Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

zankeisen, n.

zankeisen, n.,
1)
eigentlich: 'der name eines spielgeräthes, welches aus metallenen ringen besteht, die an eiserne, vorn geschlossene gabeln so künstlich und verschlungen gefügt sind, dasz es unmöglich scheint, die gabeln davon loszubringen, und welche, davon los, dann wieder daran zu bringen eben die kunst ist' Campe 5, 811ᵇ, eine erfindung des Nürnberger witzes, bezeugt bereits 1541: wann man und weib als zwen hert stein einander nit weichen, sonder stets im katzbalg ligen, das zanckeisen ziehen ..., werden sie nimmer eins S. Franck sprichw. (1541) 2, 24ᵃ; aufgef. im voc. von 1618, danach bei Schönsleder (1663) Nnn 5ᵃ; dein maul ist ein schmidten, wo der Lucifer offt zanck-eysen geschmitt hat Abraham a S. Clara Judas (1699) 2, 25; als spielgeräth in den wbb. bis ins 19. jh. genannt, noch bei Beil technol. wb. (1853) 1, 666; übertragen von einem lästigen kleidungsstück: ist es erlaubt, dasz ein solcher büszender bruder — angeschlossen ans zank- und halseisen der wulstcravatte — die dornenkrone aus haarnadeln oder papilloten oder engem filze aufbekömmt Jean Paul s. werke 18, 57 Reimer.
2)
frühzeitig übertragen für
a)
gegenstand, um den gestritten wird, anlasz zum streite, materia litis: die schrift, welche sie ein zankeisen und ketzerbuch genant Nigrinus widerlegung d. ersten centurie (1570) C 2ᵃ; die gottlosen ... brauchen an statt der Davidischen fridtsharpfen das evangelisch zankeisen Joh. Nas das antipapistisch eins u. hundert (1567—69) 2 vorr. IVᵃ; zusammen mit zankapfel: Pommern das rechte pomum Eridos und zankeisen B. Ph. v. Chemnitz schwed. krieg 2, 292; von der oberherrschaft in Deutschland Lohenstein Arm. 1, 1038; von einer zankerregenden eigenschaft: das zanck-eisen des eigennutzes oder der herrschenssucht ebda 2, 26ᵃ; zanckeisen, ursach des zanckens, pomum Eridis, dissidii Dentzler clav. ling. lat. 2, 359ᵇ; anlasz zum zancken Schmid 543.
b)
zänkische person, namentlich streitsüchtiges weib; die bedeutungsentwicklung veranschaulicht: wann einer sich mit einem unannemblichen weib verehlicht ..., so weret das hader- und zanckeisen immer und ewiglich Äg. Albertinus zeitkürtzer (1603) 151ᵇ, indem hier das spiel mit dem zankeisen vorschwebt; das weib kein holtzblock, maulfranck, höllhund, zannerin und zanckeisen seye Dannhawer catechismusmilch 3, 268; z. anus rixosa Stieler 373; alte jungfern, zanckeisen überschrift bei Logau 312 Eitner; von einem zänkischen manne: schon 1618 bei Schönsleder Pp 8ᵃ in der bedeutung splitterrichter, kleinlicher tadler; der aetti werde wohl noch anders (als Hans) heiszen und wie man ihm sonst noch sage? d' mutter, schluchzte ich heraus, sag' ihm zuweilen zankeisen und brummelbär Gotthelf schr. 5, 37; noch gebraucht in der volkssprache Bayerns und Württembergs: Schmeller² 2, 1137, Fischer 6, 1040; schriftlich für die hessen-nass. mda. bezeugt, auch bei Schmidt westerw. id. 363; Albrecht Leipziger mda. 239ᵃ.
c)
in Württemberg eine art in milch gebackener kuchen Schmid 543, Fischer 6, 1040.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1925), Bd. XV (1956), Sp. 234, Z. 29.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
zapfenzieher
Zitationshilfe
„zankeisen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/zankeisen>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)