Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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zange, f.

zange, f.
A.
forceps, mhd. zange, ahd. zanga, zanka Graff 5, 679, gemeingermanisch, nur got. zufällig unbezeugt, as. tanga, mnd. tange, nnd. tange, tang; mndl. tanghe, nndl. tang; fries. tange, nordfries. tong; ags. tang, tange, mengl. tang(e), tong(e), nengl. pluralisch tongs; anord. tong, schwed. taͦng, dän. tang. etymologisch verwandt sind zanger, adj. (s. dies unten) und auszerhalb des germ. griech. δάκνω, beisze, skr. daṁçati, daçati, beiszt Kluge etym. wb.⁸ 498ᵇ, vielleicht auch ahd. gizengi, ags. getenge, as. bitengi, anhaftend, nahe, ags. getingan, pressen, und unser zähe, adj., s. dies oben sp. 33, was Kluge a. a. o. 497ᵇ allerdings der bedeutung wegen ablehnt, was bei Weigand-Hirt d. wb. 2, 1301 aber durch die annahme eines grundbegriffs 'pressen, drücken' für griech. δάκνω gestützt wird. vgl. Fick-Torp vgl. wb.⁴ 3, 152. — das wort flectiert ahd. stark, mhd. stark und schwach, ebenso frühnhd.: das nichtz verloren werde von ... hemer, kellen, schafe, zange Tucher baumstrb. 41 Lexer; der hencker bringt das (glühende) eysen in der zangen H. Sachs 8, 124, 3 Keller. heute ist wie bei den meisten fem. die flexion im sing. stark, im plur. schwach. die form ahd. mhd. zwanga, zwange: gl. 3, 272, 54; Dief. n. gl. 149ᵇ; bei Lexer III, 1204, vgl. zwänglein Mendelsohn bei Sanders 1700ᵇ, ist wohl anlehnung an zwangôn, zwangan u. s. w. kneifen vgl. Schade wb. 2, 1307, Lexer III, 1203—4.
B.
I.
in eigentlicher und allgemeiner bedeutung bezeichnet zange das bekannte, zweitheilige greifinstrument. wie es heute noch in der eisenbearbeitung seine hauptverwendung findet (vgl. I 2 a), so hat höchstwahrscheinlich die ältere eisenzeit die z. überhaupt erst entstehen lassen infolge der neuen aufgaben, die die behandlung des eisens im feuer der technik stellte. vgl. Karmarsch-Heeren X, 674. denn in keiner broncekultur ist sie nachgewiesen, dagegen in funden von der ältern eisenzeit an bezeugt; vgl. Montelius kulturg. Schwedens 186; 308; Soph. Müller nord. altertumskde II 147; 289; Schrader reall. 971; Hoops reall. IV 578. über die nach entstehung und bedeutungsentwickelung sehr engen beziehungen zur schere vgl. Karm.-Heer. a. a. o.; Soph. Müller II 59; Schrader 709; th. IV i 1, 1118; VIII 2567ff., sowie das verhältnis von lat. forceps u. forfex Walde² 305; thes. ling. l. 6, 1050, über vermuthete aber kaum wahrscheinliche zur gabel th. IV i 1, 1118, u. zur kluft oder pincette unten III.
1)
die hervortretendste eigenart des geräths, das biszartige feste und sichere zupacken und festhalten, das zu seiner benennung als zange geführt hat, ist die grundlage der bedeutungsverzweigung und herrscht auch heute noch so sehr vor, dasz in vielen dialekten dieses vorstellungselement in der 'beiszzange' neu hervorgekehrt wird: zang, gewöhnlich beiszzang Müller-Fraureuth 2, 690ᵃ; bittang Siebs Helgoland 200ᵃ; Schumann Lübeck 19; paistsanə Meisinger Rapp. 210; bisszange Follmann lothr. 552; Mart.-Lienh. 2, 908; ebenso im technischen gebrauch: Garzoni allg. schawplatz (1641) 529ᵃ; Richter bergl. (1805) 1, 88; Karm.-Heeren ³ 1, 369; Lueger 1, 656. so heiszen dann auch die eindrücke, welche die zangen etwa im draht zurücklassen zangenbisse Scheuchenstuel 267, und mit umkehrung des bildes, der mund mit den sichtbaren zähnen zange: Hintner Defregg. 247; oder beinene beiszzange Abr. a S. Clara etw. f. a. 1 (1699) 103; die festgeklemmte zange seiner zähne (eines hundes) Vischer auch einer⁸ 1, 169; beiszzange das gebisz der pferde Höfler 844ᵇ.
a)
auch die verb. verbindungen mit z. drücken dieses biszartige zupacken in den verschiedensten abstufungen aus: die z. beiszt Wander 4, 495, verbeiszt Abr. a S. Clara etw. f. a. 1, 403; mit der z. kneifen (kneipen) (vgl. kneif-(kneip-)zange th. V 1409), zwicken, zwacken Harsdörfer secret. 1, 554 (vgl. zwickz. Kramer 2, 1420ᶜ; Lueger 1, 656, zwackz. Steinbach 2, 1071), verzwicken Logau 347 E., klemmen, packen, fassen (faszz. G. Fischer hdb. d. operationslehre 113), greifen, begreifen, angreifen Kramer 2, 1420ᶜ (greifzange II 2 a), halten, festhalten Lueger 8, 965 (haltez. Richter bergl. (1805) 1, 493): der soldat packte die graue katze mit der z. kinder- u. hausm. 2 (1812) 232; die zang fasset oder begreyffet den zan Maaler 512ᶜ. bei anwendung gröszerer kraft steigert sich die wirkung zum zerbeiszen, zerdrücken Poppe encycl. 5, 588, abkneifen, abknippen Stenzel 472; Stahl gewehrger. jäger 47, abzwicken (s. 2 e, f.), während das verblassen der anschauung zum bloszen nehmen, holen, legen nicht gerade häufig ist: mit einer z. nahm es (das fertige schwert) der künstler aus den kohlen Fouqué zauberring (1812) 2, 46; in disem werden die kolen ... in dem probierofen ... mit der zangen gelegt Bech bergwerckb. 184. weitere belege sieh unten; vgl. noch die bedeutung von zangen, zängen.
