. heberolle 10 (Heyne kl. altnd. denkm.² s. 68, vgl. J. Grimm kl. schr. 6, 355); svar man rechten tegeden uppe 'n velde gift, dar sal man geven dat tegede schock (var. stucke, den tegheden schoef), gelike gut den anderen, oder die tegeden garven. Sachsensp. landr. 2, 48, 6; wie lange dat ein man sin korne in den schocken in einer tegetbaren veltmarcke stan to laten schuldich sy? Grimm weisth. 3, 318; vgl. auch schocke, vetus, vel tas. meta, strues, germ. schochen Kilian. so noch nhd.: bey der einfuhr wird abgezählet, wieviel jeder acker ins schock giebet, nemlich, wann er gut ist, an rocken gemeiniglich 2 oder 11⁄2 schock, ... an gersten 11⁄2 schock, auch 1 schock u. s. w. Hohberg 3, 2, 6, § 49, vgl. Krünitz 147, 598. hier ist vielleicht schon ein haufe von 60 garben gemeint, wie auch Schm. 2, 369 für die Oberpfalz angibt; doch steht die zahl 60 hier nicht überall fest; noch jetzt bezeichnet schock in Rethem an der Aller einen haufen korn von 20 kleinen bunden, der mit einem einfachen seil gebunden wird.auch von holzhaufen: gleiche bewandnisz hat es auch mit den langen schocken oder zusammengelegten hauffen. Döbel 3, 42ᵇ; ein schock holtz umb 4 groschen. Coler hausb. (1604) 2, 269.
2)
in allgemeinerer verwendung als unbestimmter mengebegriff besonders im mhd. und in neuern oberdeutschen mundarten, in diesem sinne meist als masc., s. Schm. 2, 369, besonders kärntn. tschock haufen, menge, zumal von menschen und thieren Lexer 224, schouck, m. Frommann 5, 254, 40 (haͦn an groaszn schouck kuͦe), vgl. auch schweizerisch mit vollgepfropftem munde essen oder ganze schöcke speisen zu sich nehmen. Stalder 3, 352 (als erklärung von schübeln), auch thür. schock haufen Hertel sprachsch. 220. mhd. belege:
Gâwein an dem staden spurt
bluotes einen grôʒen schoc.
meist von menschenmengen, heerhaufen:
die tûsent ritter fruote
teilten sich ze vier schocken.
Ottokar reimchron. 3989;
den kunic von Bêheim nam wunder,
wer die grôʒen schocke wæren.
14549;
dafür auch schoch (Seifr. Helbl. 15, 458) und geschock:
und da für schiket der herczagk
vil grasser hauffen und geschak.
Mich. Beheim buch v. d. Wienern 220, 3.
freier, für menge, noch im 16. jh.: bey Josepho findet man ain schock des dings. dr. Eck (1542) bei Schm. 2, 369.
3)
gewöhnlich wird schock jetzt als einfaches zahlwort für 60 stück gebraucht; so schon mnd. im 14. jahrh.: ere gud dat moghen se vorkopen unde nicht mer den ene thunne beres unde en schok brodes scalmen ut orloven to isliker schuten. urkunde von 1364 bei Schiller-Lübben 4, 107ᵇ; sexaginta .. nd. schok Dief. gl. 531ᶜ (gloss. lat.-saxon. von 1425); ebenso nl.: schock, sax. sicambr. vel sestigh, sexaginta Kilian; hochd. schon im 13. jahrh.: ein schok (sexagesima) lînwât. rechtsb. der stadt Mühlhausen in Thüringen von 1256, s. Lexer handwb. 2, 765; schokk, n. numerus, qui continet sexaginta. halbschokk, triginta Schottel 1407; aber die bawersleute überschlagen (zehlen) mit kräutzen, bey dutzeten, mandeln, und schocken (duodenas, quindenas et sexagenas supputant). Comenius sprachenthür 756; schock, das, pl. schocke, sexagena, numerus sexaginta continens .. ein schock eyer, sexagena ovorum. ein halb schock, sexagena dimidiata, dimidium sexagenae, quasi dicas tricena. Stieler 1777; drey stiegen, sexagena, alias ein schock. 2138; ein schock nüsse, ein halb schock vögel. Steinbach 2, 486; schock, n. allerhand, was 60 weise gegeben wird, numerus sexaginta Frisch 2, 218ᵇ; vgl. ferner öcon. lex.² 2639. Eggers 2, 834. Heppe wohlred. jäger 269ᵃ. Scheuchenstuel 216. Klein 2, 138. Dähnert 411ᵃ. doch finden sich auch abweichende zahlangaben: Jacobsson 4, 34ᵇ unterscheidet das alte schock von 20 und das neue schock von 60 stücken; ebenso Adelung; nach diesem besteht in Schlesien ein schwer schock aus 60, ein leichtes schock aus 40 stücken. auf blechhämmern hält ein schock blech- oder dünneisen 120 stücke. ebenda. sonst nur scherzhaft zu 120 gerechnet: dummköpfe sind das gewesen, herr frater, die das gesagt haben, zweibeinige mülleresel, von denen hundertundzwanzig auf ein schock gehen. Geibel 7, 138. — im einzelnen zunächst von waren und sonstigen gegenständen: das schock wergk wardt verdinget zu 20 alten schocken oder 10 alte schock voller zahl (?). das schock holtz kaufte man vor 5 oder 51⁄2 d., auch bisweilen vor 1 schwertgroschen, aber das holtz machten sie fast geringe, man muste der wol 7 oder 8 schock haben zu einem wercke. Spittendorf s. 29; ein bauer mit 4 pferden luht solches holtz 34 schock, auch 36 .. uff und abe. 232; auch soll der stat paumeister des geflissen sein, das er alleweg gegen dem winter 5 oder 6 schock latten auf der Peunt hab. Tucher baumeisterb. 77, 13 Lexer; so schneidet der seger ein jare pei 45 pisz in fünftzig schock an der seg. 121, 8; sie werden auf allen seiten zugleich angreifen, mit einem schock kurzer leitern dringen sie in das schlosz. Freytag soll u. haben 2, 272;
