Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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riese, m.

riese, m.
gigas. mhd. rise, mnd. rese, mnl. rese und rose, nnl. reus, schwed. rese, dän. rise, ahd. riso und risi, altn. risi haben im anlaut ein w eingebüszt, wie durch altndfr. wrisil und alts. wrisilîk bewiesen wird: mendida alsô uurisil te louponi uueh, exsultavit ut gigas ad currendam viam. ps. 18, 6; wrisilîk giwerk von einer burg Hel. 1397. es bestehen im älteren germanischen zwei stämme neben einander: 1) wrisi-, belegt im ahd.:
er quam so risi hera in lant   joh kreftiger gigant.
Otfrid 4, 12, 61.
nom. sing. risi, cyclops, gen. sing. rises, nom. plur. risi, centauri, gen. plur. riso, cyclopum Graff 2, 540, bestätigt durch alts. wrisi- in wrisilîk. 2) wrisan-, belegt im ahd.: der chuninch neuuirdet kehalten in sînero michelun chrefte. noh der riso in dero manigi sînero starchi, non salvatur rex per multam virtutem. et gigans non salvabitur in multitudine fortitudinis sue. Notker ps. 32, 16. nom. sing. riso, Titan, gigas, nom. plur. risen, dat. plur. rison, acc. plur. risen, gigantes Graff 2, 540. ferner durch altn. risi, nom. plur. risar, gen. plur. risa Vigfusson 498ᵃ. beide stämme können ableitungen eines a-stammes sein. als urverwandt ist vielleicht griech. Ϝριον, felsenspitze, berghöhe, welches für Ϝρισον stehen könnte, und lat. verrûca, auswuchs, höcker, aus versûca, anzusehen, eine gruppe, die nach Fick⁴ 1, 132 im indischen in varšman, die höhe, und in den compar. und superl. varšîyas und varšišṭha, höher, höchst, ihre vertreter hat. skr. vṛšan, gewaltig, grosz, welches Fröhde, Bezzenbergers beitr. 1, 250 mit german. wrisan- identificiert, kann nicht direct verglichen werden, da der stamm eine andere betonungsstufe repräsentiert. Bezzenberger deutet, beiträge 1, 166, das germ. wort als kürzung eines compositums wrisu-bûan, der höhenbewohner, und weist, unter heranziehung der benennungen bergbúi, hraunbúi (J. Grimm mythol. 499), auf den germanischen glauben hin, der sich die riesen als bewohner von bergen und felsen dachte. die erklärung verdient erwähnt zu werden, obgleich sie sich schwerlich halten lassen wird, da doch wol, wenn man alle erwähnten worte auf ein indogerman. thema von der bedeutung 'hoch' zurückführt, die annahme, dasz der riese der grosze, hohe ist, das nächstliegende und natürlichste bleibt. Im mhd. lebt rise als schwaches masc. fort. unter mitteld. einflusz entstand riese:
dâ was ein riese, der hieʒ Aspriân.
könig Rother 632.
niederrhein. reise Karlmeinet 30, 55; rise, riese, risse, risze, rysz, risz, rese vel hune, resze, resz, gigas Dief. 262ᵇ, rese, gygas. nov. gloss. 192ᵃ. die verkürzte form ries hat sich lange neben riese behauptet, so namentlich bei H. Sachs (belege s. unten);
daʒ ist daʒ däutsch von Megenberch.
wær daʒ ain ris und niht ain twerch
und wær eʒ aller sælden vol,
des gund ich meinen freunden wol.
Megenberg 494, 20.
ein rysz, ein grosze gestalt eins menschen, gigas. Dasyp.; der risz oder held, gigas. Maaler 334ᶜ; noch Frisch 2, 119ᶜ schreibt: ries, .. ein ungemein groszer mensch. dagegen (männlichen geschlechts sind die namen) der männlichen ämter, und eigenschaften, der vater .. riese, zwerg, degen, reke .. Schottel 263 (wo das interessante citat aus Goldast: veteres risios vocabant homines proceros et robustos, qui viribus confisi, sylvas et montes incolerent, gratia latrocinandi, contra quos invocati rekij venerunt auxilio afflictis). auch Stieler 1507 hat riese. Bedeutungen und gebrauch.