α)
ebenso die vergleiche und bilder: als hett mann es (geentertes schiff) mit eyner eisern handt oder zangen gehalten Carbach Livius 345ᵃ; mir reiszt man nichts aus der hand, ich halte fest wie eine beiszzange bei Sanders; Voss Ovids verw. 2, 115 (IX 78); vgl. B I 4, H. Sachs 8, 506 K.; er ist wine zange tenacissimus Hunziker Aarg. 305;
(ich) bin ein habendiu zange
mînen zorn gein einem wîbe
Wolfram Parz. 114, 14;
zange der versuchung Wander 5, 495; dich werden deine verhältnisse ... wie mit eisernen zangen fassen Immermann 7, 236 H.; A. v. Arnim 22, 208. schon im mhd. ist gerade letztere art ausgebildet:
minne klemmet rehte alsam ein zange
minnes. 2, 287ᵃ v. d. Hag.; vgl. 1, 32ᵃ,
bes. in der form einer verbindung von z. mit dem gen. eines abstractums: minnen, tôdes, jâmers, sorgen z. u. s. w., aber auch fröiden, triuwen z. vgl. Lexer u. mhd. wb.
β)
so wird auch ein bissiges, geiziges und zänkisches weib eine zange genannt: zange eine häszliche mit vorstehenden zähnen versehene weibsperson Hintner Defregg. 247; es ist eine alte beiszzange (österr.) Wander 1, 305; Hetzel 350; z. böse weibsperson tenax ac mordax Schmeller 2, 1134; Hunziker Aarg. 305; Wander 5, 496; Hügel 192ᵇ; wb. d. lux. ma. 496; Hönig Köln. 206ᵃ; Müller-Weitz Aachen 264; Dijkstra 3, 266ᵃ; v. Dale⁵ 1750: ein bösz weib ... ist des Vulcani beiszzang Abr. a S. Clara Judas 1 (1686) 29.
b)
wie beim zupacken mit zähnen, so kann auch bei dem mit der z. ein zug verbunden sein (vgl. got. tahjan σπαράττειν): mit der zange zerren (A. v. Droste 1, 252 Sch.), ziehen, reiszen (reiszzange Hulsius 2, 409), herausziehen, auszreiszen bes. nägel, pflöcke, spicker, bolzen und festsitzendes überhaupt: Kramer 2, 1420ᶜ; Campe; Adelung; Bobrik 746; 129ᵇ (nagelzange Kramer; Lueger 8, 966, bolzenzange Bobrik 129ᵇ), wegreiszen (Zimmermann üb. d. eins. 2, 121), zerreiszen, abreiszen, pfetzen (pfetzzange Mart.-Lienh. 2, 908), ausbrechen Kramer, abbrechen bes. glas Prechtl 7, 25, zerbrechen, dehnen, ausdehnen Campe: die finger oder zähne sind die zange, womit der (russische) schmidt einen nagel auszieht oder der glaser das glas zerbricht Th. v. Schubert verm. schr. 2, 252. weitere belege sieh unten. bildlich: eine sehr weitläufige, mit zangen gezerrte muthmaszung Winckelmann bei Justi ¹ 2, 1, 323, allgemein üblich in der redensart: man moot em alles mid tangen afteen Dähnert 484ᵃ; reiszen Bauer-Collitz 103ᵃ; man mut dat word mit tangen ut em haalen Schütze 4, 248; Strodtmann 241; Wander 5, 496, wobei in den zuletzt angeführten beisp. eine heute nicht mehr gefühlte beziehung zur folter stecken mag. vgl. B I 2f.
2)
anwendung findet die z.
a)
am häufigsten bei der eisenbearbeitung, zunächst vom schmied: forceps ein zang, qua ... candens ferrum prehenditur Corvinus (1646) 355; Kilian; Steinbach; es schmidet einer das eisen in der zangen Jes. 44, 12;
das eisen in dem fewr bewert
wurd mit der zangen offt umbkehrt
Spreng Äneis 162ᵃ.
neben dieser schmiedezange (Kramer 2, 1420ᶜ; Follmann 552; Stenzel 472) gebraucht er die feuerzange: ags. fyrtang Bosw.-Toll. 971; Kramer; firzange Follmann; nd. auch bernetange (1545) bei Sch.-Lübb. 4, 509, die auch kohlenzange, gluthz., lohz. heiszt Sanders (vgl. gr. πυρ-άργη, πυρολαβίς, θερμαστίς, lat. *formu-caps ˃ forceps), beide zum schutz der hand: eben darumb hat der schmidt zangen, damit er nicht mit den händen müsse ins feuer greiffen Zinkgref-Weidner 3 (1653) 353; Kramer; bildl.: (die gerichtsbüttel) sind die zangen, womit die obrigkeit das feuer angreifen musz Gottscheds dtsche schaub. 5, 287; vgl. H. v. Kleist 1, 93 Schm.; vgl. die bes. nd. redensart: de mütt'n mit de tang anfaotn von einer schmutzigen person Danneil 221ᵃ; brem.-ns. wb. 5, 22; Schütze holst. 4, 248; Dähnert 484ᵃ, übertr. er sprach den namen, als fasse er ihn mit einer zange an Storm 2, 53, negativ gesteigert: ... sodasz man sie (frauensperson) auch wegen ihrer übermäszigen unreinlichkeit sozusagen mit keiner zange hätte anfassen sollen Jung-Stilling 3, 10; vgl. Dijkstra 3, 266ᵃ; v. Dale⁵ 1750ᵃ. für bes. aufgaben hat der schmied die hammerz., räderz. Sanders, karstz. Mart.-Lienh. 2, 908, winkeleisenz. Stenzel 472, hufz. u. afritertang Kramer; Schumann Lüb. 56 u. s. w., sodasz er uns umgeben von einer fülle von zangen als zangemeister (vgl. den familiennamen) erscheint, u. wie bei Griechen u. Römern (Beck gesch. d. eisens² 464; Daremberg-Saglio II, 2, 1239ᵇ) die z. den schmied u. dann das handwerk überhaupt charakterisierendes geräth geworden ist:
ein ritter seit von ritterschaft ...