frau, wie gebt ir der zwifal ein schock?
fastn. sp. 369, 26;
ik heete Hans Meier
und bringe minem werde eyn schock eyer.
961, 6;
ick wold em dith schock eyr verehrn.
Hollonius somn. vit. hum. 39, 710 neudr.;
nebst einem halben schock
zerriszner blauer hosen.
Hölty 10 Halm.
von abstracten:
wilst du den herren grüszen,
so gib dem diner vor ein paar schock gute wort.
Gryphius d. verliebte gespenst 45, 21 Palm;
so auch scherzhaft:
warum nicht gar verstand! was gilt davon das schock?
Wieland 18, 170.
von thieren, besonders fischen, austern, krebsen: dasz in den auszügen etliche schock karpfen wären gefangen worden. Schweinichen 1, 354; so wollten sie eine mandel haupthechte und 3 mandel zahlhechte und ein schock hauptkarpfen nehmen. 359; einer verbot seinen armen unterthanen, die krebse niemand als jhm zuvorkeuffen, er aber wenn sie gros waren, und jhm gefielen, nur einen groschen für das schock gab. Hennenberger landtafel 344; da hätte ich mir nun eine güte anthun und ein halb schock austern in den kaffee tunken können. Gaudy ausgew. erz. 46; vom vieh: donnerstags nach Marie empfengnis, brachten der Dantzker kriegsleute .. aus sieben dörffern eine reiche beute, mehr den in die sieben schock vihes. Waissel chron. (1599) 223ᵃ. — auch menschen werden nach schocken gezählt: da lizen die von Erforte mache funf gruͤbin zuͤ Smedistete, da worden ingefuͤrt huͤndirt schok unde dri unde driszig schok toten unde funf mensche. deutsche chron. 2, 314, 32; und huͦben an die iungen und zugen die schuͦh usz, .. und der iungen war bei nach zwei schock dz ist zweimal .lx. Eulensp. 4, s. 8 neudr.; man hat gezelet der erschlagenen, von beyden theilen, zwentzig schock, und neun und zwentzig mann (ein schock helt in sich sechtzig personen). Waissel chronik 221ᵇ; also macht ein dieb den andern, ja ein oder zween diebe machen wol ein schock diebe. Pape bettel- u. garteteufel Z 1ᵃ; die Meiszner hatten bei Lucka die Schwaben in einer groszen schlacht erlegt und ihrer bei sechzig schock erschlagen. Musäus volksmärchen 2, 7 Hempel, mit der anmerk.: dasz die sieger die erschlagenen nach schocken zählten, wie die lerchen, kann vielleicht daher kommen, weil die Leipziger bürger, die sich bei dem markgrafen befanden, diesen heereszug mit einem lerchenstreichen verglichen;
da lagen jr ein gantzes schock
im graben, die geschossen warn.
H. Sachs 1, 543ᵃ;
wann man legt mir in pettelstock
des jars auff das wenigst ein schock.
3, 3, 29ᶜ;
wie, wen die schnelle pest bei schokken läst versenken
die menschen in die gruft?
Rist Parn. 670.
sogar zu andern maszbegriffen:
freund, deine wissenschaft, dein tiefsinn, fleisz und müh
kommt 50 jahr zu spät, und um ein schock zu früh.
Lichtenberg 5, 109;
einen thronsaal aus goldenem stock
führt' er auf zu ellen zwei schock.
Rückert Firdosi 1, 402.
mit der bekannten verkürzung, wie z. b. ein schocker zehn aus ein schock oder zehn (s. ein A, 3 theil 3, 114):
'du spinnst ja wie ein daus!' —
man musz wohl; denn ein schocker dreyszig
zupft man nicht gleich heraus!
Göckingk 3, 83.
4)
insbesondere werden münzen nach schocken gerechnet, wobei meist 60 stück der gangbarsten münzsorte, gewöhnlich 60 groschen, gemeint sind. in Thüringen und Sachsen ein alt schock 20, ein neu schock 60 meisznische oder gute groschen. öconom. lex.² 2639; nach Adelung war in Böhmen im 13. und 14. jahrh. ein schock und eine mark gleichbedeutend, da man aus einer mark silber 60 groschen schlug; später unterschied man ein breites schock, ein schock breiter groschen, ein schwertschock, ein schock schwertgroschen und entsprechend ein schmalschock, ein kreuzschock, ein silberschock. ferner ist ein schock böhmische groschen so viel als 2 reichsthaler. in manchen gegenden heiszt schock auch 60 pfennige; auch das Meisznische alte schock (20 groschen, s. oben) enthält 60 pfennige. ebenda. ähnliche angaben gibt Frisch 2, 218ᵇ: ein alt schock, oder schwer schock, 20. groschen Meisznische wehrung, oder einen gülden; Magdeburgische schock 8 schilling 4 pf., sexagena Marchica nova ... antiqua triginta valet; die fränkischen fl. hieszen auch alte schock. nach Jacobsson 7, 267ᵃ kennt man in Kursachsen das neue schock zu 60 und das alte schock zu 20 groschen, in Böhmen das schock böhmische groschen zu 60 kaisergroschen (böhmen) = 150 kr., und das gemeine schock zu 30 weiszen groschen = 70 kr.; in Schlesien das schwere schock zu 60 und das leichte schock zu 40 silbergroschen. vgl. noch Krünitz 147, 599 f. Weigand 2, 627. Scherz-Oberlin 1428; ferner mhd. wb. 2, 2, 178ᵃ. Lexer handwb. 