Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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zapfen, m.

zapfen, m.,

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form: die ältere nominativform zapfe heute noch volkssprachlich im nichtapokopierenden Mitteldeutschland, litterarisch stets bei Luther und bis ins 18. jh. gebräuchlich; die durch e-abfall entstandene form zapf, in Oberdeutschland seit der mitte des 16. jhs. nachweisbar, bedingt gelegentlich starke formen, so einen dat. zapf Baggesen poet. werke 3, 212, einen pl. zäpfe Steinbach 2, 1071; der pl. zäpfen heute in der bair. mda. aus der seit ende des 15. jhs. bezeugten nominativform zapfen (ältester beleg bei Braunschweig chirurg. (1497) 70ᵃ ergiebt sich für den gen. die neue endung -ens, welche seit dem letzten drittel des 16. jhs. auftritt. kaum noch begegnet umlaut (oder altes ë? vgl. österr. mdaa.) als fortsetzung des ahd. zepfo, mhd. zepfe, so zaͤpffen pl. Dannhawer catechismusmilch 2, 35. ein gemeingermanisches wort: ahd. zapho, ags. tæppa, mnd. tappe, md. zappe, altn. zufällig nur als verbum tappa belegt; vom ahd. aus als zaffo ins ital., von der unverschobenen form aus als frz. tape, tapon, span. tapon entlehnt. zu einer germ., im idg. unbezeugten wurzel tab-, tapp- (aus tabn–́), deren bedeutung tappen, tasten, zupfen, sich eilig bewegen ist.
bedeutung: germ. tappan- ist in magischer benennung, wie sie bei geräthenamen häufig ist (beispiele bei Wilmanns 2 § 152, 1), ursprüngliches nomen agentis mit der bedeutung 'zupfer', 'zieher' (nach jetziger sprachauffassung passivisch als 'der gezogene' zu empfinden) und name des holzpflocks, womit die Germanen das ausfluszloch ihrer holzgefäsze öffneten (diese etymologie schon bei Eberhard-Maasz synonymik³ 6, 231). zur gleichen wurzel gehört zappeln zappeln, zäpfeln refl. sich eilen, streiten, putzen, md. tappen zupfen, tappen tappen. auch zopf und zipf, zipfel stehen nahe. die j-bildung germ. *tappjan-, ahd. zepfo, mhd. zepfe besitzt die eingeschränkte, bereits abgeleitete bedeutung traube, rispe, ähre. die lat. wbb. übersetzen das den Romanen fremde geräth etymologisch richtig mit duciculum, ducibulus, dulcitrum Diefenbach n. gl. 142ᵃ, 192ᵃ, asciculus ein zapffen, daran etwas herumbleufft Corvinus 102, wogegen epistomium, obturaculum, obturamentum Maaler 512ᵇ, Frischlinus nom. 302, Calepinus 487ᵇ, dict. nominum verborumque v. 1620, 57ᵇ, Steinbach 2, 1071, Frisch 2, 464ᵇ den vorgang des verstopfens, zustoszens benennen; obthuramentum, womit man etwas zustosst, ein zapff Corvinus 426, ebenso Frisius 900ᵃ. s. auch Steinmeyer 3, 156, 49 f., 214, 24; 645, 2. für den holzpflock zur verbindung von holztheilen tritt zapfen erst als ersatz des ursprünglichen ausdrucks döbel, dübel (th. 2, 1198) auf, s. M. Heyne d. altd. handw. 14.
1)
der zapfen eines fasses, einer tonne oder anderer gefäsze und von röhren, ein kegelförmiger holzpflock, der gelockert wurde, so dasz die flüssigkeit an ihm herumflieszen konnte. die alten fässer hatten nur eine obere öffnung zum zu- und abfüllen M. Heyne hausaltertümer 2, 365; erst später wird ein kleineres loch für den unteren theil des faszbodens angebracht, um mittels eines besonderen längeren zapfens, des laszzapfens (laszzapff Dasypodius germ.-lat. (1537) G g g 8ᵃ), wein zu entnehmen; bald aber wird ein hölzernes leitungsrohr mit einer drehbaren vorrichtung zum öffnen und verschlieszen, wofür der name pipe aus mlat. pipa wasserrohr und das wort han (s. hahn th. IV 2, 164, 8) aufkommt, eingeführt, ebda 366. die wbb. haben hierfür auch den griech. ausdruck clepsydra (clepsydra han vel bipp Diefenb. 127ᵃ (von 1429), nov. gl. 96ᵇ), auch emissarium Diefenb. 200ᶜ; mit amicinum mundstück eines weinschlauchs wiedergegeben Diefenb. 30ᵇ, nov. gl. 20.
a)
eigentlich als voller nach unten verjüngter runder holzstöpsel vom bier- oder häufiger, weil in Süddeutschland der weingenusz überwiegt, vom weinfasz; der z. wird gewöhnlich herausgezogen: zohe ein zapffen usz einem fasz und liesz im (sich) den wein usz J. Pauli schimpf u. ernst 227 lit. ver.; zuckten haimlich die zapfen von den fassen Knebel chron. v. Kaisheim 449 lit. ver.; den zapfen ziehen dolium epistomio aperire Stieler 2599; noch bei Gaudy s. w. 13, 83 ; übertragen: es ist ein mann, mit dem sich gut reden läszt, und ich habe die zapfen meiner gefäse, wie er angeklopft hat, gar freundlich ausgezogen und mir auch dagegen von dem seinigen reichen lassen Göthe IV 4, 89 W.; ausgezogen auch: saufft sich voller weins und verleurt den zapfen zum fasz J. Frey gartenges. 10 lit. ver.; nur gelockert: drehte den zapf und spund G. Freytag ges. w. 1, 281; gewaltsam abgeschlagen bei Montanus schwankb. 12 lit. ver.; übertragen: mit der ohrfeige hatte ... der melker dem mädi den zapfen aus dem redefasz geschlagen und heraus sprudelte eine zornesflut Gotthelf ges. schr. 3, 189; von innen ausgestoszen wird der z.:
der junge most vergoͤrt im hausz
und stoͤszt dem fasz den zapfen aus
Zend. a Zendoriis teutsche winternächte 342;
übertragen (auch von innen!): Christus stoszet dem fasse den boden, zcappen und reyffen aus Luther 29, 130 W.; Görres ges. br. 3, 175; beschrieben im allgem. haush.-lex. 3, 784; Chomel öc. u. phys. lex. 8, 2383; s. Adelung² 4, 1653, Campe 5, 812ᵇ; Diefenb. s. v. broca 82ᵃ.