ein smit von fîlen, zangen,
meisterlieder d. Colm. hs. 275 Bartsch;
der schmidt hat mehr als eine z. Hippel lebensl. 2, 265;
schnell des meeres beherrscher stiehlt
er (Hermes) den trident ...
bogen und pfeil dem Phöbus auch
wie dem Hephästos die zange
Göthe 15, 227 W. (Faust 9672);
das söhnchen einer bemittelten mutter schämet sich, die hand an eine zange oder feile zu legen (handwerker zu werden) Möser 1, 113. der am feuer arbeitende, überruszte schmied liesz der mittelalterlichen phantasie das traditionelle bild des teufels aufsteigen, u. so erscheinen in der litteratur denn auch die grimmen tiufels zangen Renner 15204 E., die glüejenden u. fewrigen zangen, mit denen die teufel das höllische feuer schüren und die verdammten peinigen: Alber Tnugdalus 1134 Wagner; Schernberg Jutta 1210 Schr., der helle hamer und ir zang Frauenlob s. 94 Ettm.; mit wasz für blaszbelgen und zangen man (in der hölle) das fewr schire? Fischart bienenk. 252ᵃ; sodann ist ihr der teuffel erschinen, wie ein schmidt, derselben aber einen solchen zwicken mit der beiszzange versetzt, dasz sie vil wochen nit sitzen konte Abr. a S. Clara Judas 2 (1689) 427; vgl. Ph. Strauch qu. u. f. 14, 143; andrerseits wird auch gott als schmied aufgefaszt u. demgemäsz auch ihm die zange beigelegt. vgl. Strauch a. a. o., die bedeutung der z. in den eisenwerken zeigt die unerschöpfliche fülle von zuss. zur bezeichnung der hier entstandenen zahlreichen einzelformen: zum abkneifen und schneiden dient die abschneide- u. schneidewerksz. Blaschke frz. d. 106⁶; Richter bergl. 2, 332, zum packen und halten der luppen, stäbe u. s. w. die rauf- oder roffz., klauenz., luppenz. (Beck gesch. d. eisens² 464) groszz., haltz., rumpfz., stabz., stoszz., stauchz., stochelz., tiegelz., wärmz., zügelz. Minerophilus 440ᵇ; 457ᵇ; 535ᵃ; 546ᵃ; 537ᵃ; 542ᵃ; 593ᵇ; Richter bergl. (1805) 1, 584; 2, 650; 1, 493; 2, 604; Zedler 63, 1269, zum heben, tragen und ziehen die hebz., richtz., reck- oder streckz., blockz., blechz., setzeisenz. Minerophilus 340ᵃ; 520ᵇ; 292ᵃ; Richter 2, 205; Campe; Lueger 8, 966; Sanders, bei der weiteren verarbeitung des eisens u. der metalle überhaupt durch die drahtzieher, schlosser, klempner u. s. w. die ziehz., spec. drahtzieherz., stoszz., schlepp- oder schlippz., brechzange nd. tangisern dietrich Lübb.-Walth. 399ᵃ, bieg- oder beugz. oder drahtz., rohrz., falz- u. blechz. zum umlegen u. zerschneiden des blechs, löthz., nietz., blei- und plombierz., bei den goldschmieden die gieszz., werkz., spannz., ringz. (zum biegen der ringe), sowie in der münze die beschlagz.: Scheuchenstuel 267; Lueger 8, 966; 7, 499; Kramer nd.-hd. (1749) 1, 383; Sanders; Stenzel 472; Dijkstra 1, 242ᵇ; Schumann Lübeck 57; Minerophilus 102; Zedler III, 1407; Rondeau teutsch-frz. wb. (1740) s. v. zange.
b)
bei den übrigen handwerkern: die polier- oder schraubenpolierz., steigradz., zeigerz. der uhrmacher Krünitz 241, 16, die halsz. der nadler Sanders, die reifz. der böttcher Martin-Lienhart 2, 908, die deckz. der dachdecker Sanders, die glas- oder drehz., hafen- oder gieszz. der glaser Sanders; Prechtl 6, 630; die schusterz., aufzwickz., besteckz., falzz., lochz., sattler- oder riemerz., sattelz. der lederarbeiter: Kramer, Mart.-Lienh. 2, 908; Lueger 8, 966; Prechtl 11, 623; Schumann Lübeck 49; die segelz. der segelmacher ebda 40; hornz. u. plattenz. der kammmacher Prechtl 8, 96; 130; die bart- u. toppehz. der barbiere Campe; th. 11, 872; schraubez. der formenschneider Zedler u. s. w. bes. zu erwähnen ist die gewaltige, an ketten hängende steinzange beim hochbau und unterwasserarbeiten (vgl.forceps machina ad tollenda saxa thes. l. l. 6, 1052): Lexer mhd. handwbb. II, 1170 (a. d. j. 1504); Dentzler 1, 285; Stieler; Kramer; Steinbach; Karmarsch-Heeren³ 10, 119; hdb. d. ing. wiss. IV, 3², 745; Lueger² 8, 294; vgl. das gewerbe der steinzanger am Frischen Haff globus 7 (1865) 85ᵃ.