2, 765: 500 schock groszer Prager pfennig. quelle bei Schm. 2, 369 (zum j. 1415); zwey schock (pfennig) Magdeb. macht 15. gr. Frisch 2, 218ᵇ; etzliche reiche burger ... die ern Balthasarn lantgraven zu Doryngen schanckten 300 schogk groschen, das her sie yn den radt setzte. Rothe thür. chron. 736; also gab ir der konig darzu 30 schock Behemischer grosch. d. städtechr. 11, 743, 23; die (salz-) pfanne Deutzsch lieff (brachte ein) dasselbige 77. jhar 9 schock minus 1 den., aber das jhar zuvorne lieff sie 13 schwertgroschen mehr; Metritz lieff 20 schock 15 groschen minus 1 d. u. s. w. Spittendorf 285; und galt fünff .c. alter schock das zuͦ thun. des gaben sie im etlich gold daruff. Eulensp. 29 (s. 44 neudruck); wie er jnen im gleichen auch dz land Dobrin, für vier tausend, acht hundert schock böhemisch verkauffte. Schütz beschreibung d. lande Preuszen 62ᵃ; 1 schock groschen den gerichten verfallen sein. quelle von 1591, s. zeitschr. f. d. phil. 20, 489; 2 schwere schock. Breslauer kaufordn. vom jahre 1608 s. ebenda;
swaʒ er schock silbers ie gewan,
daʒ muoʒ er alleʒ wider geben.
Konr. v. Haslau jüngl. 404;
vier schock
gib ich dir
zuͦ ainem manne vil schier!
und gar ein guten herlichen pock,
der gult gern aufsz allerminst zwei schock.
fastn. sp. 80, 24;
zehen schock der Schreckenberger und behemisch groschen
gab sie dem selben knaben ynn seine weise hand.
bergreihen s. 72, 28 neudr. (36, 15);
vor grosser kranckheit war sie bleych,
wie ein bawr, der vier schock vertruncken.
B. Waldis Esop 4, 19, 31;
er hat vil gelz zwsamen pracht:
guet pehemisch wol auf drey schock
hat er verneet in seinem rock.
H. Sachs fastn. sp. 2, 5, 141 neudr.;
ja liebe, mein gfater, ich hab
ein schock alter pehemischn groschen.
6, 130, 283;
drey hundert thaler zahl ich darnebn ...
und zum leichkauf zwey alter schock.
Ayrer 2823, 30 Keller;
die rache kam ihm zwar ein neues schock zu stehn,
denn Schulzens Hadrian ging klagen.
Lichtwer 87 (fabeln 3, 4).
sprichwörtlich:
drey alte schock,
ein bunter rock,
ein schwartze kuhe,
ein fauler balgk darzu,
ein halben hopffen garten
hat man mit einer Witenbergischen zu gewarten.
Wander 4, 312.
5)
auch steuer wird nach schocken berechnet; nach Adelung wurde in Sachsen der wert der äcker nach schocken bestimmt und von jedem schock 5, später 8 pfennig erhoben, vgl. auch schockenschlag und schocken. auch auf die steuerberechnung angewandt: schock ... termin. juridicus saxonicus, calculus censualis, ratio exigendi tributum Steinbach 2, 486; für die steuer selbst: moderirte schock, tributum moderatum, sive cum levamento; ermanglende schock am vollen anschlag, davon man die güter so solche gegeben, nicht mehr finden kan. Frisch 2, 218ᵇ.
6)
schock wird auch in ausrufen, flüchen, betheuerungen gebraucht: schock tausend u. a. m., thüringisch schock-schwerenot, schock-schwänzelenz, schockstreiche, auch alle schock jo! Hertel sprachsch. 220; er ist eben so ein lustiger kumpe, tausend schock haar, wie ich und sein vatter sagen. Filidor Ernelinde 13.
7)
schock steht ferner im sinne von schopf, wobei unklar ist, ob hier ein anderes wort vorliegt, oder ob diese bedeutung aus der ursprünglichen (s. 1) abgeleitet ist. so hat Haupt bei Konr. v. Haslau d. jüngling 80 (zeitschr. f. d. alterth. 8, 552) schoc für das überlieferte schopf (im reime auf loc) eingesetzt, mit berufung auf schweizerisches tschogg, tschuber 1) federbusch eines vogels oder huhnes, 2) das haar oben auf dem kopfe eines menschen Stalder 1, 320, wo die zusammenstellung mit schober die ableitung aus der bedeutung 1 wahrscheinlich macht; vergl. tirol. tschogkl troddel, quaste Schöpf 768 —? vom jungen laube der pflanzen (vgl. schopf 6, b und schopfen 1, blühen):
stauden, stock
machet schock.
in der jägersprache heiszt auch ein dicker strauch schock Heppe wohlred. jäger 269ᵃ.
8)
s. schockleinwand.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1430, Z. 56.