b)
verschlusz anderer holzgefäsze wie tonnen, zuber, bottiche, welche oben offen sind und meist nur im boden eine abfluszöffnung besitzen: eine jede (bütte soll) ... ein zapffenloch haben, darein ein hültzern zapffen ... gesteckt kan werden L. Ercker beschreib. all. mineral. ertzt 127ᵇ; das ander ende band ich an den zapffen eines bauch-zubers Grimmelshausen Simplic. 131 ndr.; von einer feuerspritze Göthe IV 10, 58 W.; von hölzernen waschgefäszen und bottichen für die bierbrauerei und essigfabrikation u. a. S. Fr. Hermbstädt grdr. d. technologie 232. 400. 405. 439. 449 f. 476; von der salzsiederei: durch ausziehung zweyer in solchen kahne ... steckenden langen höltzernen zapffen die sole ... laufen lassen Fr. Hondorff das saltzwerk zu Halle 30; von der gieszerei: stoszt den zapfen aus! Schiller 11, 310 G.
c)
verschlusz von röhren: den zapfen der prunnrœren öffen Lexer 3, 1030; an der flöte: J. J. Quantz anweis. die flöte zu spielen 27; häufig verschlusz des teichgerinnes, durch welches dieser abgelassen wird, während die fluter die wasserhöhe selbsttätig regeln: der groͤste unkosten so auff die weier gehet, ist die unterhaltung der graͤber und wassertaͤmme, sampt seinen zapffen Sebiz feldbau 466; teichzapfen pila Stieler 2599; von gefaszten quellen bei Göthe IV 23, 10 W.; ebda III 3, 234; bildlich: und alledem willst du den zapfen vorstecken und das glück an der quelle verstopfen? G. Keller ges. w. 6, 283. — eine neuere vorrichtung, striegel, beschrieben bei J. Weisbach lehrb. d. ingenieur- u. maschinenmechanik 335; dafür oberbair. topf (th. XI¹, 819); auch verschlusz einer zapfschleuse: tappe Lübben-Walther 399ᵃ.
d)
mit senkrechtem, drehbarem sperrstöpsel, der in der längsrichtung der röhre durchbohrt ist, versehene abfluszröhre, auch hahn oder krahn genannt, jetzt meist aus metall: der wîn ûz dem zapfen klinget Graff diut. 1, 316; zwo schnaussen odder rörlin ... wie an eim fasz der zapffe Luther 23, 565 W.; ebda 33, 436; der zapff ist klein und laufft gemach (als entschuldigung für das späte erscheinen des zapfers) Wickram 6, 144 lit. ver.; als zufluszvorrichtung: ain grosser mössiner zapf oder han, dardurch der sauerpronn in die deychel gelait wurde schwäb. 1553 bei Fischer 6, 1047.
e)
stöpsel auf flaschen und krügen; die belege meist bildlich gemeint: es ist ein rechter zapff für die fleschen (um zwei zu einander passende personen zu bezeichnen) S. Franck sprüchw. (1541) 1, 47ᵃ. 2, 10ᵃ; er war eben ein zapff fuͤr dise flasch, dann faul eyer und stinkend butter gehoͤren zusamen Fischart geschichtklitt. 69 ndr.; ders. pod. trostb. 78 H.; sonst noch oft bezeugt; A. Schellhorn sprichw. 68; Wander 5, 500; er ist ein rechter zapf auf diesen essigkrug aus Nas citiert bei Wander 5, 500; aber disem essigkrug haben die vermeinten evangelosen disen zapffen erdacht Joh. Nas antipapist. eins u. hund. 4, 355ᵇ; verschlusz eines irdenen destillierkruges Thurneyszer alchym. 18.
f)
alt mit bezug auf das verzapfen von getränken aus dem fasz: in berhusen, dar ber veyle is to deme tappen, dar de rode steket (als zeichen des ausschankes) Gosl. stat. 50, 31 bei Schiller-Lübben 4, 511ᵃ;
laszt uns vor dem zapffen ligen
bisz an liechten tag
Moscherosch gesichte (1650) 2, 213;
und wuchs disz jar so vil weins, dasz man das nachgeend jar zu dem zapffen feil fandt ein masz umb ein helbling so vil man wol S. Franck Germ. chron. (1539) 348ᵇ; meum est propositum in taberna mori, verdeutscht:
ich will einst, bei ja und nein!