c)
im täglichen leben: die beisz- oder kneifzange, die feuerzange: Zinck öc. lex. (1740) 3325; (kamin-)feuer, das diese alte, mächtige zange anschürt Göthe 24, 222 W.; sie stocherte mit der feuerzange in der torfglut Frenssen Jörn Uhl 301.
d)
auf der jagd, um damit gefangene raubthiere um den hals oder in die kinnbacken zu fassen: wald-, forst- u. jäg.-lex. (Prag) 495ᵃ. je nach dem wild unterscheidet man: wolfs-, luchs-, fuchs-, dachs-, marder-, iltiszange Täntzer jagdgeheimnis 2, 132ᵃ; new jag- u. weydwerckb. (1582) 99ᵃ; sogar: man ... greiffet das schwein mit der z. um den oberrüssel Döbel jäg. pract. 2, 82, vgl. schweinszange Sanders, deren rechte form doch wohl schwer zu treffen sein musz, vgl. ndl.: het sluit als eene tang op een varken das reimt und schickt sich gar nicht Kramer-Moerbeek ndl.-hd. (1768) 464ᶜ; v. Dale 1750; sie (die ketzer) werden wol eyn lange nasz bekommen, wann sie sehen, dasz die gantze schrifft ... auff unser lehr zum mindsten also wol sich schlieszt und reimt wie eyn zang auff ein sau Fischart bienenkorb 77ᵃ.
e)
in der medicin seit sehr früher zeit zum fassen und festhalten bes. als chir. hülfsinstrument bei operationen:
herr, hie ligt der zeug allersammen,
zangen, schermesser und blutschwammen
H. Sachs 5, 8 K. (d. narrenschneiden),
zum durchschneiden u. abzwicken bes. vorstehender knochenspitzen: knochenz., knochensplitterz., splitterz. G. Fischer hdb. d. operationslehre 136; A. Bardeleben chir. 3, 287; Stenzel 472; pfetzzange, damit die stümpff in beynbrüchen geebnet und die beynspitzlin abgepfetzt werden Ryff grosz chir. (1545) 13ᵃ; H. Braunschweig chir. (1539) 12ᵃ, zum ausziehen von fremdkörpern:
skiere he (der arzt) dar ût nam
trîaken ende dictam
end eine wênege tange
gevoege, niwet lange ...
dâ mede er ût den beine
dat pîlîser gewan
H. v. Veldeke En. 11901 Beh.;
pfeilzang H. Braunschweig chir. 12ᵃ; ain kugelzang mit auszzuͦnemen die klötz der büssen ebda; die kugel- oder klotzzange Ryff chir. 28ᵃ; Stenzel 472, als geburtszange (vgl. Guttmann med. terminolog. (1920) 436 u. die abbildungen bei Ruoff hebammenb. (1580) 73) u. zahnzange, die auch brechzange (Stieler) heiszt, nd. tantange, tentange Lübb.-Walth. 399ᵃ; Schill.-Lübb. 4, 509, für menschen u. vieh: (sie) im eyn zangen in den mund tet Arigo dec. 458 K.; mit einer zange, wie die zanbrecher dergleichen besitzen Holtei erz. schr. 25, 152; die pest ertzney darzu ist, das man in (den sog. wolfszahn des pferdes) mit ainer zangen heruszpreche Mynsinger 63, zum kauterisieren: herren mit glühenden zangen (ärzte) v. Hippel kreuz- u. querzüge 1, 363. der verwirrende formenreichtum der med. zangen (vgl.kornz., schlundz., blutegelz., haarseilz., steinz. bei der blasensteinoperation, zertrümmerungs- oder kopfz., zäpfchenz., wurzelz. u. s. w. G. Fischer 111—113; Bardeleben 4, 195; Sudhoff chir. im mittelalt. (1914—1918) 2, taf. 7; 2, 53ff.; 30; 75ff.; Ryff chir. 27 ff.; H. Braunschweig (1508) 25ᵇ) tritt bereits im mittelalter u. zu beginn der neuzeit hervor, bes. als nach dem 13 jh. die griech. chirurgie durch vermittelung der arab. ärzte auch in der technik der instrumente uns die erfindungen des alterthums zuführte, vgl. Diels ant. techn. (1920) 28; Sudhoff 2, 93 ff.; Gurlt gesch. d. chir. I, 505ff.
f)
als folter- u. marterzange: zanka uuîʒlich furca poenalis (ker. gl.) bei Graff 5, 679 bezeichnet freilich die altröm. gabel der wagendeichsel, unter der der sclave gepeitscht wurde (vgl. Blümner röm. privataltert.³ 293). erst in dem unter wachsendem einflusz des röm. rechts stehenden inquisitionsprocesz des 15.—17. jhs. ist die anwendung der folterzange reichlich zu belegen, wohl an stelle der röm. ungulae (eine eigentl. z. erscheint unter den antiken folterinstrumenten, vgl. Helbling tortur 1, 35, nur gelegentlich z. b. Diod. Sic. bibl. hist. XX 71, 4 Dindorf):
schwert, rad, zangen und strick die warn ir lon
hist. volksl. 1, 483 Liliencr.;
iedes wort hat zang und pfahl verdienet
A. Gryphius trauersp. 50, 199 Palm;
sie wollen sein geständnis rauben ...