schock, m.

schock, m.
wurf, stosz, schaukel. ahd. scoc, plur. scocga, oscille Graff 6, 416, mhd. schoc schaukel, windstosz Lexer handwb. 2, 765: oscillum .. scocga (oscillae), scocke vel sconghel, hd. eyn schocke, schock, socke, nd. en schock rede, ein schgke .. schock, schocke, darauff sich die kinder schocken Dief. gl. 402ᵇ, schacke nov. gl. 274ᵇ, dazu schocken, s. daselbst. so auch in den andern germanischen sprachen: holl. schok, stosz, erschütterung, dazu das verbum schokken; schock, concussus, concussio, succussatio, iactatio Kilian; engl. shock, mittelengl. nur das verbum schokken belegt; altn. als ja-stamm skykkr, s. Franck 853 f. Skeat 549; augenscheinlich eine ableitung zu dem gemeingerman. (altn. ags. alts.) verb. skakan schwingen, springen Fick³ 3, 329. aus dem deutschen in die romanischen sprachen eingedrungen: franz. choc, span. choque stosz, dazu das verbum choquer bez. chocar, in andern sprachen mit abweichender bedeutung: altfranz. choque stamm, ital. ciocco klotz, stück holz, daneben ciocca büschel (zu schock, n.?), s. Diez⁴ 100. auch das bei Schm. 2, 369 angezogene czech. skok, sprung, skočiti springen, skočna ein aus hüpfen und springen bestehender böhm. tanz ist wol aus dem deutschen entlehnt.
1)
in der bedeutung 'stosz' im deutschen selten, mhd. vom windstosz:
der schok von Oriende
unt der von Tremundane.
minnes. 2, 95ᵃ Hagen (Tanhuser).
jetzt noch ostfries. schok stosz, ruck, prall, erschütterung, unruhe, schrecken, furcht; hê krêg dâr 'n schok, dat he gans tosamen schruk, in schok setten. Stürenburg 232ᵇ. ten Doornkaat Koolman 3, 132ᵃ; vielleicht in zusammenhang mit dem holl. sprachgebrauche. vgl. auch schwäb. schuck wurf, stosz Schmid 476. sonst zuweilen im nhd. als herübernahme des franz. wortes.
2)
öfter als 'schaukel', so mhd.:
seht wie kint ûf schocken varn,
die man schockes niht wil sparn.
Parz. 181, 7 f.;
vgl. Haupt zu Neidhart 48, 14. jetzt meist als fem., s. schocke.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1434, Z. 27.