vor dem zapfen sterben
Bürger s. w. 50 Bohtz;
die wirth ... und die andern, so allein unter dem zapffen den wein und bier ausschencken H. Guarinonius grewel 846; verziest sollten werden alle in fässern oder vom zapfen verbrauchten getränke handb. d. staatswiss.³ 1, 22ᵇ; zum rinnenden zapfen nennt das volk in Österreich das unweit Wien gelegene stift Klosterneuburg, weil es viele weinberge besitzt J. Kell wanderungen in Österr. 42; das mensch, so vorm zapffen sitzen solte (um zu zapfen) Grimmelshausen 2, 417 Keller; der tanz dauert so lange, bis der zapfen fliegt (d. h. so lange bier vorhanden ist ...) F. M. Böhme gesch. d. tanzes 166; es war gut bier, aber der zapff ist ab, d. h. das fasz ist leer A. Gartner dicteria proverb. 49ᵇ. 93ᵇ; dagegen tap to! Doornkaat-Koolman 3, 393ᵇ vom ende des ausschanks (s. zapfenstreich); wein beim zapfen schenken in kleinen portionen verkaufen Stalder 2, 465; ebenso Fischer 6, 1047; vor'n tappen sitten von der magd, welche das bier bey kleinigkeiten auszapfet brem. wb. 5, 24; das fasz gehet am zapfen es wird ausgeschenkt Adelung² 4, 1653, Campe 5, 812ᵇ, vgl. fasz, das zu zapfen gehet dolium apertum Stieler 2599; unser leben ist gleich dem weine, der lange zu zapffen geht, wird endlich sauer G. Treuer deutsch. Dädalus 1, 78; das saur scherbier am zapffen Fischart binenkorb (1588) 223ᵃ (s. zapfenbier); mit bezug auf das schankrecht: ez sol auch chein litgaebe chainen zaphen haben des wins den er geliche git wan einen Augsb. stat. 194 bei Fischer 6, 1047; und das m. g. f. und herr einen zapfen ufgerichtet und gemeiner staidt einen gemeinen zapfen renischen wein ... zu schenken aus genaden wollen zulassen (1557) qu. z. rechtsgesch. d. stadt Marburg 1, 421; den tappen hawwen Bauer-Collitz wald. 103ᵃ; als nominativ dafür zapf noch jetzt üblich: obd. zapf ausschank (der zapf einer restauration ist zu verpachten) H. Paul wörterb.² 671ᵃ; den zâp brengt em vill ân (ein) seine schankwirtschaft geht gut lux. wb. 497; zapff heysset auch bey etlichen ein wirtshausz Duez germ.-gall.-lat. (1642) 2, 468ᵃ; voc. v. 1663 bei Schöpf tirol. id. 825.
2)
seit ahd. zeit in umgelauteter form (doch weisen österr. mdaa. auf altes ë) für den blüthen- oder fruchtständer von pflanzen, ahd. zepho vel gebroz cithisis, zepphe citicum, frumentum vel genus fruticis Graff 5, 640, mhd. zepfe traube, rispe, ähre Lexer 3, 1060, zepfe vel gebroz, cithisis Diefenb. 124ᵇ, noch im bairischen: zepfen m. (von der tanne, dann traube, rispe, ähre) Schmeller 2, 1143, vgl. Fischer 6, 1125; sonst ohne umlaut: conus ein dannzapff Calepinus 333ᵇ; conus ... pro fructu pini, ein zapff oder zirbelnusz Corvinus 533; dannzapfen strobilus seu conus pineus Stieler 2599; am häufigsten von dem fruchtträger der tanne u. a. nadelbäume: wann man auch zapffen von kienholtz umb die bäum herumstecket, so verderben alle würm darvon M. Herr feldbau 138ᵃ; vom füchtenbaum ... die zapffen soll man mit keynem eisen auffprechen Sebiz feldbau 267; aus welchen gleichen je ein zirbel oder zapfe wächst Tabernämontanus kräuterb. 1373; von der tanne H. F. v. Fleming vollk. teutsch. jäger 394; W. Hauff s. w. 4, 329; Freiligrath 1, 114 und überhaupt allgemein; die fichte war in der Schweiz wie im Bodenseegebiet sicher vorhanden, was durch die zapfen und samen bezeugt wird Hoops waldbäume 87; ebenfalls von fichten Rosegger schrift. 1, 82; zirbelfichten ..., deren essbare mandeln in den pinienartigen zapfen aber selten reif werden Ritter erdkunde 2, 1035; von kiefern: die zapffen oder zicken von vorchenen baumen forstordnung Oberpfalz 1565 in Schwappach handb. d. forst- u. jagdgesch. 1, 415 anm. 18; D. F. Strausz schr. 6, 127; Freiligrath 6, 29; von cypressen Göthe III 1, 204 W.; von araucaria ders. IV 35, 273 W.; von arven Brehm thierleb. 1, 599 Pech.-L.; von lärchen allg. dtsche bibl. 3, 176; zapfe: heisset auch die schuppige frucht des tangelholtzes, nemlich der kiefern, tannen und fichten allg. haush.-lex. 3, 784; Chomel öc. u. phys. lex. 8, 2383; bilden die samenständer (der nadelhölzer) holzige zapfen oder scheinbeeren Schlechtendal flora v. Deutschl. 2, 4; in der mundart: Fischer 6, 1048, Seiler Basl. 323ᵇ; im niederdeutschen diese bedeutung unbekannt; auch für den blüthenstand des haselstrauchs Birlinger wb. z. volkstüml. 95 (schon mhd. haselzapfe); vom walnuszbaum: solcher baum bekommt im anfang des frühlings oder lentzen lange zaͤszlichte zapffen Hohberg georg. cur. aucta 348ᵃ; für den maiskolben G. Chr. Lichtenberg briefe 3, 2; Schmeller 2, 1142, Martin-Lienh. 2, 910ᵇ.