sie brauchen stachel, zangen, schrauben
Lenau 558 B.
mit z. martern: dieser elenden mit eisen und zangen gemarterter Moscherosch ges. (1650) 1, 97, reiszen, zerreiszen: der verkauffer Paulus Form wirt ... zu pulver prent, als er vor mit zangen gerissen worden ist S. Franck Germ. chron. (1538) 276ᵃ. im vergleich:
mit welchen (schwänzen) sie (die teufel) die bösz gewissn
viel herter als mit zangen rissn
Ringwald christl. warn. (1589) K 1ᵇ.
mit zangen zwicken, zwacken, kneifen u. s. w.: (sie) klubten ihn mit zangen so vil, bis sie in die höchste eydespflicht ihn verstrickten ... ihr sach zuͦ verschweygen Stumpf Schweytzer chr. (1606) 757ᵃ. in vergleichen: das herz solcher liebhaber, von der liebe wie mit zangen gekneipt, zapple unablässig in der brust G. Keller 6, 92;
ich vermach euch die kolicken,
die den bauch wie zangen zwicken
Heine 1, 429 E.
mit glühenden zangen kneipen, (ab-)zwicken, zwacken, pfetzen, (ab-, zer-)reiszen, peinigen u. s. w.: Stieler; Kramer 2, 1420ᶜ; ndl. met gloejenden tangen geneepen worden Kramer-Moerbeek ndl.-hd. (1768) 464ᶜ; men het drei gluͤendig zcangen und der henker nam ie ein zangen und zwiket sie ... zwen zwick chron. dtsch. st. 10, 384 (Nürnberg 1487); item wurdt aber beschlossen, das die verurtheilt persone vor der thödtung mit glüenden zangen gerissen werden solt Carolina 100 Kohler; man solde unsz ... myt glüenden zcangen zureyssen, qui hunc textum non intelleximus Luther 34, 1, 266 W.; (sie) pfetzten sein corpus mit glüenden zangen Münster cosm. (1550) 68; marter der glüenden z. Gryphius 162 trauersp. Palm; wenn jeder unter euch aufs blutgerüste gieng und sich ein stück fleisch nach dem andern mit glühender zange abzwicken lies ... Schiller 2, 201 G.; H. v. Kleist 3, 219 E. Schm. bildlich: die glühenden zangen der beschämung Thümmel reise 6, 115. gleichbedeutend: feurige z., heisze z. heilig. leb. winterth. (1471) 27ᵃ; wunderhorn 1, 315 v. Arnim (w. 13), vgl. ndl. heete tangen Plantijn (1573) f 3ᵃ; der zangen brand Gryphius trauersp. 239 Palm. im bilde: ..., dasz das ... gewissen nicht anders als feurige zangen in die brust zwicket Zend. a Zendoriis wintern. (1682) 705, in redensarten: ... so hätte man mich mit glühenden z. nicht dazu gebracht samml. v. schausp. (1764 ff.) 6, 112; aus dem zwickst mit zang'n nichts ausz (oberösterr.) Wander 5, 495; vgl. B. I 1 b. jem. zwischen die zange nehmen, ein biszchen aus der zange lassen bei Sanders erg. wb. 665ᵃ.
3)
die grundform der z. besteht aus zwei hebeln, die, in ihrem ruhepunkte übereinander geheftet, gegeneinander bewegt werden können, und deren kürzere, vordere auf einander zu gekrümmte theile das maul oder die backen der z. heiszen, die hinteren, längern ihre schenkel, arme oder klauen Richter bergl. 2, 649; Lampadius hdwb. 221. diese charnierform gleicht genau der griech.-röm. zange (vgl. A. Neuburger techn. d. altert. [1919] 50—52) u. ist bis heute im wesentlichen die gleiche geblieben. die erfordernisse der technik (I 2 ae) haben die mannigfachsten sonderformen ihrer theile herausgebildet, u. so spricht man je nach der form des maules von flachzangen Lueger 8, 966; Prechtl 7, 25; so truck die koͤrner mit einer truck- oder flachen zangen Ercker min. ertzt (1580) 25ᵃ, plattz. Siebs Helgol. 265ᵃ, spitzz. Krünitz 241, 18, hackenz. G. Fischer hdb. d. op. lehre 113, hohlz. Mart.-Lienh. 2, 908, löffelz. Kramer 2, 1420ᶜ; Stieler, rundz., deren maul aus zwei runden konisch abgestumpften bolzen besteht Karmarsch-Heeren 7, 443; Lueger 8, 966, von stumpfen z. G. Fischer 111, balkenz., gefensterten z. u. s. w., vgl. noch zangenblatt, je nach der form der schenkel von doppelter schenkelz. Sanders, doppelz. Karm.-Heer.³ 7, 389 u. s. w., bei besonderer haltevorrichtung von kastenz. Karm.-Heer. 4, 685, schiebz. Bobrick 430ᵇ, schienenz. ringz. u. s. w. Sanders, vgl. Meyer konv. lex. 20, 950ᵇ. gern hat man die form und bezeichnung des maules an einen vogelschnabel angelehnt: schnabelz. Adelung 4 (1780) 197; storchenschnabelähnliche schlundz. Gurlt gesch. d. chir. 1, taf. 4 nr. 53, Sudhoff chir. 2, 33, adlerz. Karmarsch-Heeren³ 10, 119; Lueger 1, 78, ja eine pfeilzange heiszt direct rappenschnabel Ryff grosz chir. (1545) 27ᵇ, u. zahnzangen entenschnabel ebda 39ᵃ u. pelikan ebda 39ᵃ, vgl. Sudhoff chir. 2, 75 ff. umgekehrt wird der schnabel eines vogels mit einer z. vergleichen: z. b. bei der schnepfe begriff d. jägerey (1733) 320; ... so dasz der vorderkopf (der schwalbe) sich wie eine breite zange öffnet Naumann nat. gesch. d. vög. 6, 43. bildl.: die heerzange, womit die verbündeten ihren gegner zu umfassen ... suchten J. Scherr nach Sanders erg. wb. 665ᵃ; dem keil setzten die Römer die zange entgegen J. v. Müller 1, 233; seinen in die zange genommenen linken flügel Stegemann gesch. d. krieg. 1, 225; 258 (vgl.forceps: forma aciei thes. l. l. 6, 1051; Pauly-Wissowa VI 2, 2855).