schock, m.?, n.?

schock, m.? n.?
bei den jägern, ring am gehörn des steinbocks. Heppe wohlred. jäger 269ᵇ. Adelung. Jacobsson 4, 34ᵇ. Behlen 5, 546. Kehrein weidmannsspr. 263. letzterer gibt an der, Adelung und Campe das schock, nach Heppe im plur. die schock. Adelung bringt es mit schake, glied einer kette, zusammen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1434, Z. 62.

schöck, m.

schöck, m.
steinbock, im ältern nhd.: schök, m. ein steinbokk, ist ein weidwort. Schottel 1407; aber der bock von solchem steynwildprett wird erstlich genannt eyn steynkutz oder schickle: so er aber etliche knöpff ausz seinem gehürn uberkommt, wird er genant eyn schöck. Sebiz feldb. 570; wörtlich ebenso bei Meurer jag- und forstrecht (1582) 66ᵃ. vgl. schöcklein.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1434, Z. 68.

verschocken, verb.

verschocken, verb.
1)
aufhören zu schocken (hin und her schwingen, schaukeln): und da prach oben vier gaden hoh ein ziegl, darauf das sail lag, unter dem dach und schoket hoh auf und nider, das er must nider auf das sail gritling sitzen, untz es verschoket. städtechron. 10, 166, 18.
2)
schocken, per sexaginta numerare, zu schocken zehlen, sive zusammenlegen. ... verschocken, idem quod schocken. Stieler 1778.
3)
in einigen gegenden versteuern, die schocke (eine abgabe) von etwas geben. Adelung.
4)
mundartliche besonderheiten.
a)
nd. ferschokken, ferschokkêren, durch einen schock (stosz, ruck, prall) von der stelle bewegen oder aus seiner lage bringen, verrücken, versetzen. ten Doornkaat Koolman 1, 461ᵇ, vgl. Stürenburg 232ᵇ. ebenso holl. verschokken, verschocken, concutere, luxare Kilian.
b)
in Warschau er hot sich vers'chokt, zu weit eingelassen, verrechnet, vergalopiert. Wander 4, 1582; zu hebr.קחַעָ
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1895), Bd. XII,I (1956), Sp. 1138, Z. 51.

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j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
vernunftlicht versehrnisz
Zitationshilfe
„verschocken“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/verschocken>.

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