3)
infolge der ähnlichkeit der gestalt auf herabhängende oder herausstehende gebilde übertragen.
a)
sehr verbreiteter name für das zäpfchen, die uvula, im munde des menschen (nd. dafür hûke f.), uofür aber meistens das diminutiv (s. d.) gebräuchlich ist: uvula ... der zopf (!) oder zäpfflein im halse Corvinus 1021; sie verlor durch ihre unersättlichkeit (im liebesgenusz) beynahe den zapfen d. Leipziger avanturieur 1, 188; Chr. Reuter Schelmuffsky 95 ndr.; der zappen ist mir gefallen Chr. Weise niederl. bauer V 6 (zs. f. d. wortf. 2, 35); die alte ... frau ... 'hob die zapfen' Gutzkow ges. werke 1, 99; Campe 5, 812ᵇ; lux. wb. 497ᵃ; Hönig 206ᵇ; Hentrich Eichsfeld 3; seltener für den adamsapfel: Martin-Lienh. 2, 911ᵃ.
b)
für andere anatomische gebilde; für das männliche glied: zfasznacht leicht er mir sein zapffen (obscön) Keller erz. 186 lit. ver.; vgl. und legen einen hültzern zapfen (eines fingers dick und lang, so hinten zu ende geschnitten mit zweyen runten kügelein, nach der gestalt eines männlichen gliedes) daselbst nieder Chph. Arnold wahrhaft. beschreib. (1672) 329; Follmann lothr. 553ᵃ; Unger-Khull 641ᵃ; vgl. den personennamen Wackerzapf, der wie Wackernagel obscön gemeint war; dazu zapfen lues venerea Schmeller 2, 1142 ? von sonstigen fleischigen oder knöchernen gebilden: der körper oder ... die fortsetzung des zapfens des hinterhauptsstücks ist am dicksten und stöszt ans riechbein Sömmerring vom baue des menschl. körpers 2, 46; auch 5, 716 u. 7, 184; in den nasenlöchern der seeadler J. A. Naumann naturgesch. d. vögel 1, 225; an der zapfenqualle Oken allgem. naturgesch. 5, 209; für den grundstock des gehörns der säbelantilope Brehm thierleben 3, 372 Pech.-L.
c)
eiszapfen: stiria Calepinus 1384ᵃ; ihr zapffen, die im fall, gefroren werden wie crystall G. Treuer dtsch. Dädalus 1, 436;
doch denke, ...
dass, wie ein zapffen eiss zu einer ofen-krücke
sich dieses carmen auch zu deinem abschied schicke
wenn eis am dach in zapfen hängt
Herder 25, 55 S.;
die langen eisgen zapfen
O. Ludwig ges. schr. 1, 47;
die zapfen (von eis) hol der teufel!
den zapfen (zum schenken) lob ich mir
Freiligrath ges. dicht. 1, 71;
noch ungefroren:
von seiner (des Rheins) nasen und bart flieszen
vil wasserzapfen lang und klar
R. Weckherlin 1, 100 lit. ver.
d)
mineralogische gebilde von langer kegelförmiger gestalt: wie der zapff von dem salpeter Paracelsus chir. (1618) 85; L. Fronsperger kriegsbuch 1, 155ᵃ; zu Goszlar findet man gantze selbgetroffne zapffen an den farten, damit man schwertzet und ferbet Joh. Mathesius Sarepta 123ᵃ; basaltausbrüche ... hat man mehrmals in schmalen zapfen endigen sehen A. v. Humboldt kosmos 1, 270; an der lava Göthe III 1, 333 W.; die hangenden gebilde in tropfsteingrotten II 10, 40 W.;
ich war in einem dunstigen gemach,
langsame tropfen glitten von den wänden; ...
was mögen diese langen zapfen sollen?
Droste-Hülshoff werke 2, 101;
Hirschfeld gartenk. 3, 85; danach benannt: stark gefärbtes glas wird auch in form von stangen, zapfen genannt, in vorrat gehalten, um nach bedarf durch zusatz desselben bestimmte farbentöne in der glasmasse ... zu bilden O. Leneček gewerbl. materialienkunde 314.
e)
einjährige triebe der weinreben, die man auf 2—5 augen schneidet, während die gerten lang gelassen werden Martin-Lienh. 2, 910ᵃ; Fischer 6, 1048; Krünitz 241, 22; kurze zapfen, schöne trauben Wander sprichw.-lex. 5, 500. — auch die pflanze prunella vulgaris, die als z. oder mundfäulkraut bezeichnet wird C. A. Fechner erkl. volksth. pflanz. 10; österr. Pritzel-Jessen 69ᵇ.
f)
die tropfenartigen zierate am gesims und fries der dorischen tempel, lat. guttae: Chomel öc. u. phys. lex. 8, 2383; auch: eine ... herme, versehen mit zapfen und einem untersatz Ed. Gerhard akad. abh. 2, 568.
4)
der ursprünglich hölzerne pflock, durch welchen holztheile in geräthen miteinander fest verbunden werden, an die stelle des ausdrucks döbel, dübel (s. vorn u. th. 2, 1198) getreten; darum diwel-z. Follmann 553ᵃ; beschrieben bei Kregenow-Samel gerätkunde 2, O. Leneček gewerbl. materialienkunde 445; vgl. Campe 5, 812ᵃ; zween zapffen sol ein bret haben, das eins an das ander müge gesetzt werden Luther 2. Mos. 26, 17; ebenso Zürcher bibel von 1531 a. a. o.; ein zapfen in dem bret. der aufrecht auf dem bret stat ... von dennen holtz H. Braunschweig chir. (1497) 70ᵃ; an das überbliebene theil des bodens wird ein bretlein hinden mit zweyen zapffen ... bereitet J. C. Aitinger jagd- u. weidbüchlein 194; holzpflöcke zwischen quadern C. Ritter erdk. 1, 708; spöttisch vom zimmermann: grosse löcher, kleine zapfen Fischer 6, 1047; broca Diefenb. 82ᵃ; broche Duez nomencl. 93; troces (statt proceres, 461ᵇ) balk-zappe Diefenb. 