1)
durch körpergrösze sich auszeichnendes wesen der mythologie und heldensage germanischer und fremder völker: gigas, atlas, ein ris oder ein heild. voc. opt. 3, 6; eʒ sint auch grôʒ läut sam die risen, die gar leiht über ainen elephant springent, daʒ doch gar ain grôʒ tier ist. Megenberg 489, 24; von riesen. also weitter so wissen, dasz noch zwo generationes do sind, die auch in die generation der nymphen unnd pygmeen gehörend, das sind die riesen, und die zwerglen, so nicht ausz Adam geboren sind. dann wiewol das ist, dasz Sanct Christoffel ein riesz gesein ist, der hat sein geburt genommen ausz menschlichem sahmen, drumb so wird hie nichts von ihm gemeldt. aber von den andern riesen, so die historien inhalten von Bern, Sigenott, Hildbrand, Dittrich, und dergleichen, auch mit dem zwergen Laurin, und andern. Paracelsus (herausg. von Huser 1590) 9, 71; auch die rysen dermaszen bedeutten auch ein grosze zukünfftige desselbigen lands und erden zerstörung, oder ein solchs grosz ubell. 9, 77; deren ainer het ain son verlassen, wie man das den jaren nach rechnen kann, mit namen grave Wilhalmen, uszer dem ain sollicher groszer, starker und gerader herr geworden, das sich menigclich ab im verwundert, dieweil er sich aim gemainen risen hett mögen vergleichen. Zimmer. chron. 1, 333, 2; dadurch die drei Franzosen sich des kampfs verwideret, mit anzaig, si begern mit mentschen zu kempfen, und also sei es abgeredt, so seien aber die Teutschen nit mentschen wie andere, sonder irer leibs grösze und sterke halb risen .. die (richter) haben ainhelligclichen erkennt, das die Franzosen nit schuldig seien zu kempfen wider die, so nit mentschen seien, wie ander mentschen, sonder risen. 1, 452, 7 ff.; darumb kam Kedor Laomor und die könige die mit jm waren, im vierzehenden jar, und schlugen die risen zu Astaroth Karnaim. 1 Mos. 14, 5; da trat herfür aus den lagern der Philister, ein rise, mit namen Goliath von Gath, sechs ellen und einer handbreit hoch. 1 Sam. 17, 4; die risen engsten sich unter den wassern, und die bey jnen wonen. Hiob 26, 5; es waren vorzeiten risen, grosze berümbte leute, und gute krieger. Baruch 3, 26; ritterliche tugent, welche man am Hercules, Hector, Achille, und an andern groszen risen und herrn, also nennet und preiset, .. dieser man (der dem unrecht und frevel zu steuern wagt) schlegt nicht Hectorn oder Achillen, oder ander grosze risen, sondern er schlegt wol gröszer, ungehewrer risen, nemlich, alle teufel, mit all jrer untugent. Luther 5, 154ᵇ; vor zeiten in die illa, da treizehenelenbogige reysende oder reissende risen, recken, giganten oder wiganten waren. Fischart Garg. 40ᵃ; sagt man von risen und haunen, zeigt jhr gebein in den kirchen, unter den rahtsheusern. 41ᵃ; ich (Juppiter) müste sorgen, dasz sie (die menschen) mir, wie hiebevor die risen gethan, den himmel abzustürmen unterstehen würden. Simpl. 2, 23, 12 Kurz; nach art der riesen mit den göttern kriegen, more gigantum cum diis bellare Steinbach 2, 265; sie (die helden der indischen mythologie) sind nicht mehr blosz zerstörer und überwinder, nicht blosz gewaltige, und als solche göttlich verehrte naturkräfte, sondern himmlische bezwinger der riesen der dunkeln mächte und höllischen geister. Fr. Schlegel sprache und weish. d. Indier 129; im Tuileriengarten schimmern marmorsäulen, steinerne löwen, götter, riesen und helden magisch hervor aus dem grünen laubgegitter. Dingelstedt wanderbuch 2, 180; ein held kam und hieb sie (die junge zeder) nieder sich zur lanze wider die riesen. Arnim trösteinsamkeit 36 Pfaff; sind dann auf das geschrey der riesen die armen zwerge zusammengegangen, und haben rath geschlagen. Görres bei Arnim trösteins. 254; dort zur rechten ist der blaue schnee; da war früher alm und weide und sasz ein übermüthiger mann drauf, der war ein riese und ihm wuchsen die heerden und der stolz .. aber .. eisströme rannen hervor und deckten den riesen sammt hütte und stall und vieh und alm. Scheffel Ekkeh. 365; die windsbraut fährt dahin über die höfe, .. gejagt von den riesen. Freytag ahnen 1, 213; darum (wegen der berührung mit christen) hat mir der gott, der des trinkhorns mächtig waltet, seine hilfe versagt. auch ihn höhnten die riesen durch ihre wunder und ruhmlose kämpfe muszte er ausfechten. 1, 355;
nu hêt der rise küene   sîn wæfen an sich genomen,
sîn helm ûf sîn houbet   was im vil schiere komen.