4)
ihrer entstehung entsprechend ist der stoff der z. ursprünglich und meist aus eisen: îsentange Bosw.-Toll. 971; ysenzange Diefenbach gl. 242ᵇ; gemma gemm. (1508) k 4ᵇ. s. Lampadius hdwb. (1817) 221, bes. in vergleichen hervorgehoben:
(Herakles) ertruckt in ieder handt ein schlangen,
als hett ers in zwo eysern zangen
H. Sachs 8, 506 K.
s. oben 1 a α Immermann 7, 236 Boxb., seltener aus stahl stahlzange Stenzel 471, kupfer bei Verdam 8, 68, messing Gueintz 165, goldene und silberne z. nur im bilde: warum goldne zangen in bewegung setzen, um einen pfennig aus dem kehricht herauszuholen? O. Ludwig 5, 352;
der topf
von eisen will mit einer silbern zange
gern aus der gluth gehoben seyn, um selbst
ein topf von silber sich zu dünken
Lessing 3, 15 M.,
hölzerne z. auf der jagd: Täntzer geheimn. 2, 132ᵃ, u. im handwerk z. b. der goldschläger Sanders, schuster Mart.-Lienh. 2, 908 u. zum biegen der schiffsplanken Bobrick 109.
5)
verbindungen: überwiegend mit hammer 2 a, b entsprechend: wie Ulenspiegel eim schmid hemer und zangen, ... zuͦsamen schmidet Eulensp. hist 40 neudr., Immermann 1, 123 Boxb.; Spreng Il. 264ᵃ; Kramer 2, 1420ᵃ;
ir ritter, nemmet hamer und zangen! (zur kreuzigung Christi)
Alsf. pass. sp. 165 Grein.
vgl. H. Sachs 11, 304 K.; Frauenlob s. 94 Ettm.; wankes zange noch sîn hamer minnes. 1, 209ᵃ v. d. Hag.; bildl. hammer u. zang mit einander sein Keisersberg bei Mart.-Lienh. 2, 908ᵃ. feile und zange: vgl. die bel. unter 2 a; Rückert 3, 152; Lohengrin 5280; j. Tit. 902. 2 f entsprechend zang' und strick Lohenstein geistl. ged. (1680) 40; ketten u. zangen Gottsched vers. e. crit. dichtk. (1751) 704; stangen u. zangen Abr. a S. Clara Jud. 1, 128.
6)
personificierung der z. liegt schon in ihrer ersten benennung als 'beiszerin', sowie in der ihrer theile als maul, klauen, arme, schenkel. litter. wird sie gelegentlich lebendiger: zange fasset klug Göthe 50, 308; 24, 222 W. sieh unter 2 c; (lerne) von der zangen die gedult, weil diese sich nicht weigert, einen manchen harten brocken zu verbeissen Abr. a S. Clara etw. f. a. 1, 403. zangen und zungen beissen sich selbst oft eine scharte Wander 4, 495.
II.
im uneigentlichen und speciellen sinne nach form und zweck bezeichnet z.
1)
botanisch, die seitenschosse, welche aus dem winkel zwischen dem blatt und der rebe hervorwachsen aberzangen Nemnich, auch aberzähne, afterzähne, ableger u. geiz genannt, vgl. gr. ψαλίς, lat. forfex, forceps in gleicher bedeutung Daremberg-Saglio II 2, 1243ᵃ.
2)
in zoologischer anwendung (vgl. schere th. 8, 2567).
a)
greif- und freszwerkzeuge von insecten, krebsen u. dgl. (vgl. forceps z. b. Plinius 11, 34, 1; thes. l. l. 6 1051—2; καρκίνος 1) krebs, 2) zange): hülfsorgane hat das haupt (der insecten), insofern sie zur aneignung der speisen nöthig sind. sie zeigen sich bald als getheilte zangen, bald als ein mehr oder weniger verbundnes kinnladenpaar Göthe II, 8, 14 W.; nagezangen der insectenbrut bei Sanders erg. wb. 665ᵃ; Ratzeburg ichneum. 1, 13; haltez. der ameisen Oken 5, 2, 903; 4, 345; 457; 5, 2, 847; ... wenn sich das tier (räderthier) mit ... seiner am hinterende befindlichen zange ... vor anker gelegt hat Brehm tierl.³ 10, 98; diese ... käfer leben ... von lebendigen insecten ... welche sie mit ihren krummen und spitzigen freszzangen zerfleischen Oken 5, 3, 1707, vgl. E. Th. A. Hoffmann 12, 28 Gr.; gebiszzangen der hirschkäfer Oken 5, 3, 1812; zangen des scorpions Göthe 43, 19 W.; greifzangen der seeigel K. Vogt oc. 2 (1848) 10; freszzangen eines krebses Mozin³ 4, 1267; scherzhafte übertragung auf menschen: drinnen thaten sich schon an einem tische ... schnelle freszzangen auf und zu Jean Paul 26 (1827) 110 Reimer; vgl. zangen-schnauze, -träger, -bock, -fusz, -käfer, -laus u. s. w.