598ᶜ; hölzerne balkenzapfen paxilli Stieler 2599; jetzt aus dem holz an der berührungsfläche herausgeschnitten; ferner zur loseren verbindung, zum aufliegen oder zum drehen, am ende eines körpers angebracht und in ein loch oder lager des anderen körpers hineingepaszt, aus holz oder metall: auff das die laden mit der püchssen leychtlich zu bewegen sey, sol sie ... unden in der mitt einen runden eysznen starcken zapffen haben A. Dürer underricht F 2ᵃ; an wellen, uhrrädern: item 4 m. ane 1 ferto vor 15 zappen zu den wellen (an einer mühle) d. Marienburger treszlerbuch 11 Joachim; ebda 118; beschrieben bei Poppe encyklop. d. ges. maschinenwesens 5, 589; Krünitz 241, 20; Beil technol. wb. 1, 666; F. Th. v. Schubert verm. schr. 4, 331; Chomel 8, 2383; vgl. Campe 5, 812ᵇ; Fischer 6, 1047; zu beiden seiten am hinterende des geschützrohres, womit dieses in der lafette liegt, schildzapfen: die pfannen (der lafette), worein die zapfen (des rohrs) kommen v. Fleming vollk. teutsch. sold. 61; auch an büchsen und gewehren: als diser künig Jacob belagert das schloss, ... sprang auss einer grossen büchsen ein höltzerner zapffen Münster cosm. 118; die frei hervorstehenden vorsprünge an gegenständen:
es waren
unten an jedes (brett) zween zapfen gemacht und unter den zapfen
füsse von silber gegossen
Bodmer Noah 14;
statt des ... pfeilers machte man eine (figur) von holz ..., welche auf einen zapfen gestellt wurde Vieth encyklop. d. leibesübungen 1, 271; ähnlich A. Furtwängler beschreib. d. vasen Berliner museen 154; die ... seitenbretter sind durch bewegliche zapfen mit zwei pfosten verbunden Göthe II 5, 1, 78 W.; die zapfen, an denen man die steine transportirt, sind an den stufen des tempels nicht weggehauen ders. 31, 153 W.; dieser zapfen war an einem stückchen leder befestigt H. Seidel Leberecht Hühnchen 145; vgl. C. Hennenberger preusz. landtaffel 11 ; ebenso allgem. haush.-lex. 1, 204ᵃ; morgensternartig mit zapfen besetzt Ratzel völkerk. 2, 44; vom drehbaren zapfen des wunderpferdes in 1001 nacht G. Chr. Lichtenberg verm. schr. 2, 383; une cheville, ein zapff, ein höltzerner nagel Duez nomencl. 77; vgl. zapfenbrett; auf bergwercken ist es das unterste ausgehauene ende der schachtstempel Chomel öc. u. phys. lex. 8, 2383; Minerophilus bergwerckslex. 772; schon bei G. Junghans gräublein ertz (1680) F i i j b; die kapitelle ... haben ... sichtbar zu machen, dasz die säulen das gebälk tragen und nicht wie zapfen hineingesteckt ... sind A. Schopenhauer w. 2, 484 Gris.; bildlich vom verfall der Straszburger hochschule
der ghuͤbel oben auch will nicht mehr auffrecht bleiben;
die ruͤgel lassen nach, die zapffen faulen ab
Rompler v. Löwenhalt erst. gebüsch s. reimgetichte 99.
5)
verschiedenes:
a)
suppositorium, stuhlzäpflein, pfropf zur beförderung des stuhls (meist als dimin., s. d.); für offene wunden: tappen van heyden (heede, werg) Gothaer arzneibuch 96 Norrbom; in die nase: nimm ... das wisz von eim ey und schlage das under einander und mach dorusz zapffen mit baumwollen, und stosz die in die naszen Gersdorff wundarzn. (1517) 30ᵃ, vgl. Martin-Lienh. 2, 911ᵃ (schlisszäpfel). pessarium: hirtzen marg ... in seyden eyngewicklet, gerüstet wie ein zapff, und in die scham der weyber gethon, sol wunderbarlich ir zeyt haͤrfür bringen Forer Gesners thierbuch 82ᵃ; das saugläppchen der säuglinge, der schnuller: Birlinger wb. z. volkstüm. 82; s. Martin-Lienh. 2, 911ᵃ (nullen-).
b)
durch den begriff des zupfens aus einer masse entsteht der sinn handvoll, bündel, schütte stroh, wisch (schwed. tapp), das büschel wolle (schwed. tapp, frühnhd. zappe f. zotte Götze gloss.² 234ᵃ, zappeⁿ m. klumpen mist, haar [Rhön] Schmeller 2, 1142, grobe wolle N. Frischlinus nomencl. 63); vgl. e und zopf II 2, th. XVI, 79.
c)
nach der gestalt: eine art fastnachtsküchlein, teigklöszchen Martin-Lienh. 2, 910ᵇ; Follmann 553ᵇ; papiertüte mit zuckerstaub Martin-Lienh. 2, 911ᵇ; Krünitz 241, 22.
d)
übertragen: das monatliche oder vierteljährliche gehalt eines beamten Seiler Basl. 323ᵇ.
e)
die wurzelverwandtschaft mit zopf ersichtlich aus folg. angaben: z. ... bedeutet etwas das steiff anstehet, und ist eben das wort zopf erklärt Diedr. v. Stade in den erläuter- u. erklärung 176 zu 2. Moses 26, 17; ein baum ..., von seinem stamm bis in den zapf ist nie ein kegel allg. d. bibl. 88, 14; dithmars. tapp zopf brem. wb. 5, 24; vgl. zapfen ende eines (schacht-)stempels (ob. 4).
f)
ebenso mit zipfel zusammengehörig: zäppeⁿ zipfel z. b. an einem halstuch Kehrein 1, 451; Schmidt westerw. 336; zâp handzipfel lux. wb. 497; zapfeⁿ zacken am haubenband Fischer 6, 1048.
g)
nd. he krigt sinen (richtigen) tappen (af) er fällt dabei herein, bekommt seinen denkzettel (Woeste 268ᵃ, Mi meckl. 92ᵃ, Fr. Reuter 2, 39 [Wismar 1885] u. ö.), vgl. meckl. de kann ok kenen gahn laten, he gifft jeden sinen tappen mit und enen tappen anhängen zu ostfrs. tap schlag, klaps, mengl. tappen leicht schlagen; dagegen nd. taps tölpel, ungeschickter kerl zu nd. tappen ungeschickt u. vorsichtig auftreten, tappe pfote u. mnd. tapen tappen. diese bedeutung hat auch das hd. z., vgl. frühnhd. baurenzapfe bauernlümmel; heinz, es frantzosischen zapfen in Leyptzig! he, ihr ...! J. J. Schwabe volleingeschancktes tintenfässl 15; zappeⁿ einfältiger mensch Unger-Kh. 641ᵃ, Follmann 553, wogegen z. dicker knirps von zapfen ausgeht; auch als personenname Zapf, Zapp, Zepp u. ä. häufig (Kehrein 3, 113, Fischer 6, 1048); in der soldatensprache zapf feldwebel O. Mauszer 15.