Nib. 75, 3 Zarncke;
dô wart dem tugenthaften man
von grôʒen risen kunt getân,
die wæren in dem walde.
Goldemar 4, 2;
zu dirre (des Pirithous) hôchzît quâmen
die grôʒen risen alle.
mit vroudenrîchem schalle
wârens dar erbeiʒet.
Centaurî man sie heiʒet.
Albr. v. Halberstadt 29, 235 (Ovid met. 12, 211);
Ulyssê
der dem risen vreissam
mit listen sîn ouge nam.
33, 167 (Ovid met. 14, 181);
ouch santen darzô
dem rîcheme kuninge Dario
di ubirmûtige Gâʒen,
die ubir Philistim sâʒen,
zehen hundrit starker risen,
di ime ze trôste solden wesen.
Lamprecht Alexander 2015;
uns (die zwerge) pezwang der ries Kuperon,
das wir im mustn sein unterthon.
H. Sachs hürn. Sewfr. 26 neudr.;
der donner trifft die hohen berg',
man schlecht den rysen vor das zwerg.
B. Waldis Esopus 1, 36, 50 Kurz;
als Jupiter durch seine strahl
den risen jhren stoltz verkürtzet.
nein, teufel seind wir nicht, noch risen, noch halb-götter.
840;
hat er (der tod) nicht auch an den starcken riesen
seines zorns und eifers macht bewiesen?
Königsb. dichterkreis 41 neudruck;
her Gerold hat gewisz sein' herkunft von den riesen,
dasz wird auch sichtbarlich durch seine nas' erwiesen.
Grob versuchsgabe 79;
auch wie er (der gott des weins), in dem götterstreit,
mit wahrer löwen tapferkeit
den stärksten riesen (den Rhoetus) selbst erschlagen.
Hagedorn 3, 128 (Horaz carm. 2, 19);
zwerg oder riese war
ihr völlig gleich; sie träumte von keiner gefahr,
und hatte keine vermuthung (wir sagen's ihr zur ehre),
als ob ein riese mehr mann als andre männer wäre.
Wieland 4, 23;
als nun der tag gekommen,
steht Gawin auf und wapnet sich.
der ries' erscheint; das frühstück wird genommen.
18, 339;
Poseidaon allein, der umuferer, zürnet ihm rastlos
um den Kyklopen entbrannt, dém er sein auge geblendet,
ihm Polyphemus, dem riesen, der stark wie ein gott sich erhebet
vor den Kyklopen gesammt.
Voss Odyssee 1, 70;
marquis. und abenteuer suchen, ist bekanntlich
der ritter pflicht — die heiligste vor allen,
die damen zu beschützen.
Mondekar. gegen riesen!
jetzt giebt es keine riesen mehr.
Schiller 5², 169;
burg Niedeck ist im Elsasz der sage wohl bekannt,
die höhe, wo vor zeiten die burg der riesen stand;
sie selbst ist nun verfallen, die stätte wüst und leer,
du fragest nach den riesen, du findest sie nicht mehr.