b)
die innern scheidezähne beim fohlen: Höfler 844ᵇ; Brehm tierl.³ 3, 56; Schwerz ackerb. 641, auch milchzangen genannt Sanders, für die später die ersatzzangen erscheinen, ebenso beim kalb u. rind Höfler, auch die zuletzt durchbrechenden zähne des ausgewachsenen pferdes ebda; Nemnich w. d. n. 661.
c)
beim hirsch: zangen, spitzen vordertheil des fuszes Nemnich 1, 976; Ca.; Mozin³ 4, 1267.
d)
diese ausstrahlung (des balkenknies in den vorderlappen des groszhirns) nennt man ... die vordere oder kleinere zange (forceps anterior s. minor) Sömmerring 4, 176.
3)
in technischer anwendung.
a)
sehr verschiedenformige vorrichtungen, die in irgend einer weise zum fassen und halten dienen: schere an der wage Poppe encycl. 5, 589; Krünitz 241, 20 — tange manica handschelle Diefenbach nov. gl. 245ᵇ (1417). — zange quando etiam koͤdereisen vocatur est ligula ferrea Stieler 2597 — werkzeug der glasmacher (sabot) Karm.-Heer.³ IV, 28 — flachszange theil der hechelmaschine Karm.-Heer.² 1, 815 — bremszange sieh zangenbremse — hebevorrichtung im flöszereibetrieb Behlen 4, 501 — theil der baggermaschine (modderzange) Poppe encycl. d. masch.-wes. 1, 250; Krünitz 92, 589; 21, 37 — die hölzernen schrauben an der hobelbank des tischlers und stellmachers, in die die arbeitsstücke eingespannt werden, und die aus einer hinter-, vorder- u. seitenzange bestehen Karm.-Heer.³ 4, 347; Adel.; Campe; Schumann Lüb. 44; zs. f. d. ma. (1910) 247; Mart.-Lienh. 2, 903; zimməzangə̃ Schmeller 2, 1134. ähnlich die z. der diamantschneider Jacobsson 4, 682ᵃ — zwingen der bauhandwerker (frz. clé) Jacobss. 4, 682ᵇ — vorrichtung zum festhalten auseinandergegangener äste eines baumes Krünitz 241, 20 — bindehölzer bei den schiffern Kehrein 1, 451 — bei bauhandwerkern ein stück holz, das zwei andere theile zusammen halten kann Krünitz 241, 19, z. b. ein constructionstheil des dachstuhls, der die sparren zusammenhält und eine einfache oder doppelzange sein kann Lueger² 8, 965 — lagerbalken, auf dem der löcherbaum ruht (papierfabrication) Karmarsch mech. techn. 2, 823 — querschwellen, die beim fangdamm- und pfahlrostbau im flusz die holme verbinden u. halten hdb. d. ing.-wiss. (1906) I, 3, 155; 221 bis 225 — wasserbauhölzer, die das verschieben der brückenpfeiler verhindern Behlen 6, 501 — nd. tangen, huustangen die grundpfähle, worauf beim pfahlbau in morastigen u. vom wasser gefährdeten gegenden ein haus ruhte brem.-ns. wb. 4, 22; zanken Frischbier 2, 486ᵇ; die hüser staat up tangen brem. ns. 4, 23; vortmer moghen se ... dat moshus bringhen oppe tanghen urkdenb. d. st. Lübeck 4 nr. 318 (1376), später fundament überhaupt brem.-ns. 4, 23; Schumann Lüb. 22; so wiet gaat mine tangen so weit gehen die grenzen meines hauses brem.-ns. 4, 23; so we en hus hevet, dhar van druppe to der erthe valt, the scal hebben buten sime hus unde buten sinen tangen en quarter ener elne Brem. stat. (1303) bei Schill.-Lübb. 4, 510ᵃ.
b)
in der eisenhütte bei frischfeuerarbeiten die erste hitze und streckung mitten auf dem schmelzstück Richter bergl. 2, 650. vgl. zängen, vb.ein gebund stahlstumpen, welche zusammen gewellt und gegärbt werden sollen, meist garbe genannt ebda, von Karm.-Heer.³ 11, 151 als ebenso miszbräuchlich bezeichnet wie der ausdruck zange für eine quantität eisenbleche, die auf einmal unter den breithammer gebracht werden Richter a. a. o.; (man) legt so viele (eisen- und blechstäbe) aufeinander, dasz der entstehende pack oder zange ca. 50 kgr. wiegt Karm.-Heer.³ 1, 566, doch ist die bezeichnung alt bes. als maasz der täglichen arbeitsleistung: wellicher aber bodeneysen schmiden wolt, der sol ... alle tag, so er arbait, nicht mer dünsz plechwerks schmiden ... dann zehen zangen und in jegliche zangen nicht mer eingleichen dann zwainzig sturz Lori bergr. 84 § 76; es soll ein yeder plechhammermaister keinem hertschmid ... auf zehen zangen dünner- und bodenstuͤrtzt nicht mer zu der mynn geben dann zwainzig gulden ebda 86 § 93.
c)
militärtechnisch, ein auszenwerk der festung bestehend aus 2 (= einfache z. oder schere) bezw. 4 (= doppelte z. oder schere) unter einem winkel verbundenen facen: Wallhausen kriegsman. (1616) 19; Stieler; tenaille, eine zange oder scheere Fleming d. vollk. sold. 50ᵇ; 405ᵇ. 563ᵃ, vgl. zangenwerk 2.