6)
übertragen aus dem gebrauche von nr. 1 a für trunkenbold reich bezeugt, eigentlich 'vollgesogen wie der zapfen des fasses', daher meist mit voll; im nominativ stets in der kurzform; (meist nur obd.) belege vom 16. bis anfang d. 18. jhs.:
der kerner ist ein voller zapff,
füllt sich im wirthshauss wie ein krapff
H. Sachs 9, 14 lit. ver. u. öft.;
es ist ein huffen voller zapffen,
die nüt dan alles unglück schaffen
schweiz. schauspiele 2, 203 Bächtold;
durch Selim ein vollen zapffen Fischart discours F III b; S. Franck trunkenheit F 4 b; A. H. Bucholtz Herkuliskus 5; ein voller z. ligt stets im luder und wirtshauss H. Guarinonius grewel 15; Seb. Münster cosm. 236;
lasz mich ongfitzt, du voller zapf
N. Frischlin dtsche dicht. 125 lit. ver.;
voller zapff, der allem wollust, frässerey und büberey ergäben ist, asotus Maaler 512ᵇ; ein voller zapf redet die wahrheit in vino veritas Dentzler 1, 866ᵃ; md.: die vollen zappen theatr. diab. 1, 252ᵇ; Ringwaldt d. laut. wahrh. 66; jüngster beleg (-pf) bei P. F. Sperling Nicodemus quaerens (1719) 2, 475; seltener mit unflectiertem adj.: der vol zapff Wickram 3, 107 lit. ver.; Fischart geschichtklitt. 88 ndr.; bekommen toll voll zapfen zu männern J. Herold christ. ee inst. 169ᵃ; voll zapfen nom. pl. ebda 169ᵇ; vollzapf Stieler 2599; auch Adel., Campe. dann auch den vollen viehischen zapffen H. Guarinonius grewel 106 und ohne voll, wobei der sinn aus dem zusammenhang hervorgeht:
so macht der zappf dann glunck glunck glunck
Seb. Brant narrensch. 78 Z.;
den bezechten zapfen Harsdörfer frauenz.-gesprechsp. 2, 94; er muss ein zapff oder toller esel bleiben Paracelsus op. (1616) 2, 463; Adelung 4, 1653; Campe 5, 812ᵇ; Fischer 6, 1048 (auch wein-, bierzapfen); vgl. voll wie e zapfen Martin-Lienh. 2, 910ᵇ; übertragen: zapfen rausch Schöpf tirol. id. 825; Unger-Khull 641ᵃ.
7)
redensarten, sprichwörter und bräuche: zu nr. 1 ae: ein grosser z. passt für kein kleines loch Wander 5, 500; zu nr. 1 f: wo der feile z. steht, da hat jeder gleiches recht im wirthshaus gilt hausfriede ebda; das bier und der wein folget dem z. J. Agricola sprichw. F IVᵇ, öfters; wirte und huren bezahlt man vor dem z. d. h. vor dem zapfenstreich Seiler dtsche sprichwörterkunde 376; am z. sparen und am spundloch wieder herauslaufen lassen Wander 5, 500, allgemein; de suge is mit dem tappen weggelopen 'er hat banqueroutiret. die rda. soll daher kommen, dasz jemand das zapfloch mit einer wurzel zugestopft, die ein schwein weggefressen, worauf das bier ausgelaufen' Strodtmann id. Osn. 242; das bier war guͦtt, het uns die sau den zapffen nit zuckt S. Franck sprüchw. (1541) 2, 192ᵇ;
und wo es lang also würdt bleiben,
so kündt wir nit lang wirtschaft dreiben,
die saw würt uns den zapffn hintragen
H. Sachs 14, 291 lit. ver.;
vgl. A. a S. Clara Judas 1, 225; modern: die sau hat den z. gefressen vom wirth, dems bier ausgegangen Fischer 5, 1047; men môt den tappen tôslan der sache ein ende machen, sich vertragen Strodtmann id. Osn. 242 (vgl. nd. taptô unter zapfenstreich sp. 272); man musz den z. abhawen ebenso Chph. Lehmann exil. melanch. 195; den z. abschlagen das trinken abgewöhnen Schmid schwäb. 541; der wein war gut, aber der zapf ist ab Chph. Lehmann exil. melanch. 196; dazu zappen ab! d. i. aus, zu ende! H. Meyer d. richt. Berliner⁷ 154ᵇ; dagegen zappen duster! ebenso u. ebda, neu- u. altmärk. tappen duster aus tappend d., vgl. he tappt in düstern Doornk.-K. 3, 394ᵃ. den z. geben die gäste am letzten tage mit brot, wurst u. hering tractieren M. Spiesz aberglaube d. sächs. Obererzgeb. (1862) 54; wenn alles leer, wird d. z. auf den hut gesteckt Mantzel Bütz. ruhestund. 13, 51; Nic. Gryse leienbib. 2 R 4ᵃ.
8)
diminutiv.
a)
zäpfchen, ursprünglich md., jetzt schriftsprachliche form.