Chamisso 1, 244;
als der riese lag am felsen,
schnarchend, dasz die wälder rauschten,
hast du keck die meilenstiefel
von den füszen ihm gemauset.
Uhland 262;
dies kleinod, hell wie sonnenschein,
ein riese trägts im schilde sein
tief im Ardennerwalde.
339.
feuer, wasser und wind sind zu dämonen personificiert:
sieh, wie im kampf mit dem sturm schwer keuchend das dampfschiff
hinstampft,
und den titanen der mensch durch den titanen bezwingt.
feuer und wasser und wind, er bewältigt sie all, und gehorsam
über des meers abgrund tragen die riesen ihn fort.
Geibel 5, 50.
2)
verallgemeinert. riese geht in den begriff des groszen menschen überhaupt über: die leibgarde des königs bestand aus lauter riesen. in den beiden folgenden belegen schimmert die mythologische vorstellung noch durch: wie ein riese stand er da, gewaltig an schultern und gliedern. Freytag ahnen 1, 179;
ja fast bedünkte seiner (Gunthers) glieder bau
mir über das gewohnte masz zu ragen,
als hätt' ihn über nacht die strenge noth
mit löwenmilch zum riesen aufgenährt.
Geibel 6, 9;
auf zwei kinder von weiszem marmor, die eine weih-muschel von gelbem hielten, gingen sie hin, die kinder wuchsen durch das nahen, bis sie riesen waren .. am gröszesten wurde der tempel (die Peterskirche) durch gehen; und wenn sie um eine säule traten, so lag ein neuer vor ihnen und heilige riesen schaueten ernst herab. J. Paul Tit. 4, 81; (das Waltharilied) steht am eingang der altdeutschen dichtung, grosz und ehrenfest, wie einer jener erzgewappneten riesen, die die bildende kunst späterer zeiten als thorhüter vor der paläste eingang zu stellen pflegt. Scheffel Ekkeh. 425. Mephistopheles zu den dürrteufeln:
ihr firlefanze, flügelmännische riesen!
Göthe 41, 325;
da (auf Rhodus) schaut sich der hohe (Helios) in hundert gebilden,
als jüngling, als riesen, den groszen, den milden.
41, 170;
komm' er (der teufel) dann als mächt'ger riese, ..
ich will lachen seinem wüthen
und ihm kühn die stirne bieten.
von thieren, als person gedacht:
last uns zuvor umb ein beystand,
abschicken in der ratzen land,
welche recht starcke riesen sein.
Rollenhagen froschm. Oo 2ᵃ;
man findet
manchen kleinen mann voll list und weisheit, die manchem
groszen fremd ist. seyd ihr (Hinze) auch gleich kein riese gewachsen,
seyd ihr doch klug und gelehrt.
Göthe 40, 33;
ironisch:
ja, sagt jr schwartz staubbürtig riesen,
ein weib, das solt nicht blut vergiesen.
Fischart flöhhaz 29 neudruck.
3)
übertragen.
a)
eine person von hervorragenden geistigen und seelischen eigenschaften: die risen sant Augustin, Ambrosius. Lexer 2, 458; auch mnd. in ähnlichem sinne: he (der zaun um den weingarten gottes) is gemaket von den allerstarkesten resen. Schiller-Lübben 3, 467ᵃ;
ich fürchte nicht des riesen (Voltaires) schattenbild.
Gotter 1, 373;
und wer sind sie, die den riesen (Rousseau) richten?
geisterschlacken, die zur tiefe flüchten
vor dem silberblicke des genies;
abgesplittert von dem schöpfungswerke
gegen riesen Rousseau kind'sche zwerge,
denen nie Prometheus feuer blies.
Schiller 1, 221;
bin ich noch der stolze mann? der grosze? ..
sieh! der riese schrumpft durch dich zum zwerge,
weggehaucht die aufgewälzten berge
zu des ruhmes sonnenhöhn.
1, 259;
Cäsarn und Hannibal und Alexander
und Mithridat, des unglücks tapfern riesen, ..
die plündert ihr (verehrer Napoleons) an blüthen und an reisern
des ruhms? noch däucht's für euren kranz zu wenig.