4)
als flurname eine lange, schmale (ev. sandige) landzunge zwischen wasser u. moor, bes. nd. tange: Doornkaat-Koolman 3, 392ᵇ; Schiller-Lübben 4, 510ᵃ; ndl. Molema Groning. 415. isl. tangi Vigfusson 625ᵃ; dän. tange Falk-Torp norw.-dän. et. wb. 1246, die eine ablautsform zu tunge zunge annehmen wegen isl. tangi, engl. tang, dän. tange 'angel der schwertklinge', während man sonst an zangenförmige gestalt der landzunge denkt, vgl. gaffel u. gehre als flurnamen Preusz lipp. flurn. 57; 55: bî der Tangen, in den Tangen (oldenb.) Schi.-Lübb.; an der Zangen (1297 hess.) bei Kehrein alt- u. md. wörter a. lat. urk. (1863) 66ᵃ; auf der Zang volksspr. in Nassau 3, 627. vgl. die ortsnamen Tange (Oldenburg 3 ×), Tangen (Pommern), Zang (Württemberg) Meyer orts- u. verkehrslex.⁵ 5, 925ᵇ; 1212; Zange (reg. bez. Cöln) Brunckow 1, 937ᵃ, sowie die zuss. Sand-, Holt-, Feldtange u. s. w. bei Schill.-Lübb.
III.
die bezeichnung zange, bes. in ihren verkleinerungsformen, hat schon sehr früh auf das bedeutend ältere, ganz anders entstandene, eintheilige greifinstrument übergegriffen, die pincette, bei der im gegensatz zur zweitheiligen zange weder charnier- noch hebelprincip besteht, deren eigner, alter name kluft ist (vgl. th. 5, 1266, 7 a, kluppe 1, klobe 5 b): emunctoria ... cluft gl. 3, 299, 27 aber zanga 3, 272, 54; munctoria colezanga gl. 3, 374, 55, cloft vel czange Dief. gl. 201ᶜ sieh noch unter kluft 7 a. in dieser bedeutung gern verdeutlicht als cluftzange Dief. 242ᵇ, kluppzange Lueger 7, 137, rupfzange volsella Steinbach 2, 1071, zupfzange Schlemm wb. z. vorgesch. 426, druckz. Sanders, federzange Lueger, 7, 137, noppzange = weberzange Sanders. angewandt als emunctorium s. o.; guldeine czangen (Luther schnautzen) 1. kön. 7, 49 Wenzelbibel; die tange, daer men mede uut dede tlicht, was al goudin bei Verdam 8, 68, als forceps igniaria ein klufft, fewrzang Orsäus 185, als zuckerzange s. th. 16, 314, als haarzange: schon prähistorisch vgl. C. Schuchhardt Alteuropa 272, die griech. τριχολαβίς, lat. volsella: (den bart) reiszen (die Magindaner) mit kleinen zangen aus G. Forster 4, 257; ihr guten augenbrauen! ihr sollt durch hülfe einer kleinen zange noch so schön werden, dasz ... J. E. Schlegel w. 5, 154, im handwerk zum erfassen kleiner gegenstände von gold- und edelsteinarbeitern, uhrmachern, tuchmachern u. s. w. als goldzange, kornzange, korrigierz. (setzer) u. s. w. Jacobsson 2, 139ᵃ; Schumann Lüb. 58; Sanders; Prechtl 3, 354; 7, 149; Lueger² 7, 137.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1925), Bd. XV (1956), Sp. 216, Z. 68.

2zangen, zängen, vb.

²zangen, zängen, vb.,
mit der zange fassen, halten Campe, kneifen lux. wb. 496: die steine (werden) ... aus dem Haffe ... herausgezangt globus 7 (1865) 85ᵃ; Frischbier 2, 486ᵇ, vgl. steinzange sp. 219 I 2 b. techn. das hämmern der luppen, um sie für die zange faszbar zu machen Scheuchenstuel 267; Unger-Khull 643ᵃ, und die innere flüssige schlacke herauszupressen H. Ost lehrb. d. chem. techn. (1918) 690; Muspratt³ 2, 718; Karm.-Heer. 3, 26: so sollen die ... schmid ... eisen zengen Lori bergr. 89.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1925), Bd. XV (1956), Sp. 225, Z. 19.

1zangen, vb.

¹zangen, vb.,
mit den zähnen fassen, ahd. zanigôn, mhd. zanegen mhd. wb. 3, 849ᵃ; vgl. zahnen 3: zünglîn zangen liebesspiel des züngelns treiben Osw. v. Wolkenstein 36, 30 Schatz; subst. inf.:
dieweil ihr (flöhe) ewer grewlich zangen
an kindern gleich habt angefangen
Fischart flöhh. 51 ndr.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1925), Bd. XV (1956), Sp. 225, Z. 12.

2zangen, zängen, vb.

²zangen, zängen, vb.,
mit der zange fassen, halten Campe, kneifen lux. wb. 496: die steine (werden) ... aus dem Haffe ... herausgezangt globus 7 (1865) 85ᵃ; Frischbier 2, 486ᵇ, vgl. steinzange sp. 219 I 2 b. techn. das hämmern der luppen, um sie für die zange faszbar zu machen Scheuchenstuel 267; Unger-Khull 643ᵃ, und die innere flüssige schlacke herauszupressen H. Ost lehrb. d. chem. techn. (1918) 690; Muspratt³ 2, 718; Karm.-Heer. 3, 26: so sollen die ... schmid ... eisen zengen Lori bergr. 89.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1925), Bd. XV (1956), Sp. 225, Z. 19.

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Zitationshilfe
„zangen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/zangen>.

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