α)
zu allen bedeutungen bildbar, doch nicht für alle bezeugt: z. flaschenstöpsel G. Keller ges. werke 10, 173; von den blüthen- und fruchtständen an bäumen: die weiblichen (blüthen) ..., die sich nach der befruchtung in grüne z. verwandeln H. Zschokke schr. 11, 40; purpurne z. P. Rosegger schr. 10, 58; braune z. A. Stifter s. werke 5, 1, 218; z. minor conus Steinbach 2, 1071; von anatomischen gebilden: eine nath, sutura, wo die knochenränder ... mit ... vorspringenden z. wechselseitig in einander greifen v. Sömmerring menschl. körper 2, 23; stäbchen oder z., die aus dem käse zum kosten herausgestochen werden G. Keller ges. w. 2, 235.
β)
vornehmlich für das zäpfchen im halse, die uvula: dat tzepchin in dem halsz angina Diefenb.-W. 910; zäpfgen allg. haush.-lex. 3, 780; mit einer sprache, welche ein weggefaultes z. verrieth Bahrdt gesch. s. leb. 1, 220; epiglottis das z. J. Kinderling reinigk. d. dtsch. spr. 171; (ich) wollte aufschreien — es war mir aber just, als wäre mir das zäpfchen umgefallen Gaudy s. w. 2, 147; v. Sömmerring menschl. körp. 5, 28; von thieren: J. A. Naumann naturgesch. d. vögel 5², 616; Oken allg. naturgesch. 4, 59; einem das z. aufziehen ihm seinen standpunkt klarmachen (ostpreusz.) Wander 5, 499; Adelung 4, 1653, Campe 5, 812ᵇ; lux. 497ᵃ; zäppchen u. zäppel Follmann 553ᵃ. —
in zusammensetzungen:
der das z. hebende muskel Campe 5, 812ᵃ;
v. Sömmerring menschl. körper 2, XIX;
zäpfchenkraut
s. zapfen- u. zäpfleinkraut.
b)
zäpflein, obd. form, in den mundarten theils auf -le theils auf -el ausgehend, österr. u. unterels. zapfel.
α)
wie unter a: er ... zouch das zäpfflin, da sprang der wein herauss das summer teil der heyligen leben (1472) 154ᵃ b; zepfelin, zepfel ducillulus Diefenb. 192ᵃ; stosz darein ein klein huͤltzen zaͤpfflein L. Fronsperger kriegsbuch 2, 201ᵃ; verstopft solche (löcher am tisch) mit vier zäpfflein Widmann Fausts leben 301 K.; an dasz zündtloch stecket man ein zäpfflein von pantoffelholtz gemachet J. J. Wallhausen kriegsmanual 55; ein kleines zaͤpffel (in der uhr) A. a S. Clara Judas 1, 47; die schlüssel-ringe sind ... so ..., dasz sie ... mit einem schraͤublein oder zaͤpflein bevestigt werden können ders. etwas f. alle 2, 523; zu zapfen 2, wo ableitung aus mhd. zepfe angesetzt werden kann: erstlich bringet er seine grauwe zaͤpfflin oder getreyd, welche ohne frucht abfallen A. Lonicerus kreuterbuch 42ᵇ; von der haselstaude: die gelben zäpflein J. C. Aitinger jagd- u. weidbüchlein 216; hasel-kautzen und zäpflein Frisch 2, 464ᶜ; purpurfarbene z. (der tamariskenbäume) Ritter erdkunde 10, 1020; der birken Zschokke schr. 11, 82; das weinzepflein fruchttraube der berberis vulgaris, das zepflein am brein rispe der hirse Schmeller 2, 1143; winzäpfle n. wegdorn Martin-L. 2, 911ᵃ (ebda andere zusammensetzungen); suppositorium: zapfel voc. 1437 (Lexer 3, 1060); die appodecker und so sy zäpflen darus (aus honig) machen H. Mynsinger v. d. falken 57 lit. ver.; den bauch zu erwaichen, muss man ... zaͤpfflin einlassen Sebiz feldbau 81; stoss ime ein zaͤpfflin saiffen in baumöl genetzt in den hindern Seuter roszarznei (bei Fischer 6, 1047); Paracelsus op. (1616) 1, 360 B; Chr. Wirsung artzneybuch register; zäpffle Maaler 511ᵈ ; mediz. maulaffe 303; balanus ein zaͤpfflein zum stulgang A. Corvinus 103, glans ebda 390; Frisch 2, 464ᶜ; auch für die nase: boumwollen zepflin in dem wasser genetzt und in die nase gestossen H. Braunschweig d. buch d. recht. kunst z. distilieren (1500) 33ᵃ; Gersdorff wundarzney (1517) 23ᵃ; auch: die empfengknuss fürderen seer nachbereite zaͤpflin ... Forer Gesners thierbuch 19ᵇ; die frawen ihre zeit zu befördern pessarium Duez (1664) 2, 761; vorsprung an der stirn: an der stirn uber den augen hats ein zepfflein gehabt, welches ist als ein strausfeder in der höhe gestanden J. Fincelius wunderzeichen (1566) T 4ᵇ. auch: zepffel papilla (zitze) Calepinus 1020ᵇ; zäpfle colostrum am euter der stute vor dem fohlen Fischer 6, 1048; nicht ganz sicher hierher, da eher zu zipfel: zepfel kleine, allzu unansehnliche portion, e zepfel taeⁿ einen kleinen zug thun, trinkend nippen (vgl. zapfen, verb., 3 e), zepfelweis in kleinen portionen Schmeller 2, 1143.