Arndt ged. 404,
in mittelhochd. zeit wird riese in dieser übertragung häufig mit dem gen. von abstracten verbunden, im sinne von 'hervorragend in oder durch etwas':
ein sterker und ein rise rehtes gelouben, unde ein meitzog'
der kiusche unt der mâʒe.
minnes. 3, 107ᵃ Hagen;
des prîses ein rise unt niht ein twerk.
3, 170ᵃ;
lâ mich, an witzen ein getwerc,
loufen ûf der sprüche wisen,
dâ der vil hôhen künste risen
dîn lop nû brechent alle.
Konrad v. Würzburg goldene schmiede 110.
b)
riese, von groszen thieren, bergen, bäumen u. s. w.
α)
von groszen thieren: die Mongolen fürchten den jak gleich einem ungeheuer .. und feuern .. immer nur aus sicherem versteck und gemeinschaftlich, ihrer acht bis zwölf, auf den riesen des gebirges. Brehm thierl.² 3, 382; falls man den wind beachtet, kann man selbst auf freier ebene bis auf drei- selbst zweihundert schritte dem blödsichtigen und schwerhörigen riesen (dem jak) sich nahen. 3, 383; auch in ihrem inneren leibesbau zeigen die riesen der see (die wale) eigenthümliche merkmale. 3, 671; nur das wasser gestattet leichte beweglichkeit solcher riesen (der wale), und nur das unendliche meer gewährt ihnen die erforderliche nahrung. ebenda;
des jungen riesen (des walfisches) kopf zerbrach der herr durch eines fischers speer.
Freiligrath 1, 160;
o zwerge (ihr fischer), die den riesen (den walfisch) ihr bezwungen
habt durch schnöde list!
1, 161.
β)
von hohen bergen: sie sahen schon die riesen des winters, die Schweizer- und Tyroler-alpen im lager; die göttersöhne standen .. bewaffnet wache um das göttliche land. J. Paul Tit. 4, 65;
auch lobet ihn (gott), ihr stolze berg,
ihr hoch und starke riesen,
auch kleine bühlein, kleine zwerg,
auch flaches feld und wiesen.
Spee trutzn. 103, 42 Balke;
am abgrund leitet der schwindlichte steg,
er führt zwischen leben und sterben,
es sperren die riesen den einsamen weg
und drohen dir ewig verderben.
Schiller 11, 399;
in herrlichkeit ragen, am westhorizont,
die riesen der alpen, schon röther besonnt.
wie sanft sich östlich mit bäumen
die triften besäumen!
dies alpenröschen nährte mit schnee
ein eisgraustarrender riese.
γ)
von hohen bäumen: unter den weisztannen finden wir nichtsdestoweniger einzelne riesen, die den gewaltigsten rothtannen würdig an der seite stehen. Tschudi thierleben der alpenwelt 37;
schon stand im nebelkleid die eiche,
ein aufgethürmter riese da,
wo finsternisz aus dem gesträuche
mit hundert schwarzen augen sah.
Göthe 1, 75;
und den gewaltigen riesen, den schneeweisz prangenden birnbaum.
Voss 1, 87 (Luise id. 2, 95).
δ)
so läszt sich der ausdruck riese auf viele gegenstände übertragen, die durch ihre grösze einen gewaltigen eindruck erwecken: das panzerschiff, ein stahlgewappneter riese, bewacht die rhede des hafens; der Kölner dom, der steinerne riese, legt stummes zeugnis ab von der prachtliebe vergangener zeiten.
c)
auf personificierte abstracta übertragen. der übergang zu solchem metaphorischen ausdruck wird gekennzeichnet durch ein beispiel, wie das folgende, in dem noch ein vergleich vorliegt:
erst kommt die armut im zu haus
wie ein starker ries überaus.
H. Sachs 2, 226, 102 Gödeke - Tittmann;
zu stehen in jener schröklich erhabenen höhe .. tief unten den geharnischten riesen gesez am gängelbande zu lenken — schlagen zu sehen unvergoltene wunden, wenn sein kurzarmiger grimm an das geländer der majestät ohnmächtig poltert .. Schiller 3, 84; er .. folgte nicht als zerrender knabe, sondern als einstimmiger mann dem riesen des schicksals nach. J. Paul Tit. 3, 32;
gefahr musz hier ein zwerg, gelück ein riese sein.
gewalt
ist für den schwachen jederzeit ein riese.
Schiller 5², 169.
riese tritt zahlreich als erstes glied in uneigentlicher composition auf, zunächst um etwas als zu den riesen in beziehung stehend zu bezeichnen, dann in abgeschwächter bedeutung, um etwas als grosz, gewaltig zu malen. die zeugende kraft der sprache auf dem gebiete dieser zusammensetzungen steht in voller blüte. schriftsteller und redner schaffen durch vorsetzung der form riesen vor concreta und abstracta täglich lebensberechtigte und lebensfähige sprachgebilde. im folgenden ist eine kleine auslese aus der unbeschränkten zahl dieser zusammensetzungen gegeben.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1890), Bd. VIII (1893), Sp. 930, Z. 41.

riese, f.

riese, f.
1)
natürliche oder künstliche fläche an einem bergabhang, über die wasser, geröll oder holz herabfällt. oberd. wort; im niederd. naturgemäsz sehr selten. mhd. rise ist abgeleitet von rîsen. die kürze des i läszt sich nicht sicher nachweisen, doch wird sie durch den umstand wahrscheinlich gemacht, dasz bair. die risen (Schmeller 2, 147) das gewöhnlichere gegenüber die reisen (2, 144) zu sein scheint. letztere form läszt sich leicht als neubildung zum verbum reisen (mhd. rîsen) erklären, während andererseits, wenn man mhd. rîse annähme, ein grund für das unterbleiben der diphthongisierung im bair. wol schwer zu finden wäre. rîs', rîs'n Schöpf 558. Lexer kärnt. wb. 209. Schmid 435, d'risi Seiler 239. Adelung; nd. rêse f. ein abhang wo kalk zu tage tritt, der dann an der luft verwittert, abbröckelt und herabrieselt, aber auch der sandabhang. Schambach 171ᵃ;
sus warf er in als einen bal
eine rise hin ze tal.
Wigalois 5121;
ein stechel rise zetal ich lief
gein einem waʒʒer, daʒ was tief.
Ulrich v. Lichtenstein frauend. 365, 31;
nâch mir die rise er lief ze tal.
366, 9;
geh (sagt Unfalo zum jäger) im über die risen vor,
so bleibt er nit, er geht fürwar
dir on allen scheuch hinden nach.
Teuerd. 155, 19;
den steg konnt' ich nicht finden, und wollte darum ohne weiteres gerade hinüber, dem Näbis zu, glitschte aber über eine riese zum bach hinab, wo mich das wasser beinahe ergriffen hätte. arm. mann im Tockenb. 11; früher, als Hansmichels wald noch stand, war der weg ins Vorsasz nirgends besonders gefährlich, als in den sogenannten riesen, den schluchten, wo sich der bergsturz alles zermalmend seinen weg in die tiefe grub. Felder sonderl. 2, 270; schon hatte er das letzte mal rechts um gemacht und war bereits mitten in der sogenannten riese, die die grenze des Vorsasses bildete, als ein eigenthümlicher knall plötzlich alles erschütterte. 255; hinter der riese, durch welche Sepp gestern hinabgeschlagen wurde, wartete der pfadfinder auf seine gefährten. 270.
2)
die risi, ein geröllkegel an bergabhängen. Hunziker 207.
3)
schleife, worauf der pflug aufs feld geführt wird. Schmid 435.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1890), Bd. VIII (1893), Sp. 934, Z. 67.

verriesen, verb.

verriesen, verb.
herabfallen, herabgleiten (s. oben reisen 8, 731 starkes zeitwort): nachdem die blum verrisen, folget ein knöpflein, in welchem der samen verschlossen. Tabernaemont. kräuterbuch 1007.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1895), Bd. XII,I (1956), Sp. 1014, Z. 54.

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„verriesen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/verriesen>.

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