β)
besonders häufig für die uvula: hinden uff der zungen do das zaͤpflin hangt Gersdorff wundarzney (1517) 71ᵇ; das zaͤpffle und zaͤpfflin Maaler 511ᶜ; Joh. Dryander d. ganz. arzenei gemeiner inhalt 12ᵃ; Harsdörfer secret. 1, 511; Chomel öc. u. phys. lex. 8, 2372; alle geschwaͤr oder geschwulsten, so sich im mund oder halsz umb das zaͤpflin erheben, zertheylet und heylet der koͤlsafft M. Herr d. feldbau 148ᵃ; das gleiche der nessel nachgerühmt H. Bock kreutterbuch (1539) 1, 1ᵇ; der möne eingesaltzen ... ist guͦt für das geschwollene zaͤpfflin Heyden Plinius 360; andere mittel bei Maaler 511ᵈ; die schwellung des z. wird durch folgende ausdrücke bezeichnet: das zepfel in der kellen wachset H. Braunschweig recht. kunst. z. distilieren (1500) 56ᵇ;
wem zaͤpflin im halsz nider gschossen,
musz im von Blasio helffen lossen
B. Waldis d. päpstisch reich B bᵃ;
Bode Montaignes ged. u. mein. 1, 310; Duez dict. (1664) 2, 761; dasz den Jesuitern das zaͤpflin drüber herab gefallen W. Holder ber. an die Jesuiter (1589) 26; dem Kätterle fiel vor schreck und sorge um den buben das zäpflein in den hals Ganghofer d. mann im salz 797ᵇ; vgl. Fr. Rückert w. 3, 93; mittel dagegen: zapflein herabfallen und geschwellen aus hitz: da sol man das genick und schultern mit warmen tüchern reiben Chr Wirsung artzneybuch 177; in letzter not soll man den kranken bei den haaren in die höhe ziehen, und mit der kopfhaut soll sich auch das zäpfchen heben ebda 178; ein balsam aus muskatnusz, agtsteinöl u. lavendelöl ziehet auch das zaͤpffel, wann es herabgesunken, wieder hinauf W. H. v. Hohberg georgica cur. aucta 181ᵃ; vgl. Paracelsus op. (1616) 2, 524; sprichwörtlich: das man aber wenig reden ... sol, lert auch die natur, die ... der gurgeln ein zäpflin oder thürlin fürgsetzt S Franck sprüchw. (1545) 1, 105ᵇ; es fallt ihm das zapfl ôbi es sinkt ihm der muth Schöpf tir. id. 825; wbb.: angina Diefenb. 35ᵃ; Dasypod. 292ᵃ; Bas. Faber thesaurus 827ᵇ; epiglossis Calep. 486ᵃ, gurgulio ebda 632ᵃ; luette Duez nomencl. 104; Dentzler 2, 359ᵇ; uva, columella, epiglottis Frisch 2, 464ᶜ; Steinr. 2, 1071; zäpfli Stalder 2, 465; zapfle, zapfel (auch kehlkopf) Martin-L. 2, 911ᵃ; zäpfle (auch kehlkopf) Fischer 6, 1048; Follmann 553ᵇ. —
composita:
zäpfleinfall m.,
zapfelfall das sinken der uvula
P. Rosegger schr. 3, 2, 115.
zapfengeschwer n.,
das zaͤpfflin- und halssgeschwer (geschwür) Heyden Plinius 463. —
zapfenkraut n.,
obd. häufige benennung des zapfenkrautes (s. d.): zaͤpflin- H. Bock kreutterbuch (1539) 1, 116, zepffel- ebda 3, 158; zaͤpflinkraut hippoglossa Dief.-W. 910, cervicaria Diefenb. gl. 115ᵇ; zaͤpffle- Maaler 511ᵈ; auffenblat, hauchenblat, zepffelkraut, hauckblat, beerblat, keelenkraut und zungenblat Chr. Wirsung artzneybuch reg.; Calepinus 650ᵇ, Corvinus 464; auch ziland genannt Duez dict. (1664) 2, 761. —
zäpfleinlüller m.,
wer am zapfen lullt oder lutscht; grob für trinker: lappscheisige scheiszhausfüller und abteckerische zäpfleinlüller Fischart Garg. 15 ndr.
zäpfleinmehl n.,
zäpflim. staub des lycopodium clavatum Stalder 2, 465. —
zäpfleinsauger m.,
= lüller Fischart Garg. 86 ndr.
zäpfleinweh n.,
angina, geschwulst im halsz oder der kelen Calepinus 88ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1925), Bd. XV (1956), Sp. 258, Z. 37.

zapfenkraut, n.

-kraut, n.,
name dreier zur heilung des zäpfchens verwendeter pflanzen, vermuthlich nach der bezeichnung uvularia einer lat. Dioskuridesausgabe der renaissancezeit gebildet. nach Bock echt nur die fremde pflanze laurus Alexandrina (= ruscus hypoglossum L.), von anderen auch die einheimischen gewächse campanula trachelium (noch im 19. jh.: c. tr. halskraut, huckblatt, zapfenkraut Chamisso übersicht 165) und ajuga reptans kriechender günsel (Chamisso 308, Pritzel-J. 14ᵇ) z. genannt. seit Linné überdies die gattung polygonatum mit dem namen uvularia und demnach z. oder zäpfchenkraut belegt. gelehrter mache entsprungen ist zapfenkraut für den schachtelhalm, equisetum, analog zapfenbaum conifere. obscön (zu zapfen 3ᵇ):
mit zapfen-kraut die frewd wirt new
G. R. Weckherlin ged. 2, 430 lit. ver.,
ebenso Logau sinnged. 298 lit. ver. belege: H. Bock kreutterb. (1539) 1, 116ᵃ; N. Frischlin nom. 93; Frisch, allg. haush.-lex., Adel., Campe, Krünitz, Fischer, Martin-L. 1, 533ᵃ, schweiz. id. 3, 916, A. Götze gloss.² 233ᵇ; obd. häufiger zäpfleinkraut bei Fischer 6, 1049ᵃ; zäpfchenkraut F. g. Dietrich lex. d. gärtn. u. bot. 10, 314. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1925), Bd. XV (1956), Sp. 271, Z. 21.

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a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
zapfenzieher
Zitationshilfe
„zapfenkraut“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/zapfenkraut>.

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